Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
Familiengeheimnisse
Die Oma von Jason, Marga Lazar, warf einen prüfenden Blick auf das Araliengewächs. Eben noch hatte sie mit einem Pflanzensprüher die Blätter bewässert. Lächelnd betrachtete sie das strahlende Grün der Pflanze.
„Bei dieser Hitze freuen sich alle Lebewesen über ein wenig Wasser, nicht wahr, meine Kleine?“
Behutsam wendete sie sich der nächsten Blume zu. Nach dem Tod ihres Mannes verbrachte sie viel Zeit mit der Zucht und Pflege ihrer Zimmerpflanzen. Das alte Fachwerkhaus ähnelte im Inneren einer Gärtnerei. Die Wände samt Decke des Wohnzimmers wurden vollflächig von einer Efeutute eingenommen. Auf Regalen und Fensterbänken kämpften Blüten in allen Farben Topf an Topf um einen Platz am Licht.
Mit einem Mal drehte sich der Raum um Marga. Angstvoll schaute sie sich nach einer Sitzmöglichkeit um. Rasch ließ sie sich in den Ohrensessel ihres verstorbenen Mannes fallen. Da fing es an. Stoßweise zog sich ihr Brustkorb zusammen und presste die Luft aus ihren Lungen. Sie breitete die Arme aus und versuchte angestrengt, wieder zu Atem zu kommen. Nach einer Minute hörte sie das ersehnte schmatzende Geräusch in ihrer Brust, welches wie gewohnt in einen krampfartigen Hustenanfall überging.
Danach verweilte sie, wie immer mühsam nach Atem ringend, im Sessel. Schweißperlen flossen von ihrer Stirn über die Nase und tropften in die blau-weiß gestreifte Schürze. Sie raffte sich auf, ging in die Küche und trank ein Glas eisiges Wasser. Dann stützte sie sich auf die Küchenspüle und starrte in den sonnendurchfluteten Innenhof. Ihr war noch immer schwummerig zumute. Sie musste an ihren Enkel Jason denken. Ihr Glaube an Seelenverbundenheit ließ sie Angst verspüren. Warum kommt mir jetzt der Junge in den Sinn? Geht es ihm schlecht? Ist was mit ihm?
Mit einem Blick auf die Uhr schüttelte sie den Kopf. „Bestimmt wird er bei dieser Hitze wieder laufen. Kein Wunder, dass ich mir Sorgen mache. Am besten, ich stelle etwas zu trinken kalt.“
Sie schaute durch das in sechs Quadrate eingeteilte Fenster zur Straße. Gerade bog ein Fahrradfahrer um die Ecke. Bei wem saß der Junge da auf dem Gepäckträger?
***
Jason war während der gehetzten Rückfahrt zu der Überzeugung gekommen, einer Gruppe von Hobby-Kämpfern auf den Leim gegangen zu sein. Vielleicht hatte Savien etwas organisiert, um ihn aus seinen trüben Gedanken zu locken. Manchmal ging ihm ihre Sorge zu weit. Dabei sollte sie doch in Italien sein.
Mittlerweile ärgerte er sich auch über seine Leichtgläubigkeit. Als ob jemand Blitze aus einem Stein schleudern könnte. Das war bestimmt eine von diesen Star-Wars-Spielereien. Und Callum, sein unbekannter Retter, trat immer noch in die Pedale, als ob der Leibhaftige hinter ihnen her wäre. Na ja, er würde das Theaterstück bis zu ihrer Ankunft mitspielen. Wenigstens sparte er sich den Fußmarsch zurück.
Zeitgleich mit ihrem Eintreffen beim Haus seiner Oma, in dem er seit 12 Jahren wohnte, hielt ein Taxi am Straßenrand.
„Meister Allando. Wie gut, dass Ihr hier seid“, begrüßte ihn Callums keuchend, die Freude in seiner Stimme war unüberhörbar.
Meister Allando war schlicht in Form eines hellblauen Hemdes über einer braunen Cordhose gekleidet. Jason schätzte ihn auf etwas über 60. Der Alte winkte Callum kurz zu und bezahlte den Fahrer durch das offene Fenster. Allandos gebräuntes, von tiefen Falten durchzogenes Gesicht wirkte gütig, die schmalen Lippen wurden von einem gestutzten Bart gekrönt. Sein schütteres Haar trug er streng zurückgekämmt.
„Callum. Was ist passiert? Und warum ...?“ Erst verwundert, dann verärgert schaute er zwischen Callum und Jason hin und her.
„Jason sollte entführt werden, Meister. Aran ist hier.“
Callums Atem beruhigte sich. Er schob sich an Jason vorbei und flüsterte dem Alten in einem unverständlichen Singsang hastig etwas ins Ohr. Allandos Miene blieb unergründlich.
Jason spähte die Straße zurück. Zum Glück war niemand aus der Nachbarschaft zu sehen. Nicht, dass noch jemand etwas von diesem Schwachsinn mitbekommt.
„Wie ich es befürchtet habe“, murmelte Allando. Zu Jason gewandt fuhr er fort: „Hallo Jason. Mein Name ist Orman Allando. Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?“
Jason musste ein Grinsen unterdrücken und zeigte lässig zur Eingangstür. „Dort entlang. Aber erzählt bitte hier draußen nichts mehr von Entführung, die Leute ...“
In diesem Moment öffnete sich die mit bunten
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