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Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)

Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)

Titel: Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Bödeker
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Tränen fielen auf die helle Kehle von Pendetron und sickerten in die runzelige Haut ein. Shalyna bemerkte, dass auch Rhodon tränenfeuchte Augen hatte. Nickala weinte ohnehin schon schluchzend an Callums Schulter.
    Oscara erhob sich zu ihrer vollen Höhe und blickte König Frodant fragend an. Dieser  löste seinen starren Blick von Pendetron, wischte eine Träne von seiner Nase und schaute ratlos zwischen den Menschen, seiner Priesterin und dem leblosen Pendetron hin und her. Dann fasste er einen Entschluss: „Wir vertagen die Entscheidung auf morgen früh. Heute Nacht gehört der Trauer um einen der weisesten Ingadi, die je gelebt haben. Die Menschen sollen bei den Felsen übernachten und die ganze Zeit bewacht werden. Im Morgengrauen werden wir über ihr Schicksal entscheiden.“
    ***
    Die Gefährten hatten kaum Schlaf gefunden. Jason fragte sich wie alle anderen auch: Was würden die Ingadi heute beschließen? Müde rappelten sie sich von ihren felsigen Lagern auf. Zumindest war es nicht so kalt gewesen wie die Nacht zuvor.
    Die Wachen hatten sich zunehmend als nett herausgestellt und mit ihnen noch den ganzen Abend gesprochen. Man hatte ihnen erklärt, dass ein Ingadi niemanden verletzen darf, bevor er nicht in Gebet und Meditation für seine Gewalttaten um Vergebung gebeten hatte. Ansonsten würde seine Seele, so er in diesem Kampf starb, nicht in die Hallen der Ahnen einziehen können. Dieser Ingadi wäre von daher für immer ausgelöscht, auf ewig tot. Kein Wunder, dass sie bei der Verfolgung der Angreifer gezögert hatten.
    Jason störte sich daran, dass die Ingadi einen regelrechten Ahnenkult betrieben. Sie trafen keine wichtige Entscheidung, ohne die Verstorbenen zu befragen. Auf der anderen Seite glaubten sie an ein Schicksal. Eine der Wachen drückte es so aus: „Wenn es der Wunsch des Universums ist, solltest du dich nicht dagegen stemmen.“
    Kinder bekamen die Ingadi viel seltener als Menschen oder Tandorianer. Was kaum verwundert, wenn man über 1.000 Jahre alt wird. Trotzdem schwand ihre Zahl, die Ingadi waren ein sterbendes Volk. Entsprechend groß wurde die Ankunft eines jeden Neugeborenen gefeiert.
    Sie lebten nicht in Familienverbänden, sondern in kleinen Gruppen von vier bis zehn Ingadi, die sich nach Sympathie zusammenfanden. Ein Ingadi konnte auch zwei Lebensgemeinschaften angehören oder im Laufe seines Lebens mehrere Wechsel vollziehen.
    Ihre Nahrung wurde ihnen bisher von der Natur geschenkt. Sie brauchten nicht viel und ernährten sich hauptsächlich von Blättern und Früchten. Nur selten bekamen sie Appetit auf Fleisch. Dann jagten sie eine Rebhuhnart, die in den Wäldern von Allabra weit verbreitet war. Den Rest der Zeit erzählten sie sich Geschichten oder ließen sich von der Sonne die Flügel wärmen. Der Wunsch nach Besitz war ihnen fremd. Manche Ingadi blickten gar mit Verachtung auf die mechanischen Errungenschaften der Menschen von Tandoran herab. Sie waren der Meinung, dass der Mensch durch diese Konstruktionen dem Leben entfremdet wird. Das schien Jason aber ein bisschen unfair. Natürlich brauchte ein Ingadi zum Beispiel keine Flugmaschine, wenn er mit seinen Flügeln reisen konnte. Und wenn man sich von den Blättern der Bäume ernährt, kann man auch leicht einen Mähdrescher ablehnen.
    Das Frühstück fiel wohlschmeckend aus, da Ten ihnen aus dem nahe gelegenen Wald Früchte der Lirabellenbäume und ein orangefarbenes Obst pflücken durfte. Man hatte sie bisher noch nicht über die Entscheidungen der nächtlichen Ingadisitzung in Kenntnis gesetzt.
    „Sie haben Pendetron übrigens auf einem großen Holzstapel aufgebahrt.“ Ten schilderte, was er bei seiner frühmorgendlichen Ernte gesehen hatte. „Das gehört zur Religion der Ingadi. Sie halten fast einen Monat lang Totenwache, damit der Geist den Körper in Ruhe verlassen kann. Oscaras Aufgabe als spirituelle Führerin ist es, der Seele Pendetrons den Weg ins Licht zu weisen.“
    „Sie glauben fest an die Wiedergeburt“, sagte Nickala. „Ich finde das tröstlich.“
    Jason hörte aufmerksam zu. Gerade hatte er sich seine tägliche Ration Goldwasser eingeschenkt, verharrte jedoch mitten beim Trinken. Mit dieser Frage hatte er sich schon seit seiner frühesten Kindheit beschäftigt. Er hatte viele Antworten gehört, die sehr unterschiedlich ausfielen. Doch niemand schien einen Beleg für die eine oder andere Ansicht vorlegen zu können.
    Ten schluckte den letzten Rest seiner Orange herunter und wischte sich den

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