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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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im Ärmel und kann sich ein Kidnapping nicht leisten.«
    Die gespitzten Ohren an den nahe gelegenen und die Richtmikrofone an den weiter entfernt stehenden Tischen, die Heloises Monolog bisher nur bruchstückweise mitbekommen hatten, vernahmen diesen Satz in aller Deutlichkeit.
    Die Interessenten, die an diesem Abend auf der Jagd nach Hinweisen und Spuren in einer vielversprechenden und zugleich verwirrenden kommerziellen Krise in das Wort gekommen waren, glaubten den gewünschten Anhaltspunkt nun gefunden zu haben.
    Aktionen liefen an. Gewissermaßen mit Ächzen, Klappern und Quietschen setzten sich die Rädchen in Bewegung.
    Die wichtigsten Beteiligten bei diesem Spiel bildeten einen bunten Querschnitt durch die geldbesessene Schicht der modernen Menschheit.
    Winston P. Mears, Viersterne-Agent des Föderativen Ermittlungsbüros, sagte sich die folgende Aktennotiz her: Raketen-Verlag Ärmel ausgebeult. Eier? Eis? Salat? Mit Miß Rosa in Verbindung setzen. Die phantastischen Aspekte des Wortmaschinen-Falles interessierten Mears überhaupt nicht. Er war abgehärtet gegenüber einer Gesellschaft, in der fast jede Handlung eines Individuums als Verbrechen hingestellt werden konnte, in der sich jedoch jedes von Organisationen oder Gruppen begangene Verbrechen auf sechs verschiedene Arten rechtfertigen ließ. Selbst die mutwillige Zerstörung der Wortmaschinen erschien nicht ungewöhnlich in einer Welt, die daran gewöhnt war, ihre Wirtschaft durch die Vernichtung von Wertobjekten aufrechtzuerhalten. Mears, beleibt und rosig, war in die Maske Charley Hoogans, eines großen Plankton- und Algen-Mannes aus Baja in Kalifornien, geschlüpft.
    Gil Hart, Industrie-Hansdampf in allen Gassen, freute sich, den Herren Zachery und Zobel von der Protonen-Presse mitteilen zu können, daß ihr Mißtrauen gegenüber den Kollegen und größten Konkurrenten gerechtfertigt war. Der Privatdetektiv blies seinen Flammendrink aus und kippte den feuerheißen Bourbon hinab. Ein Lächeln zerfurchte seine blauschattigen Wangen. Kidnapping? Das wollte er vielleicht selbst mal probieren, denn er mußte dem Geheimnis des Raketen-Verlages auf die Spur kommen. Immerhin waren von der Industrie bezahlte Entführungen durchaus an der Tagesordnung in einer Gesellschaft, die zwei Jahrhunderte hindurch von amtlichen Gelehrtenentführungen und anderen offiziellen Kidnappings mit geprägt worden war. Mochte ganz lustig werden, wenn er sich ein Mädchen aus dem Verlag schnappen konnte. Ein lebhaftes und redseliges Wesen wie diese Ibsen-Kanone, aber am liebsten weniger robust. Ungestüm war ganz reizvoll, aber nur solange nicht zu fest zugeschlagen wurde.
    Filippo Fenicchia, interplanetarischer Gangster, auch als die Garotte bekannt, lächelte ironisch und schloß die Augen, die in seinem langen bleichen Gesicht das einzige Lebendige darstellten. Er gehörte zu den alten Kunden des Wort , die sich für die komischen Autoren interessierten, und es amüsierte ihn, daß sich geschäftliche Gelegenheiten – wie er die Sache ansah, waren es eher Pflichten – sogar hier ergaben. Die Garotte war ein ruhiger, gelassener Mann, der mit dem Wissen lebte, daß die Furcht das grundlegendste und dauerhafteste menschliche Gefühl ist und daß das Spiel mit der Furcht daher stets den sichersten Weg zu einem geregelten Einkommen darstellt – ob nun in den Tagen von Milo und Clodius, Cesare Borgia oder Al Capone. Die Bemerkung über die Eier war ihm im Gedächtnis haften geblieben. Er kam zu dem Schluß, daß er das Gedächtnis konsultieren mußte.
    Clancy Goldfarb, ein professioneller Bücherklau, dessen tüchtiger Trupp inoffiziell als viertmächtigster Buchvertrieb galt, kam seinerseits zu dem Ergebnis, daß es sich bei dem As im Ärmel des Raketen-Verlages wahrscheinlich um einen Vorrat vorwegproduzierter Bücher handelte. Er zündete sich eine dreißig Zentimeter lange, bleistiftdünne venusianische Zigarre an und begann einen seiner perfekten Raubzüge zu planen.
    Cain Brinks war ein Robotautor für Abenteuergeschichten, dessen Madam Iridium der größte literarische Konkurrent von Zane Gorts Dr. Tungsten war. Im Augenblick verkaufte sich Madam Iridium und das Säurebiest etwa fünfundzwanzig Prozent besser als Dr. Tungsten gegen den Niet. Als er Heloises scharfes Flüstern hörte, hatte Cain Brinks fast ein Tablett mit marianischen Martinis fallen lassen, das er gerade in der Hand trug. Um unentdeckt in das Wort einzudringen, hatte sich Cain Brinks am Nachmittag

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