Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
los und wendete sich an die fünf Fürsten der Nordlande unter ihm. „Lasst uns unserem Gott Gramon für dieses Zeichen danken. Wir werden Jason auf unsere Seite ziehen. An meinem Neffen wird mir gelingen, was mir an meinem Bruder versagt blieb.“
Er ballte die Linke zur Faust und richtete seinen Blick in den Himmel. „Mit seiner Hilfe werden wir das Gefäß des Lichts erobern und ganz Tandoran in eine goldene Zukunft führen.“
Bei diesen Worten ließ er die linke Faust krachend auf den Thron schlagen.
„Aran.“ Der Kaiser blickte in seine Richtung. Es lag ein manisches Funkeln in seinen schwarzen Augen.
Aran straffte sich und schaute auf.
„Du weißt, was du zu tun hast.“
„Jawohl, mein Kaiser.“
„Geh diesmal sorgfältiger vor. Ich will Jason lebend. Er darf nicht sterben!“ Drohend lenkte Mandratan die eisblaue Pyramide auf den Hünen, die statt einer Hand am Stumpf seines rechten Unterarmes befestigt war.
Aran spürte, wie ihm der Schweiß aus den Haarwurzeln emporstieg. „Jawohl, mein Kaiser. Ich werde euch nicht enttäuschen.“
Der Herrscher der Nordlande richtete sich auf und wendete sich an seine versammelten Fürsten. „Das hoffe ich für dich. Du weißt, wie wir nach den Lehren des Begnadeten mit Versagern umgehen müssen.“ Er fixierte jeden Fürsten der Nordlande kurz mit seinen schwarzen Augen. Alle im Saal schwiegen oder nickten.
„Holt den Angeklagten aus Eulrion herein. Wir wollen an ihm zeigen, wie ernst wir die Gebote Mansils nehmen.“
Mandratan lehnte sich lächelnd zurück. „Pfaffe, wiederhole Vers 9 der Lehren von Mansil, dem Begnadeten, unserem geistlichen Führer.“
Ein dürrer Pfarrer in brauner Robe eilte vor den Thron, verbeugte sich und zitierte mit monotoner Stimme: „Jede Fehldeutung der Schriften Gottes ist mit dem Tode zu bestrafen.“
Der Priester zog sich eilig auf seinen Sitz am Rand des Thronsaales zurück und machte dabei Platz für zwei Soldaten, die einen erschöpften Mann zwischen sich trugen. Die Beine des Angeklagten schleiften regungslos hinter ihm her. Aran konnte das Gesicht des Mannes nicht erkennen, da dessen Kopf nach unten hing und dadurch die langen, verkrusteten Haare einen Blick auf die Gesichtszüge verhinderten. Mit starrer Miene ließen die Wachen den Gefangenen am Fuße der Treppe zum Thron fallen und zogen sich steifen Schrittes zurück.
Mandratan blickte lächelnd auf den verkrümmt am Boden Liegenden. „Beklagter, du hast die Schmähung der Schriften unseres verehrten Mansil gestanden. Nun empfange deine Strafe.“ Wieder ein kurzer Blick auf die Fürsten der Nordlande.
„Ich wollte doch nur ...“, röchelnd probierte der Beschuldigte, den Kopf ein wenig anzuheben. „Ich wollte nur Milde für meinen Sohn.“
Er atmete keuchend ein und aus und versuchte, sich auf seine Knie zu erheben. „Auch Vergeben kann eine Stärke sein. Mehr ...“
Weiter kam er nicht. Ein Blitz aus der Pyramide am Armstumpf von Mandratan traf ihn und hüllte den gebrochenen Körper in weiße Flammen. Das Schauspiel dauerte nur wenige Sekunden. Zurück blieb ein mumifiziertes Etwas, das nur noch entfernt an einen Menschen erinnerte.
Nach einem kurzen Wink von Mandratan schleppten die Wachen die dampfenden Überreste des Mannes aus dem Saal. Sie zogen sich dazu dicke Handschuhe über, welche sie an ihren Gürteln befestigt hatten.
Der Kaiser erhob sich und stemmte seine Hände in die Hüften. „Lasst uns alle für die Lehren des Begnadeten danken und jede Schwäche aus unseren Gedanken ausmerzen. Versagen darf nicht geduldet werden. So werden wir die Wünsche unseres Gottes erfüllen und sicher den Sieg über ganz Tandoran erringen.“
Bei den letzten Worten wendete er sich zu Aran: „Geh jetzt, mein Sohn, und bringe uns Jason.“
Aran nickte, stand auf, verbeugte sich vor Mandratan und verließ den Thronsaal durch das Hauptportal. Im Gehen hörte er noch die Stimme des Kaisers, die sich den Fürsten der Nordlande zuwandte: „Wir müssen unsere Angriffspläne beschleunigen. Ich denke, die Vorbereitungen der letzten Jahre kommen nun zum Zuge.“
***
Von einem Windzug wurde Aran wieder in die Gegenwart zurückgeholt. Er gönnte sich noch einen Moment, sich in seinen Fantasien treiben zu lassen. Er sah sich als Herrscher auf dem Thron der Südlande, Fatia an seiner Seite. Sie wohnen in einem großen Palast, seine Kinder spielen in den weitläufigen Gärten und eine Schar Untergebener blickt bewundernd zu ihm auf.
Doch noch war es nicht
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