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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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immer mehr. Alle fünf Minuten drückt Mama ein bißchen fester, bis du Mama hundert Dollar zusteckst – du-weißt-schon-wo.«
    Miß Willows Griff verstärkte sich. Gaspard hörte in seinem Körper etwas knirschen.
     
     

35
     
    Jemand trommelte mit den Fäusten gegen die doppelt elektro-verschlossene Tür.
    Gaspard wußte nicht, wie lange das Bummern schon dauerte; er war viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, seine freie Hand durch alle erreichbaren Schubladen in Cullinghams Schreibtisch wandern zu lassen. Doch er hatte kein Geld gefunden.
    »Hör mal«, flehte er, »ich muß mich vorbeugen, damit ich an meine Hosen komme. Ich glaube nicht, daß ich hundert Dollar bei mir habe, aber etwas Geld ist da, und über den Rest kann ich dir einen Scheck ausstellen. Und laß mich auch mal in den unteren Schubladen nachsehen – vielleicht ist da doch noch Geld. Wo bewahrt er denn überhaupt seine Moneten auf? Du müßtest das doch wissen.«
    Aber solche Fragen und mit Wenn und Aber behafteten Vorschläge schienen Miß Willows Aufnahmevermögen doch zu übersteigen. Sie sagte nur: »Hundert Lappen in bar, Dickilein, Mama ist hungrig.«
    Das Bummern hörte nicht auf. In dem Lärm versuchte sich eine Frauenstimme verständlich zu machen: »Lassen Sie mich ein, Gaspard! Es ist etwas Schreckliches passiert!«
    Gaspard konnte ihr nur aus vollem Herzen zustimmen, als sich Miß Willows Griff weiter verstärkte.
    »Du bringst mich noch um«, sagte er – abgehackt sprechend, weil er kaum noch Platz zum Atmen hatte. »Das hilft uns auch nicht weiter. Bitte. Meine Hosen. Oder Mr. Cullinghams Schubladen.«
    »Hundert Lappen«, wiederholte Miß Willow unbeirrbar.
    Gaspards freie Hand fand die Türkontrollen. Die Tür zum Flur gab unter dem Ansturm der Schläge etwas nach und wurde aufgestoßen. Miß Jackson stürzte herein. Ihre Frisur war ganz durcheinander und ihre Bluse halb von der Schulter gerissen, als hätte auch sie gerade einen Kampf durchgemacht. Gaspard fragte sich verzweifelt, ob etwa die ganze Welt von Femmequins und Mannequins intim belästigt wurde.
    »Gaspard!« schrie die Schwester. »Eine Entführung! Man hat …«
    Sie gewahrte die Szene neben Cullinghams Tisch. Sie erstarrte. Ganz langsam fiel ihre Kinnlade ein wenig herab. Dann, als sie das Gebotene zu studieren begann, zogen sich ihre Augen zu Schlitzen zusammen. Nach etwa fünf Sekunden sagte sie kritisch: »Also, wirklich!«
    »Ich brauche … hundert Dollar … bar«, brachte Gaspard heraus. »Fragen Sie nicht … erklären.«
    Ohne sich um seine Worte zu kümmern, setzte Miß Jackson ihre kritische Betrachtung fort. Schließlich fragte sie: »Wollen Sie denn nicht wieder auseinandergehen?«
    »Ich … kann nicht«, erklärte ihr Gaspard atemlos.
    Miß Jacksons Stirn glättete sich, ihre Augenbrauen gingen in die Höhe, und sie nickte zweimal, als ginge ihr ein großes Licht auf. »Von so etwas habe ich gehört«, sagte sie aufgeklärt. »Man hat uns im Schwesternkursus davon erzählt. Der Mann kann sich nicht zurückziehen, und das Paar muß auf der gleichen Bahre ins Krankenhaus gebracht werden. Daß ich das einmal selbst erlebe!«
    Sie kam näher und sah sich die Sache entsetzt-fasziniert an.
    »Das ist … es gar … nicht«, bemerkte Gaspard gequetscht. »Idiot … nur eine … Umarmung. Miß Willow … Femme … Roboter. Brauche … hundert … Dollar.«
    »Roboter bestehen aus Metall«, sagte Miß Jackson dogmatisch. »Könnte allerdings angemalt sein.« Sie kniff Miß Willow in einen Arm. »O nein. Sie werden hysterisch, Gaspard«, diagnostizierte sie selbstsicher und schritt um die beiden herum. »Nehmen Sie sich zusammen. An Scham ist noch niemand gestorben. Ich weiß jetzt wieder, man sagte uns, daß so etwas in den meisten Fällen bei unverheirateten Paaren passiert. Das Schuldgefühl der Frau führt zu der Kontraktion. Daß ich hier herumlaufe und Sie anstarre, macht die Sache wahrscheinlich nur noch schlimmer.«
    Den Atem, den Gaspard für sein nächstes Flehen angesammelt hatte, wurde ihm mit einem nutzlosen kleinen Quietscher abgerungen, als Miß Willows Arme erneut enger faßten. Es schien plötzlich dunkler zu werden. Wie aus großer Entfernung hörte er Miß Jackson sagen: »Versuchen Sie sich nicht wie ein Vogel Strauß in ihm zu begraben, Miß Willow. Sie werden die Sache durchstehen müssen, ob Sie wollen oder nicht. Denken Sie daran, ich bin Krankenschwester – mich können Sie nicht schockieren. Stellen Sie sich einfach vor, ich

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