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Die Prophezeiung der Seraphim

Die Prophezeiung der Seraphim

Titel: Die Prophezeiung der Seraphim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mascha Vassena
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ist unser gutes Recht!« Die Faust des Erzengels donnerte auf den Tisch und hinterließ eine deutliche Einbuchtung im Holz.
    Nachdem der Jubel abgeklungen war, sprach Cal weiter: »Frank reich ist nur der Anfang. Wenn wir die Herrschaft über die gesamte Erde wiedererlangt haben, werden wir das Tor zwischen den Welten öffnen und Phanes selbst herausfordern!«
    Wieder erhob sich Agenor. »Wie wollt Ihr das erreichen, Kronos?«
    »Indem wir die uralte Prophezeiung wahr machen.«
    Es herrschte vollkommene Stille, und alle Blicke wandten sich Ruben zu.
    »Du willst es also tatsächlich tun«, sagte Eris in die Stille hinein.
    Plötzlich stand Aison auf. »Kronos, bei allem Respekt, tun wir das Richtige? Werden uns die Menschen nicht hassen? Und besteht dann nicht die Gefahr, dass sie sich eines Tages gegen uns erheben?« Er sah direkt zu Ruben.
    Der Erzengel lächelte und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Kümmert es uns, was Menschen von uns halten, Aison?«
    »Ich stelle unsere Ziele nicht infrage, doch ich bin der Ansicht, dass kein Blutvergießen notwendig ist, um sie zu erreichen.« Wie der ein Blick zu Ruben, der den Schlagabtausch fasziniert verfolgte. Dieser Aison wagte es tatsächlich, seinem Vater zu widersprechen!
    »Auch ein Erzengel darf gewisse Grenzen nicht übertreten«, fuhr er entschlossen fort.
    Jetzt beugte Cal sich vor. »Willst du mir sagen, was ich zu tun und zu lassen habe, Aison?« Obwohl er ruhig sprach, schwang eine dunkle Bedrohung in seiner Stimme mit.
    Aison fuhr sich unruhig mit der Hand durch die Haare, aber er ließ sich nicht einschüchtern und beachtete auch Leda nicht, die neben ihm saß, eine Hand auf seinen Unterarm gelegt hatte und flehentlich zu ihm aufblickte. »Kronos, es gibt andere Wege, die Herrschaft über die Menschen zurückzuerlangen. Die Zeiten haben sich geändert, und wenn wir uns ihnen nicht anpassen, werden wir untergehen. Was Ihr vorhabt, ist Wahnsinn – Phanes wird uns alle vernichten.«
    »Interessant«, antwortete der Erzengel noch immer sanft. »Ich bin froh, dass du offen sprichst, Aison. Ich wusste ja gar nicht, dass du mich für wahnsinnig hältst.«
    Aison erblasste. »So meinte ich es nicht, Kronos …«
    Dann geschahen mehrere Dinge gleichzeitig: Cal vollführte eine Geste mit seiner rechten Hand, Leda schrie »Nicht!«, und Aison wurde von unsichtbaren Kräften in die Luft gehoben, wo er einen Augenblick reglos hing, bevor er quer durch den Saal geschleudert wurde, gegen die Wand krachte und zu Boden stürzte.
    »Aison!« Leda war bereits auf halbem Weg zu ihm, als die Stimme Cals sie innehalten ließ: »Auch du, Leda?« Sie senkte den Kopf, Ruben sah, dass sie die Fäuste ballte. »Nein, Kronos«, murmelte sie und kehrte zu ihrem Platz zurück. Sie war bleich, und Ruben hätte ihr gerne geholfen. Sein Vater konnte natürlich nicht hinnehmen, dass seine Autorität infrage gestellt wurde – aber musste er seine Macht so brutal demonstrieren?
    »Villeraux«, sagte der Erzengel. »Eine Kugel.«
    »Nein!«, schrie Leda auf, diesmal so inbrünstig, dass es Ruben ins Herz schnitt, auch wenn er nicht verstand, worum es ging. Als Leda jetzt hochfuhr und sich auf Cal stürzen wollte, hielten Agenor und Elisabeth d’Ardevon sie an den Oberarmen fest und zwangen sie wieder auf ihren Stuhl. Vergeblich versuchte die junge Seraph, sich zu befreien. Das Gesicht tränenüberströmt, flehte sie: »Bitte nicht, tut ihm das nicht an!«, doch der Erzengel wandte nicht einmal den Kopf zu ihr.
    Als Villeraux zurückkehrte, trug er eine durchsichtige Kugel von der Größe eines Menschenkopfs vor sich her. Ruben konnte sie aus der Nähe betrachten, als der Seraph an ihm vorbeischritt. Sie schien aus dünnem Glas zu sein und wirkte, als würde sie bei geringstem Druck zerbrechen.
    Cal nahm die Kugel entgegen und wandte sich an Ruben: »Du hast mich neulich gefragt, was eine Exzision ist. Nun hast du Gelegenheit, es selbst zu sehen.«
    »Vater …«, begann Ruben und stand auf, doch ein scharfer Blick Cals genügte und er schwieg. Wie konnte er seinem Vater in den Rücken fallen, der ihn gerade in den Rat aufgenommen hatte? Doch er wusste, dass es nicht allein Loyalität war, die ihn abhielt einzugreifen. Er hatte Angst vor dem Erzengel.
    Er setzte sich und sah zu, wie Cal zu Aison hinüberschritt, der noch immer bewusstlos am Boden lag. Cal hielt die Kugel mit ausgestreckten Armen über Aisons Brust. Dessen Körper hob sich wieder in die Luft, bis er sich auf Hüfthöhe

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