Die Prophezeiungen von Celestine
sie nicht zu sein«, sagte Sanchez. »Sie müssen einen Wagen gehabt haben. Wir sollten entscheiden, wohin wir fahren und was wir jetzt machen.«
»Meiner Ansicht nach müssen wir zu den Ruinen«, sagte ich.
Er sah mich an. »Warum nicht. Mir fällt auch kein anderer Ort ein.«
Sanchez wendete den Wagen, und wir fuhren nach Westen.
»Was wissen Sie über die Ruinen?« fragte ich.
»Julia sagt, sie sind das Ergebnis zweier unterschiedlicher Kulturen. Die Mayas hatte den Höhepunkt ihrer Zivilisation dort, obwohl die meisten ihrer Tempel weiter nördlich, in Yucatän, stehen.
Mysteriöserweise verschwanden die Mayas ungefähr 600 vor Christus ohne einen ersichtlichen Grund.
Danach gründeten die Inkas ihre Zivilisation am selben Ort.«
»Was ist Ihrer Meinung nach mit den Mayas geschehen?«
Sanchez sah mich an. »Ich weiß es nicht.«
Mehrere Minuten fuhren wir schweigend dahin.
»Wie kommt es, daß Sie noch mehr von der
Neunten Erkenntnis gelesen haben?« fragte ich ihn, als ich mich an sein Gespräch mit dem Kardinal erinnerte.
»Der junge Soldat, der uns geholfen hat, wußte, wo ein Teil des Manuskripts aufbewahrt wurde. Nachdem wir getrennt worden waren, nahm er mich mit in einen anderen Raum und zeigte ihn mir. Im wesentlichen handelt es sich dabei um einige Ergänzungen zu den von Phil und Dobson ausgeführ ten Konzepten, doch vor allem habe ich Argumente gefunden, die ich gegen den Kardinal ins Feld führen konnte.«
»Was genau sagt die Neunte?«
»Daß das Manuskript den Inhalt vieler Religio nen erklären wird und ihnen dabei behilflich sein kann, ihre jeweiligen Versprechungen zu erfüllen. Sämtliche Religionen, so behauptet das Manuskript, versuchen die Verbindung zwischen der Menschheit und einer höheren Instanz herzustellen. Und alle Religionen sprechen von der göttlichen Wahrnehmung im
Gläubigen selbst, eine Wahrnehmung, die uns erfüllt und uns zu etwas anderem, Besserem macht, als wir es sind. In dem Augenblick, als man Führer bestimmte und sie damit beauftragte, Gottes Willen den Menschen zu erklären, anstatt ihnen zu zeigen, wie sie den Weg dorthin finden können, wurde die Religion allerdings korrumpiert. Im Manuskript steht, daß irgendwann in der Geschichte ein ein zelner die exakte Art und Weise, sich mit der gött-liehen Quelle zu verbinden, erfahren wird und so ein dauerndes Beispiel für die Möglichkeit dieser Verbindung gibt.« Sanchez blickte mich an. »Hat nicht Jesus genau dieses getan? Hat er nicht seine eigene Energie und seine Schwingungen derartig erhöht, bis er leicht genug war, um... ?« Sanchez sprach seinen Satz nicht zu Ende und schien in tiefen Gedanken versunken.
»Woran denken Sie?« fragte ich.
Sanchez schien die Frage zu überraschen. »Hier genau endete die Kopie, die der Soldat mir zum Lesen gegeben hat. Der Auserwählte würde einen Weg gehen, dem die ganze Menschheit folgen soll, das ist ihre Bestimmung. Doch das Manuskript sagte nicht, wohin der Weg uns führt.«
Eine Viertelstunde etwa fuhren wir schweigend dahin. Ich bemühte mich zu erahnen, was als nächstes geschehen würde, doch mein Kopf blieb leer.
»Dort sind die Ruinen«, sagte Sanchez.
Vor uns, auf der linken Seite, konnte ich durch die Bäume drei pyramidenförmige Bauwerke erkennen.
Nachdem wir den Wagen geparkt und näher ge kommen waren, sah ich, daß die Pyramiden aus behauenen Steinen errichtet worden waren und in gleichmäßigen Abständen von etwa hundert Metern voneinander entfernt standen. Zwischen ihnen hatte man den Boden mit einer weicheren Sorte Stein gepflastert. An den Grundmauern der Pyramiden war an mehreren Stellen mit Ausgrabungsarbeiten begonnen worden.
»Schau - dort!« rief Sanchez und zeigte auf die Pyramide, die am weitesten von uns entfernt stand.
Eine einsame Figur saß direkt davor. Als wir näher kamen, bemerkte ich ein Ansteigen meiner Energie.
Als ich in der Mitte der Steinplatten angekommen war, fühlte ich mich mit einem Mal vollkommen frisch. Ich warf einen Blick auf Sanchez, und er hob eine Augenbraue. Dann konnte ich endlich erkennen, daß es sich bei der Person vor der Pyramide um Julia handelte. Sie saß im Schneidersitz und hielt einige Papiere auf ihrem Schoß.
»Julia!« rief Sanchez.
Julia wandte sich uns zu und stand auf. Ihr Gesicht schien leicht zu schimmern.
»Wo ist Wil?« fragte ich.
Julia zeigte nach rechts. Ungefähr hundert Meter entfernt saß Wil. In dem rasch schwindenden Däm-merlicht schien er förmlich zu
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