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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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ausreichend dunkelmatt eingerieben, daß er einen Robotkellner darstellen konnte. Jetzt zahlte sich sein masochistischer Einfall aus. Er wußte sofort, was der Raketen-Verlag im Ärmel stecken hatte – einen Zane Gort, der entschlossen war, Zar der Menschenliteratur zu werden. Entsprechend begann er sofort Pläne zu schmieden.
    Während es ringsum zu diesen Reaktionen kam, erschien eine seltsame Truppe im Wort und wand sich zwischen den grünen Tischen hindurch auf die Mitte des Raumes zu. Der Zug bestand aus sechs schlanken, hochmütigen jungen Männern, die Arm in Arm mit sechs dürren, hochmütigen ältlichen Damen einhergingen, gefolgt von einem juwelenbesetzten Roboter, der ein Wägelchen zog. Die jungen Männer trugen auffällig langes Haar, schwarze Rollkragenpullover und enge schwarze Hosen – in dem Aufzug wirkten sie fast wie Panther. Die dürren alten Damen trugen herabfallende Abendkleider aus Gold- oder Silberlame und waren mit Ketten, Armbändern, Pendants und Tiaras aus Diamanten ausgestattet.
    »Mein Gott, Baby«, faßte Homer seinen Eindruck bündig zusammen, »schau dir die reichen Hexen mit ihren schwarzen Gigolos an!«
    Der Zug machte ganz in der Nähe halt. Die Frau an der Spitze, deren zahlreiche Diamanten derart blitzten, daß den anderen die Augen schmerzten, blickte sich herablassend um.
    Homer, der mit seinen Gedanken wie ein schläfriges Kind ins Wandern kam, wandte sich in klagendem Ton an Heloise: »Möchte wissen, wo die Kleine mit der Milch bleibt! Wenn sie da irgendwelche Aufputschpillen reintut …«
    »Es wäre wohl eher ein Liebesmittel zu erwarten, wenn sie meint, daß es sich bei dir lohnt«, erwiderte Heloise mit kurzem Seitenblick, während sie fasziniert die Neuankömmlinge beobachtete.
    Die diamantenbehängte Frau verkündete mit einer Stimme, die sich zum Ausschelten von Hotelpagen eignete: »Wir suchen die Anführer der Autorengewerkschaft.«
    Heloise, nicht schüchtern, sprang auf. »Ich bin das einzige anwesende Mitglied des Exekutivkomitees.«
    Die Frau musterte sie von Kopf bis Fuß. »Sie genügen«, sagte sie. Zweimal klatschte sie laut in die Hände. »Parkins!« rief sie.
    Der juwelenbesetzte Roboter zog das Wägelchen heran. Auf der Ladefläche ruhten vierundzwanzig säuberlich zusammengetragene meterhohe Stapel aus dürren gebundenen Büchern mit herrlich getönten Schutzumschlägen, die ihrerseits einen gewissen Juwelenglanz ausstrahlten. Obenauf ruhte ein unregelmäßig geformtes Gebilde, das durch ein weißes Seidentuch verhüllt war.
    »Wir sind die Litera«, verkündete die Frau, an Heloise gewandt; ihre Stimme hatte den durchdringenden Tonfall einer Herrscherin, die sich auf einem lärmenden Marktplatz verständlich machen muß. »Über ein Jahrhundert lang haben wir in unseren erlesenen Zirkeln die Traditionen des wahren schöpferischen Schreibens bewahrt – in Erwartung des herrlichen Tages, da die fürchterlichen, geisttötenden Maschinen vernichtet und das Schreiben wieder seinen einzig wahren Freunden überantwortet würde – den Amateuren. Im Laufe der Jahre haben wir Ihre Gewerkschaft oft verflucht wegen ihrer Beteiligung an dem Plan, die Metallungeheuer zu unseren geistigen Herren zu machen, aber jetzt möchten wir Ihnen unsere Anerkennung für den Mut aussprechen, mit den tyrannischen Wortmaschinen endlich Schluß zu machen. Ich überreiche Ihnen hiermit zwei Zeichen unserer Wertschätzung. Parkins!«
    Dieses herausgeputzte Muster größter Verschwendung strich die weiße Seide zur Seite und legte die spiegelblanke Statue eines schlanken, nackten jungen Mannes frei, der ein gewaltiges Schwert durch den Rumpf einer Wortmaschine trieb.
    »Seht!« rief die Frau. »Das ist das Werk Gorgius Snelligrews, an einem einzigen Tage gestaltet, gegossen und poliert. Es steht auf der gesamten literarischen Produktion der Litera im letzten Jahrhundert – die schmalen Stapel in pastellfarbenen Schutzumschlägen mit Juwelenstaub, womit wir die Flamme der Literatur während des trüben Maschinenzeitalters, das nun vorüber ist, bewahrt haben: siebzehnhundert Bände unsterblicher Lyrik!«
    Suzette kam ausgerechnet in diesem Augenblick herangewackelt. Sie trug einen weißschwappenden Kristallkelch, aus dem eine blaue Flamme sechzig Zentimeter in die Höhe schoß.
    Sie setzte ihn vor Homer ab und deckte ihn kurz mit einer Silberplatte zu.
    Als sie die Platte wieder fortnahm, war die Flamme erloschen, und der entsetzliche Gestank von verbranntem Kasein durchzog die

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