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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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der Dreizack gebohrt hatte. Sie sprangen über den Zwischenraum zurück und halfen dabei verwundeten Kameraden so gut es ging, aber es konnten immer nur ein paar Männer gleichzeitig hinübergelangen, und Cato blickte entnervt um sich und schlug sich mit der Faust auf den Oberschenkel. Macro schüttelte den Kopf und sah seinen Freund mit einem schiefen Lächeln an. »Was bringt dich denn so auf?«
    Ein lautes Ächzen erfüllte die Luft, und das Deck erbebte unter Catos Füßen, sodass er stolperte. Er fing sich wieder und nickte zu dem Schiff hinüber, das die Dreizack gerammt hatte. »Da! Genau das hatte ich befürchtet.«
    Das Deck des Schiffs stand bereits unter Wasser, und gleich darauf schlug das Meer über der Reling zusammen. Das Schiff sank und zog den Bug der Dreizack mit sich hinunter. Die Spanten der römischen Bireme protestierten kreischend gegen die enorme Belastung. Die Marineinfanteristen spürten, dass der Untergang bevorstand, und drängten vor, um aufs Deck des anderen Piratenschiffs zu gelangen. Doch noch während sie über den schmalen Zwischenraum sprangen, ertönte von vorn ein lautes Krachen, und unmittelbar hinter den Bugplanken der Dreizack zerbrach das Deck, als hätte es eine riesenhafte, aus dem Wasser emporschießende Faust zertrümmert. Sofort überspülten die Wellen den zerborstenen Bug, das Deck kippte in einem scharfen Winkel nach unten, und die Marinesoldaten, die noch an Bord waren, versuchten, sich irgendwo festzuklammern. Cato warf seinen Schild weg, sprang zur Reling und packte sie mit aller Kraft. Es befanden sich noch immer Verwundete an Bord, und als sie sahen, welch schreckliches Schicksal sie unten im strudelnden Wasser erwartete, ging ihr schmerzliches Stöhnen in Angstgeschrei über.
    Für einen Augenblick erfasste Cato dasselbe eiskalte Entsetzen. Dann aber sah er Macro, der sich ein kurzes Stück entfernt an der Reling festklammerte. Sein Freund zwinkerte ihm zu. »Zeit, dass wir von Bord gehen, scheint mir.«
    Inzwischen befanden sich nur noch ein paar vereinzelte Marineinfanteristen an der Seite der beiden Centurionen. Sie sprangen über den Zwischenraum in die ausgestreckten Arme ihrer Kameraden und wurden an Bord gezogen. Während Cato und Macro noch darauf warteten, dass die letzten ihrer Männer die Dreizack verließen, ertönte ein plötzlicher Schreckensruf vom Deck des Piratenschiffs. Cato blickte sich um und sah, dass es vom verdoppelten Gewicht der ersten beiden Schiffe heruntergezogen wurde und rasch sank. Das Vordeck senkte sich ruckhaft und war nun fast auf einer Höhe mit dem Meer. Cato spürte, wie das Wasser seine Oberschenkel umschloss, als eine Welle über das Deck der Bireme schwemmte.
    »Verdammt«, knurrte Cato. »Wir schaffen es nicht mehr.«

    KAPITEL 20
    S teh nicht einfach bloß da, verdammt!«, schrie Macro. »Spring!«
    Cato sah, wie sein Freund auf die Reling kletterte, alle Kraft zusammenraffte und sich unsicher taumelnd aufrichtete. Dann warf Macro sich über den Zwischenraum und krachte gegen den Bug des Piratenschiffs. Seine Hände umklammerten die Reling, und sofort packten ein paar Marineinfanteristen ihn bei den Armen und zerrten ihn aufs Vordeck. Das Meer war Cato inzwischen bis zu den Hüften gestiegen, und er wusste, dass die Dreizack jeden Augenblick sinken würde.
    »Herr!«, rief eine Stimme hinter ihm.
    Cato blickte sich um und entdeckte einen jungen Marineinfanteristen, der die Reling ein Stück weiter unten mit einer Hand umklammerte. Seine andere Schulter war von einer tiefen Wunde zertrümmert, und der Arm hing an ein paar Sehnen nutzlos herab. Er starrte Cato an, und das Flehen in seiner Miene war unübersehbar. Aber es war bereits zu spät, um irgendetwas zu unternehmen. Unter Catos Augen schwappte das Meer über die Dreizack weg, und der junge Soldat verschwand in einem blutroten Wirbel. Ein starker Überlebenswille ergriff Cato. Er kletterte auf die Reling des Schiffs und sprang zum Piratenfahrzeug hinüber, das selbst nicht einmal mehr mannshoch aus dem Meer herausragte. Bei dem Aufprall blieb ihm die Luft weg. Seine Finger suchten Halt am Holz des Schiffs, und dann umklammerte eine Hand sein Handgelenk, und ein mächtiger Arm zog ihn am Rumpf hoch, zerrte ihn über die Reling und ließ ihn aufs Deck fallen.
    Macro blickte mit bebender Brust auf Cato hinunter. »Nächstes Mal wird nicht getrödelt. Wenn ich sage spring , springst du!«
    »Ich dachte, ich hätte noch fragen sollen, wie hoch.«
    Macro starrte ihn an.

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