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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Luft.
    Mit einem letzten Schwung ihres kecken Hinterteils verkündete Suzette: »Hier ist sie, rischtik heis – Ihre Feuermilsch, M’sieur.«
     
     

23
     
    Flaxman und Cullingham saßen Seite an Seite in ihrem halb aufgeräumten Büro.
    Wächter-Joe war nach einer Nacht unaufhörlichen Saubermachens dem Zusammenbruch nahe gewesen und mußte zu Bett geschickt werden. Er schlief auf einer Pritsche in der Herrentoilette. Unter sein Kissen hatte er die Stinktierpistole geschoben sowie ein violettes Stück Duftbann ,das Zane Gort rücksichtsvoll zur Verfügung gestellt hatte. Zane und Gaspard, die bei Tagesanbruch zur Arbeit erschienen, waren fortgejagt worden, um Joe zu Bett zu bringen und dann die Einbruchssicherungen der Lagerräume mit ihrem wertvollen Inhalt an neugefertigten Büchern zu überprüfen.
    Die beiden Partner waren allein. Es war die magische unbesudelte Stunde vor Beginn der täglichen Sorgen im Geschäft.
    Prompt mußte Flaxman sie besudeln.
    »Cully, ich weiß, wir können die Eier dazu überreden – trotzdem bekomme ich wegen des ganzen Projekts kalte Füße«, sagte er niedergeschlagen.
    »Sag mir wieso, Flaxy«, erwiderte der andere glatt. »Ich glaube, ich weiß schon.«
    »Nun ja, mein lieber Paps hat mir bezüglich der Eierköpfe einen schönen Komplex aufgehalst. Eine Phobie, könnte man sagen. Und wie verdammt schlimm diese Phobie ist, habe ich erst jetzt erkannt. Weißt du, Paps sah die Eier als heilige Verpflichtung an – als etwas, das selbst vor den meisten Familienmitgliedern als großes Geheimnis behandelt werden mußte; etwa als die Art Treuhandschaft, die auch die alten aristokratischen Familien in Großbritannien immer hatten; du weißt schon, unten im tiefsten Keller die gußeiserne Originalkrone Englands, von einem schleimigen Krötenungeheuer bewacht; oder vielleicht ein uralter Großonkel, der bei den Kreuzzügen durchdrehte, ganz grüne Haut und Schuppen bekam und jetzt jedesmal bei Vollmond das Blut einer Jungfrau trinken will; oder vielleicht eine Art Kombination der beiden ganz, ganz unten im tiefsten Verlies, der richtige König von England von vor siebenhundert Jahren, nur hat er sich in ein Kröten-Monstrum verwandelt, das jedesmal, wenn der Mond piepst, eine ganze Badewanne voll Jungfrauenblut trinken will – also jedenfalls haben sie diese Verpflichtung am Hals, und alle sind auf die Wahrung des Geheimnisses eingeschworen, und wenn der Sohn dreizehn ist, muß ihm der alte Vater alles sagen, mit einer Menge ritueller Fragen und Antworten wie: Was schreit in der Nacht? Es ist unser Schützling. Was müssen wir ihm geben? Was er will. Was will er denn? Einen Eimer Blut – und so weiter, und wenn es der Vater dem Jungen sagt und ihm das Ungeheuer zeigt, kriegt das Kind einen Herzanfall und ist hinterher zu nichts mehr zu gebrauchen, außer in der Bibliothek und im Garten herumzuschusseln und seinem Sohn davon zu erzählen. Verstehst du, was ich meine, Cully?«
    »So etwa«, erwiderte der andere einsichtsvoll.
    »Naja, so hat es mein Vater um den Gehirntrust auch mit mir getrieben. Gott, wie mir der Name von Anfang an auf der Seele lag! Schon als kleiner Junge wußte ich, daß meine Familie durch etwas Unheilvolles belastet war. Mein lieber Vater war allergisch gegen Eier und ließ bei Tisch auch keine Silberbestecke zu, nicht einmal verchromte; einmal fiel er schlankweg in Ohnmacht, als ihm ein frisch aus Sheffield angelieferter Roboter ein gekochtes Frühstücksei in einem hochstieligen silbernen Eierbecher brachte. Und einmal brach er auf einer Kinderparty während eines vorher nicht angekündigten Eier-Rollwettbewerbs zusammen. Und dann die geheimnisvollen Telefongespräche über die Kinderstation, die ich mithörte und natürlich auf mein Zimmer bezog. Es war sehr schlimm, das kann ich dir versichern, als ich Paps sagen hörte (es war während der Dritten Anti-Robot-Tumulte): ›Ich glaube, wir sollten uns darauf gefaßt machen, alle nach unten zu schaffen und die Station sofort in die Luft zu jagen – ob Tag oder Nacht.‹
    Um die Sache noch schlimmer zu machen, gehörte Paps zu den Nervösen, die überhaupt nicht abwarten konnten, und so war ich noch nicht ganz neun Jahre alt – keine Spur von dreizehn! –, als er mich zu den Gehirnen brachte und mich allen dreißig vorstellte. Zuerst hielt ich sie natürlich für irgendwelche Robotergehirne, aber als er mir sagte, daß da ein nasses warmes Gehirn in jedem Behälter war, wurden mir die Knie weich, und ich

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