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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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in dem sich Ueberraschung und Unglauben vermischen.
    Es wäre schwierig gewesen, sich einen Führer zu verschaffen, der gleichzeitig ein Erklärer wie Calistus Munbar gewesen wäre. Er kennt diese Stadt gründlichst. Hier giebt es kein Hôtel, das er nicht zu nennen, kein Haus, von dem er nicht zu sagen wüßte, wer es bewohnte, giebt es keinen Vorüberkommenden, der ihn nicht freundlich begrüßt hätte.
    Die ganze Stadt ist sehr regelmäßig angelegt. Alleen und Straßen, letztere auch mit Schutzdach über den Trottoirs, schneiden sich, wie die Linien eines Schachbretts, in rechten Winkeln. Gleichmäßigkeit beherrscht den ganzen geometrischen Plan; doch auch an Abwechslung fehlt es nicht, denn die Häuser folgen, was Styl und äußeres Aussehen wie innere Einrichtung betrifft, keiner andern Regel, als der Phantasie der Architekten. Mit Ausnahme einiger, mehr dem Handel dienenden Straßen, bilden die Häuser der übrigen mehr eine Art Paläste mit ihren, von eleganten Nebengebäuden begrenzten Vorhöfen, dem architektonischen Reichthum ihrer Façaden, mit der luxuriösen Ausstattung der Wohnräume und den Gärten oder richtiger den Parken, die zu jedem Grundstück gehören. Immerhin fällt es auf, daß die Bäume darin nirgends ihre volle Entwicklung erreicht haben. Dasselbe gilt für die, an den Durchschnittsstellen der Hauptverkehrsadern ausgesparten Squares, auf denen man zwar Rasenflächen von entzückender Frische findet, während die Baumgruppen mit ihrem Gemisch von Arten aus der gemäßigten und der heißen Zone dem Erdboden noch nicht genug Nährstoffe abgesaugt zu haben scheinen. Gerade diese Eigenthümlichkeit bildet einen scharfen Gegensatz zu dem Theile des westlichen Amerika, wo in der Nachbarschaft der großen californischen Städte geradezu Riesenwälder die Regel sind.
    Das Quartett schlenderte so für sich hin, wobei sie das betreffende Stadtviertel jeder nach seiner Neigung in Augenschein nahmen, Yvernes angezogen von dem, was Frascolin weniger interessierte, Sebastian Zorn von dem, was Pinchinat mehr gleichgiltig ließ… alle jedoch höchst begierig, das Geheimniß zu durchdringen, das die ihnen unbekannte Stadt umhüllte. Die Verschiedenheit der Anschauungen mußte gerade eine Menge recht bezeichnender Beobachtungen ergeben. Uebrigens ist ja auch Calistus Munbar bei der Hand, der auf jede Frage eine Antwort weiß. Doch was sagen wir… eine Antwort?… Er wartet gar nicht ab, bis man ihn fragt, er spricht, plaudert, erklärt in einemfort. Seine Wörtermühle dreht sich schon beim leisesten Lufthauch.
    Eine Viertelstunde nach dem Weggange aus dem Excelsior-Hôtel sagt Calistus Munbar:
    »Wir befinden uns jetzt in der dritten Alleestraße, und deren hat die Stadt dreißig. Diese hier, die an Verkaufsläden reichste, bildet unsern Broad-way, unsre Regent-stret, unsre Große Friedrichsstraße oder unsern Boulevard des Italiens. In ihren Magazinen und Bazaren findet man das Ueberflüssige neben dem Nothwendigen, alles, was für verfeinertes Wohlleben und modernen Comfort nur irgend verlangt werden kann.
    – Die Magazine sehe ich wohl, bemerkt Pinchinat, doch keine Einkäufer…
    – Vielleicht ist es noch zu früh am Morgen?… setzt Yvernes hinzu.
    – Nein, das kommt daher, antwortet Calistus Munbar, daß die meisten Bestellungen telephonisch oder auch telautographisch erfolgen…
    – Telautographisch?… Was bedeutet das? fragt Frascolin.
    – Das bedeutet, daß wir vielfach den Telautographen benützen, einen sinnreichen Apparat, der die Handschrift ebenso überträgt, wie das Telephon die Sprache, ohne den Kinetographen zu vergessen, der alle Bewegungen nachbildet und für das Auge dasselbe ist, was der Phonograph für das Ohr ist – und endlich das Telephot, das jedes Bild wiedergiebt. Der Telautograph bietet eine weit größere Sicherheit als die einfache Depesche, mit der jeder Beliebige Mißbrauch treiben kann, deshalb können wir auf elektrischem Wege Bestellungen aufgeben und Rechnungen senden oder Verträge schließen…
    – Auch Eheverträge vielleicht… unterbricht ihn Pinchinat ironischen Tones.
    – Gewiß, Herr Bratschist. Warum sollte man sich nicht mittelst elektrischen Drahtes verheiraten können…
    – Und auch wieder scheiden?…
    – Auch wieder scheiden! Das kommt sogar noch häufiger vor!«
    Der Cicerone lacht dazu so unbändig, daß alle Schmuckgegenstände an seiner Weste zittern und klirren.
    »Sie sind recht lustiger Natur, Herr Munbar, sagt Pinchinat, der von der

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