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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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umgeschrieben. Und dann nahm mich Zane Gort ab und zu mit, und das hat mir auch geholfen, jedenfalls weitaus mehr als …
    Aber über diese Dinge will ich nichts mehr sagen, weil ich Ihnen das wirkliche Geheimnis meines Romans verraten möchte – das größte Geheimnis. Ich habe den Roman nämlich überhaupt nicht geschrieben – sondern Schwester Bishop.«
    »Küken, du Idiot!« kreischte sie.
     
     

43
     
    »Ja, du hast meinen Roman geschrieben, Momma«, ging Küken über ihren Zwischenruf hinweg, und sein blinkender Kopf schien auf dem Schirm anzuschwellen. »Meine Geschichte begann erst wirklich zu leben, als ich dir davon erzählte. Beim Schreiben habe ich jede Minute an dich gedacht und habe versucht, dein Verständnis zu erwirken. Und dich auch zu umwerben, denn du bist das Mädchen in der Geschichte, Momma – oder vielleicht, vielleicht bin ich das Mädchen, das nichts ertasten kann – nein, jetzt bin ich etwas durcheinander … Jedenfalls gibt’s da eine Barriere, eine Unempfindlichkeit, die wir umschiffen …«
    »Küken«, sagte Flaxman heiser, während ihm eine Träne über die Wange rann. »Ich hatte es noch niemandem gesagt, aber für den Sieger unseres Wettbewerbs ist ein Preis ausgesetzt – ein silberner Stimmenschreiber, der Hobart Flaxman persönlich gehört hat. Ich wünschte, Sie wären jetzt hier, um den Preis in Empfang zu nehmen, und ich könnte Ihnen die Hand … Also, naja, jedenfalls wünschte ich, Sie wären hier, wirklich.«
    »Schon gut, Mr. Flaxman. Wir brauchen keine Preise, nicht, Momma? Und wir werden noch oft Gelegenheit haben …«
    »Nein, bei Gott«, dröhnte Flaxman und stand auf, »Sie kommen jetzt sofort her! Gaspard, gehen Sie …«
    »Nicht mehr nötig!« quietschte Miß Rosa laut. »Zane ist schon vor einer Minute losgegangen, um Küken zu holen. Er sagte mir, ich sollte es Ihnen ausrichten.«
    »Wofür hält sich dieser Blechschreiber eigentlich … Wunderbar!« rief Flaxman. »Küken, Junge, wir werden …«
    Er brachte den Satz nicht zu Ende, denn in diesem Augenblick löste sich das Bild auf dem Schirm kurz in ein Fischgrätenmuster auf und verschwand völlig. Auch der Ton verstummte. Niemand machte sich etwas daraus. Man war viel zu sehr damit beschäftigt, einander zu gratulieren und sich Siegesdrinks zu verschaffen. Joe focht einen weiteren heftigen Kampf mit seinem Bruder aus, der den Anblick von so vielen Feuerdrinks offenbar unerträglich fand. Der alte Alkoholiker kämpfte sich hoch und deutete mit einer bartverwickelten, zitternden Hand auf eine Flasche Scotch, die Cullingham in die Höhe hielt, rief mit unheimlicher Stimme: »Da geht er hin!« und folgte dann mit zitternder Hand und blutunterlaufenem Blick einem imaginären Whiskygeist, der hoch durch die Luft an ihm vorbei und durch die geschlossene Tür davonzuschweben schien. »Da geht er hin!« jammerte er noch einmal verzweifelt. Mühsam zwang ihn Joe wieder auf seinen Stuhl.
    Inzwischen hatte sich die Aufregung soweit gelegt, daß einzelne Unterhaltungen zu verstehen waren.
    Cullingham erklärte Gaspard: »Sehen Sie, im Grunde ist alles nur eine Sache der redaktionellen Zusammenarbeit. Eine Art Symbiose. Jedes Gehirn braucht einen empfindsamen Menschen zur Aufnahme seiner Geschichten – einen Menschen, der diese Geschichten erleben, erfühlen kann, ein Mensch, der nicht eingeschlossen ist. Dabei kommt es darauf an, daß wir für jedes Gehirn die richtige Person finden. Das ist eine Arbeit, die mir Spaß machen wird! Ich komme mir da bestimmt bald wie der Leiter einer Heiratsvermittlung vor!«
    »Cully, Baby, du hast so tolle Ideen«, sagte Heloise Ibsen mit damenhaftem, geziertem Lachen und ergriff seine Hand.
    »Ja, nicht wahr?« stimmte Schwester Bishop zu und tat es ihr bei Gaspard nach.
    Gaspard sagte überschwenglich: »Ja, und wenn wir erst wieder Wortmaschinen haben, Wortmaschinen mit übermenschlichen Gedächtnis- und Empfindungsbänken, dann ergibt sich eine ganz tolle Dreiecks-Verbindung, stellen Sie sich das nur mal vor! Ein Ei, ein zweibeiniger Autor und eine Wortmaschine – was für ein Autorenteam!«
    »Ich bin nicht sicher, daß wir jemals wieder im alten Umfang Wortmaschinen bauen oder auch nur benutzen werden«, sagte Cullingham nachdenklich. »Fast mein ganzes Leben lang habe ich solche Maschinen programmiert und natürlich nichts gegen sie gesagt – aber wenn ich ehrlich bin, hat mich immer die Tatsache bedrückt, daß es sich um tote Maschinen handelt, die niemals anders als

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