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Die Prophezeiung der Seraphim

Die Prophezeiung der Seraphim

Titel: Die Prophezeiung der Seraphim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mascha Vassena
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sein Gesicht, dann nichts mehr. Ruben schlug die Hände vors Gesicht.
    »Es ist gut«, wisperte Julie. Sie setzte sich zu ihm auf den kalten Boden, zog ihn sacht in die Arme.
    Lange blieben sie in dieser Haltung, schweigend, und auch Fédéric sagte ausnahmsweise nichts. Nach und nach wich die To deskälte aus Rubens Körper und er spürte seine Arme wieder.
    »Solange du an ihn denkst, wird er immer bei dir sein«, sagte Julie leise, aber das tröstete ihn nicht. Er wünschte sich in diesem Moment nichts anderes, als noch einmal Henris Gesicht sehen zu können. Doch die Finsternis war undurchdringlich.

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    MontSt . Michel , August 1789
    D as also ist das Ende, dachte Julie, während sie Ruben umarmte.Sie stellte es ganz sachlich für sich fest, auf dieselbe Art, wie sie festgestellt hätte, dass draußen die Sonne schien, sonst hätte sie es nicht ertragen können.
    Irgendwann berührte Fédéric ihren Arm. »Alles in Ordnung?«
    »Rubens Freund ist tot«, sagte Julie leise.
    »Das tut mir leid.« Fédéric tastete nach ihrem Gesicht und strich unendlich zart über ihre Wange. Julie schluckte die Tränen hinunter. Es war wichtig, keine Schwäche zu zeigen, wichtiger als alles andere. Diese Genugtuung würde sie dem Erzengel nicht geben.
    Sie fand Rubens Hand und umklammerte sie. »Du weißt, was der Erzengel mit uns machen wird?«
    Sie konnte ihn kaum hören, so leise antwortete er. »Er wird uns umbringen. … der zweifach soll sein eigen Blut vergießen – das sind wir, sein Blut, und wenn er es in sich aufnimmt, werden seine Flügel nachwachsen.«
    »Wenn er mich tötet, werde ich dich ansehen, Bruder«, sagte Julie.
    »Wenn er mich tötet, werde ich dich ansehen, Schwester.«
    Julie starrte in die Schwärze. Sie blinzelte ein paar Mal, doch es machte keinen Unterschied, ob ihre Augen geöffnet oder geschlossen waren. Doch halt! Hatte sie etwas aufblitzen sehen?
    Nun riss sie die Augen so weit wie möglich auf und beugte sich vor. Tatsächlich, zwei kleine gelbe Lichter bewegten sich auf sie zu. Immer wieder verschwanden sie für einen Augenblick, um gleich darauf an einer anderen Stelle wieder zu erscheinen.
    Hier ist es ja finster wie in einem Schornstein.
    Die beiden Lichter waren bei ihr, weiches Fell strich an ihrem Bein entlang, und ein sattes Schnurren erklang.
    »Was ist da?«, fuhr Fédéric auf.
    »Songe ist hier!« Julie jubelte beinahe, ihre innere Starre löste sich. Wenn Songe sie gefunden hatte, war noch nicht alles verloren.
    Weißt du, wie wir hier herauskommen?
    Durch die Türe nicht, war die Antwort. Schon sank Julies Mut erneut, doch dann fuhr die Katze fort: Ich habe eine Runde durch alle Verliese gemacht. Es gibt zwölf davon, alle gleich groß und in einem Kreis um eine innere Kammer angeordnet. Diese Kammer hat keine Tür, und dort werden die Seelengläser aufbewahrt.
    Was nützt uns das, wenn meterdicke Mauern zwischen uns und den Seelengläsern liegen?
    Julie zuckte zusammen, als die ungewohnte Stimme in ihrem Kopf erklang.
    »Bist du das, Ruben?«
    Wer sonst?
    Ich wusste nicht, dass wir auch so miteinander reden können!
    Ich hab’s einfach versucht.
    Es war beinahe so, als wären ihr eigener und Rubens Geist zu einem verschmolzen. Julie hatte sich noch nie jemandem so nah gefühlt. Auf diese Art konnten sie sich in Gedankenschnelle austau schen, viel schneller, als sie es je durch Sprache vermocht hätten.
    Songe, gibt es irgendeinen Ausweg?, fragte Julie.
    Ich bin nicht sicher. Die Amulette hat der Erzengel euch genommen, oder?
    Julies Hand fuhr zu ihrem Hals. An das Amulett hatte sie gar nicht mehr gedacht. Es war da – Cal hatte tatsächlich vergessen, es ihr abzunehmen. Diese Unachtsamkeit würde ihm zum Verhängnis werden.
    Ich habe meins , sagte Ruben.
    Ich auch.
    Songes Augen leuchteten. Dann ist es an der Zeit, sie zu benutzen.
    »Seid ihr noch da?«, meldete sich Fédéric. »Oder seid ihr etwa eingeschlafen?«
    »Nein, wir arbeiten daran, uns hier rauszubringen«, antwortete Julie. »Am besten, du rührst dich nicht, Guyot.«
    Fédéric brummte etwas, das verdächtig nach »Bin ja nur ein Mensch« klang, schwieg dann aber wieder.
    Mit den Amuletten gibt es vielleicht eine Möglichkeit, zu den Seelengläsern zu gelangen ,fuhr Songe fort. Dann erklärte sie Julie und Ruben, was sie tun mussten.
    Mit ihrer Hilfe fanden die Geschwister auch den Teil der Wand, der an die Seelenkammer grenzte. Julie fuhr mit der Hand über den kalten, glatten Fels und fühlte die Krümmung der

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