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Die Prophezeiung der Seraphim

Die Prophezeiung der Seraphim

Titel: Die Prophezeiung der Seraphim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mascha Vassena
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von narbigen roten Wülsten entstellt war. »Nicolas wird langsam auch wieder normal, nachdem er gestern nur herumgesessen und Löcher in die Luft gestarrt hat. Heute Morgen hat er mich sogar beleidigt, was wohl heißt, dass er wieder ganz der Alte ist.«
    »Wie hat er dich denn genannt?«
    »Verlauster Affenhintern«, antwortete Fédéric mit todernster Miene, und Julie prustete los. Wie lange hatte sie nicht mehr richtig gelacht? Es schien Jahre her zu sein.
    »Nicht übel. Was hast du entgegnet?«
    »Ranziges Warzengesicht.« Wieder lachten sie.
    »Ich freue mich, dass es dir besser geht.« Die Stimme war spröde wie die große, schlanke Frau, die nun an Julies Lager trat. »Ich bin Mathilde.« Eine dunkelgoldene Aureole umgab die hagere Erscheinung mit dem kurz geschnittenen, grauen Haar. Tiefe Falten zwischen Nasenflügeln und Mundwinkeln verliehen der Einsiedlerin eine gewisse Strenge, aber in ihren Augen lag so viel Wärme, dass Julie sofort Vertrauen zu ihr fasste.
    »Danke, dass Ihr mich gepflegt habt.«
    Die Frau schnaubte kurz. »Bin nicht hochgeboren, für mich genügt das ›du‹. Außerdem solltest du dich lieber bei diesem jungen Mann bedanken, der die ganze Zeit an deinem Bett gewacht hat.«
    »Ist das wahr?« Julie blickte auf Fédéric, dem die Röte ins Gesicht stieg.
    »Jemand muss doch auf dich aufpassen«, brummte er.
    In Julies Bauch kribbelte es und sie drückte seine Hand. »Du bist der beste Freund, den man sich nur wünschen kann.«
    »Da du immer recht hast, werde ich nicht widersprechen.« Er grinste und in seinen Augen glitzerten die Silbersplitter, die sie so liebte.
    Mathilde unterbrach das Geplänkel. »Nun, da es dir besser geht, müssen wir miteinander reden. Ich weiß, dass ihr den Kristall benötigt, um gegen die Erneuerer zu kämpfen. Dein Freund hier hat mir erzählt, was geschehen ist.«
    Julie schüttelte den Kopf. »Wir brauchen ihn nicht mehr, denn wir werden nicht mehr kämpfen.«
    Fédéric fuhr auf. »Bist du verrückt geworden?«
    »Ich lasse nicht zu, dass ihr auch noch den Tod findet«, antwortete sie. »Ich bin nur ein Mädchen, ich kann gegen die Seraphim rein gar nichts …«
    Aber Fédéric ließ sie nicht ausreden. »Du willst also einfach das Feld räumen und die Menschen dem Erzengel überlassen. Was wird aus allem hier, wenn du einfach abhaust?«
    Julie sah ihn an. »Ich weiß es nicht, und es ist mir auch egal. Ich will, dass du am Leben bleibst, geht das nicht in deinen Schädel hinein, Guyot?«
    Fédéric schwieg, und Julie fiel zum ersten Mal auf, dass Bartstoppeln seine Wangen überzogen. Jetzt reckte er das Kinn und sagte fest: »Ich kann für mich selbst entscheiden, also benutz mich nicht als Ausrede. Ich hab nicht all das mitgemacht, um mich mittendrin feige zu verpissen, und von dir hätte ich das auch nicht gedacht. Dein Vater hat immer davon gesprochen, dass die Welt besser wird, dass die Menschen sich von ihren Ketten befreien und all das. Und ich hab immer gedacht, wie gern ich in so einer Welt leben würde, in der sogar aus einem wie mir was werden kann, wenn er sich nur anstrengt. Du glaubst doch nicht, die Anhänger des Erzengels geben sich mit Frankreich zufrieden? Sie werden überall hinkommen, und sie werden dich immer jagen – da bringt Weglaufen rein gar nichts. Wir müssen es wenigstens versuchen, Julie! Sonst geht die ganze Welt den Bach runter, obwohl wir vielleicht was dagegen tun könnten.« Fédérics Augen glänzten und er schlug sich mit einer geballten Faust mehrmals in die Handfläche. »Wir werden diesen Madenfressern schon heimleuchten!«
    »Lass deiner Freundin Zeit, sich in Ruhe zu entscheiden«, warf Mathilde ein.
    Fédéric brummte: »Ich wollte ihr nur klarmachen, dass es hier nicht nur um sie geht.«
    Julie streckte die Hand aus und berührte den Kristall an ihrem Bett. Er war warm. »Es ist so traurig, dass ein Wesen sterben musste, um so etwas Wunderbares hervorzubringen«, sagte sie.
    »Nicht so traurig, wie du glaubst«, entgegnete Mathilde. »Ein Herzkristall muss freiwillig gegeben werden, sonst hat er keinerlei Wirkung. Auch dieser war kein Opfer, sondern ein Geschenk.«
    »Trotzdem ist es vielleicht besser, wenn wir Alis nichts davon erzählen«, bemerkte Fédéric.
    Julie war ganz seiner Meinung. Sie erkundigte sich nach dem Kalokardos und war erleichtert zu hören, dass es sich von den Anstrengungen des Kampfes erholt hatte und sich den Stall mit Mathildes Ziegen teilte.
    »Und Nicolas?«, fragte sie. »Wo ist

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