Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
Mund mit seinem Ärmel ab. „Einige freuen sich sogar auf den Tod“, meinte er, „aber ob die Stimmen, die sie da immer hören, wirklich ihre Ahnen sind - ich weiß nicht. Doch wir Menschen sollten dankbar sein. Du weißt ja: Nach dem ersten Ingadikrieg waren es die Ahnen, die rieten, uns Menschen zu verschonen.“ Er kramte aus seinem Rucksack ein abgerundetes Rasiermesser mit Holzgriff sowie einen ovalen Taschenspiegel hervor. „Ob es stimmt oder nicht - wir scheinen diesem Glauben unser Weiterbestehen zu verdanken.“ Noch einmal grinsend ging er zur Wasserschüssel, um sich zu rasieren. Jason fuhr sich mit der Hand durch seine Bartsprossen und dachte ärgerlich, dass er es eigentlich auch nötig hatte.
„Meinst du wirklich, dass es die Schergen des dunklen Kaisers waren, welche die Pfeile abgefeuert haben?“, brachte Nickala das Gespräch auf ein anderes Thema. „So weit entfernt von den Nordlanden?“
Callum zuckte mit den Achseln. „Die Schüsse haben ganz klar Jason gegolten. Dieser Angriff reiht sich nahtlos in die Überfälle auf ihn ein. Erst auf der Erde, dann die Zerstörung der Goldwasserflaschen, der Garone und jetzt hier der Mordversuch. Ich wette, Aran del Mark hat das Flugschiff befehligt. Ich frage mich nur, woher sie immer wissen, was wir tun. Entweder, sie können genau orten, wo Jason ist. Das sollte ihnen aber aufgrund des Gaphir-Kettenhemdes nicht möglich sein. Oder, und das halte ich für wahrscheinlicher, wir haben einen Verräter in unseren Reihen. Vielleicht sogar im Lichtrat.“ In einer Aufwallung von Ärger warf er einen Stock gegen die Rückseite der Höhleneinbuchtung. Rhodon schien er nicht länger zu verdächtigen.
Ein dunkelblauer Ingadi mit markantem Kinn streckte seinen Kopf durch den Einlass. „Ihr sollt vor den Ingadirat treten.“ Sofort sprangen alle auf und schnappten ihre Rucksäcke. Ten trocknete sich rasch das Gesicht ab und verstaute seine Rasierutensilien.
Sie trafen die Ingadiversammlung genau so an, wie sie diese am Abend verlassen hatten. König Frodant saß an der Seite von Oscara leicht erhoben auf dem inneren Ring. Der kleine Säulentempel stand unberührt im Zentrum ihrer heiligen Stätte. Im Hintergrund warf Jason einen verstohlenen Blick auf die auf riesige Holzstämme aufgebahrte Leiche von Pendetron.
Die Menschen wurden in die Mitte des Platzes geführt, direkt vor den König. Jason fragte sich kurz, wie wohl der Herrscher der Ingadi ausgewählt wurde.
Frodant musterte sie eine Weile und sprach dann mit strenger Stimme: „Hört unsere Entscheidung, Menschen. Die Täter konnten nicht mehr gefunden werden. Sie lieferten uns mit ihrer feigen Ermordung des ehrwürdigen Pendetrons einen weiteren Hinweis auf die Schlechtigkeit des Menschengeschlechtes. Doch wir achten den letzten Wunsch unseres verstorbenen Pendetrons. Zwar können wir uns nicht denken, dass von den Menschen die Rettung für uns Ingadi ausgehen soll, aber der weise Pendetron schenkte den alten Geschichten mehr Glauben als wir.“
Jason entließ die Luft aus seinem Brustkorb. Ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht, verschwand aber sofort wieder, als er die nächsten Worte hörte.
„Doch geben wir euch nicht endlos Zeit, eine Lösung zu finden. Unsere Nahrungsvorräte sind leer, die Bäume wollen nicht wachsen. Ihr erhaltet eine Frist von drei Mal neun Tagen, solange wir Pendetron für seine Reise ins Licht aufbahren. Wenn ihr bis dahin eine Antwort auf die Erkaltung unserer Welt vorweisen könnt, wird die Vernichtung des Menschengeschlechtes nicht erfolgen.“ Frodant erhob sich und blickte aus der Höhe drohend auf die Menschen herab. „Wisst, wenn die Zeitspanne ohne Ergebnis verstreicht, werden wir den Eingebungen unserer spirituellen Führerin folgen und das Böse aus Tandoran vertreiben, sodass unsere Heimat wieder genesen kann. Und ein Teil dieses Bösen, Menschlinge, geht von eurer Rasse aus.“
Jason ließ entmutigt den Kopf sinken. Nicht mal einen Monat - und drei Prüfungen lagen noch vor ihnen. Wie sollten sie das schaffen?
Frodant sprach weiter: „So zieht von dannen und erfüllt eure Prophezeiung, was auch immer ihr dafür tun müsst. Ich glaube ohnehin nicht daran.“
Er schien mit seiner Rede zu Ende, doch dann fiel ihm noch etwas ein. „Das Schwert Eruslan dürft ihr mitnehmen. Da es dafür geschaffen wurde, den Ingadi in größter Not zu helfen, sehen wir es als ein Zeichen an, dass es jetzt dort nach eurer Prüfung wieder auftaucht. Dem wollen wir
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