Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
wahrnimmt, mit unseren Nöten zu tun hat.“
Geraune und Gemurmel setzte unter den Ingadi ein. Die Gruppe der Menschen trat angstvoll zusammen. Es entwickelte sich nicht gut für sie, das war deutlich zu spüren.
***
Verzweifelt beobachtete Aran die untergehende Sonne. Sie befand sich knapp über dem dichten Ingadiwald, dessen Ausläufer sich bis zum Horizont erstreckten. Die Ringstadt wurde nur noch von den Reflexionen des Gebirges erleuchtet. Und in diesen Felsen lag seine Truppe und versuchte, eine Schussmöglichkeit gegen die Sonne zu finden. Die Menschen dort unten konnten kaum mehr auseinandergehalten werden.
Sollten sie bis morgen warten? Doch was war, wenn Jason heute Nacht schon wieder aufbrechen würde? Zu Arans Ratlosigkeit gesellte sich die Furcht vor dem dunklen Kaiser. Noch einmal würde Mandratan kein Versagen dulden. Aran hatte Menschen für deutlich weniger sterben sehen.
Er zwang sich, an Fatia dan Wadust zu denken. Wenn er erst der Oberbefehlshaber über die Südlande sein würde, könnte er um ihre Hand bitten. Kurz vertrieb er seine Sorgen mit den Gedanken an seine zukünftige Braut, ihr gemeinsames Zimmer im Turm, die erste Nacht ...
Er fasste einen Entschluss. Wenn sie höher kommen würden, an eine Stelle mit mehr Übersicht, dann wäre bestimmt ein sicherer Schuss möglich.
„Serzel“, zischte Aran. Der Flugführer robbte zu ihm herüber. „Wie schätzt Ihr unsere Chancen auf eine Flucht ein, wenn die Ingadi uns verfolgen?“
Eine Sekunde konnte er die Furcht in Serzels Gesicht aufflackern sehen. „Mein Herr, wir können nur kurze Zeit schneller als die Ingadi fliegen. Das hängt ganz von ihm ab.“ Serzel deutete mit dem Kinn auf Gordall, den Luft-Limarten in ihrer Truppe. „Aber eventuell reicht das aus, uns im Gebirge zu verstecken.“
Aran betrachtete nachdenklich Gordall. Dieser konnte das Flugschiff für eine gewisse Zeit auf ein rasantes Tempo beschleunigen. Jedes Flugschiff besaß eine ausgeklügelte Luftzirkulationsanlage, die die Stärke eines Luft-Limarten in die höchstmögliche Geschwindigkeit umsetzte. Und zwar so lange, wie die Kräfte des Limarten anhielten. Würde diese Zeitspanne zur Flucht reichen?
Er wendete sich von Serzel ab und blickte auf die Szenerie im Zentrum der Ringe. Aran musste sich entscheiden, sofort. Seine Hand klammerte sich um seinen Bärentöter.
Für dich, meine Prinzessin , dachte er und befahl flüsternd: „Alle in die Flugmaschine. Serzel, Ihr bringt uns so leise wie möglich hinaus, sodass wir eine günstige Schussposition erreichen. Wenn ich den Befehl gebe, schießt ihr alle auf Jason. Und Ihr, Gordall, beschleunigt so schnell Ihr könnt, sobald Ihr die Pfeile auf der Reise seht. Alle verstanden?“
Die Männer starrten ihn mit einer Mischung aus Angst, Entsetzen und Ungläubigkeit an. Aran schaute entschlossen und grimmig zurück. Keiner wagte, zu protestieren. Zögernd nickte einer nach dem anderen ihm zu.
***
„Vergesst euch nicht, Ältester Pendetron. Ich bin das spirituelle Oberhaupt unseres Volkes und ich spüre klar, dass das Böse in den nördlichen Ländern mit unserem Leid verbunden ist. Die Beziehung ist nur nicht ...“ Oscara reckte ihren weißen langen Hals in die Höhe und schaute mit ihren Augen nach oben. Dabei verschwand das strahlende Blau aus ihrer Pupille und wich einem milchigen Schleier. Sie hielt einen faustgroßen Diamanten in ihrer Hand.
„Der letzte Anahid“, raunte Callum. Mit dem zweiten dieser Steine waren die Menschen damals zu Tandorianern geworden.
Für einen Moment verharrte Oscara schweigend, sämtliches Gemurmel der Ingadi erstarb. Die orangefarbenen Sonnenstrahlen auf den Felsen des Drobengebirges erhellten das umgestaltete Zentrum der Ringstadt nur noch schwach.
„Die Verbindung ist nicht mehr vorhanden. Erst in 29 Sonnenumläufen wird sich der Kontakt wieder öffnen.“ Oscaras Augen nahmen wieder das tiefe Blau an und sahen Pendetron fixierend an. „Doch ich stimme unserem König zu, dass wir nicht zaudern sollten. Die Alten haben klar gesagt, dass die Menschen den Planeten aussaugen. Das Schicksal der Ingadi von Tandoran steht auf dem Spiel, und auf einer anderen Welt als dieser können wir nicht existieren. Wir dürfen nicht zögern.“ Sie schaute auf die Gruppe der Menschen hinab. „Auch wenn ihr euch als tapfer erwiesen habt. Ihr müsst verstehen, dass wir nicht anders handeln können.“
***
Routiniert und lautlos kletterten die Soldaten in den Transportkorb der
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