Die Prophezeiungen von Celestine
Manuskript unseren Begriff von Spiritualität erweitert. Sie...«
»Wessen Spiritualität?« rief der Kardinal mit lauter Stimme. »Wer hat denn dieses Manuskript überhaupt geschrieben? Irgendein heidnischer Maya, der irgendwo gelernt hat, Aramäisch zu sprechen? Was verstanden diese Leute schon davon? Sie glaubten an die Magie von bestimmten Orten und an myste riöse Energien. Das waren Primitive. Die Ruinen, in denen die Neunte Erkenntnis gefunden wurde, nennt man die Celestine-Tempel, die himmlischen Tempel - was um alles in der Welt konnte diese Kultur vom Himmel verstanden haben?
Und hat ihre Kultur etwa überlebt?« fuhr er fort.
»Nein. Kein Mensch weiß, was mit dem Volk der Mayas geschehen ist. Sie sind spurlos verschwunden.
Und du verlangst, daß wir an dieses Manuskript glauben? Dieses Dokument behauptet, Menschen hätten Kontrolle über die Welt. Doch das haben sie nicht. Gott hat sie. Unsere einzige Wahl besteht in der Akzeptanz der Botschaft der Heiligen Schrift, in ihr liegt der Schlüssel zu unserer Erlösung.«
»Was heißt es denn in Wirklichkeit, die Heilige Schrift zu akzeptieren und Erlösung zu erlangen?«
gab Sanchez zurück. »Wodurch erlangen wir sie?
Weist das Manuskript uns nicht den genauen Weg zu einer höheren Spiritualität, einen Weg, wie wir uns verbinden können, gerettet werden - wie diese abstrakten Dinge sich in der Realität anfühlen? Und führen uns die Achte und die Neunte Erkenntnis nicht deutlich vor Augen, was geschähe, wenn jeder Mensch sich dementsprechend verhalten würde?«
Der Kardinal schüttelte den Kopf und machte
Anstalten zu gehen, dann drehte er sich um und blickte Sanchez mit stechendem Blick an. »Du hast die Neunte Erkenntnis ja noch nicht einma l mit eigenen Augen gesehen.«
»Doch, habe ich. Zumindest einen Teil davon.«
»Wie das?«
»Man hat mir kurz vor meiner Ankunft davon
berichtet. Einen weiteren Teil habe ich vor wenigen Minuten gelesen.«
»Wie?! Wie ist das möglich?«
Sanchez trat auf den alten Priester zu. »Hör zu, überall verlangen Menschen nach der Offenbarung dieser letzten Erkenntnis. Sie rückt alle anderen Erkenntnisse in den entscheidenden Zusammenhang. Sie zeigt uns unsere Bestimmung und unser Schicksal -
was es heißt, ein spirituelles Bewußtsein zu haben!«
»Wir wissen, was ein spirituelles Bewußtsein ist, Sanchez.«
»Tun wir das wirklich? Ich denke, nicht. Wir haben Jahrhunderte damit verbracht, darüber zu reden, es uns vorzustellen, unseren Glauben darin zu geloben.
Doch haben wir diesen Begriff immer als etwas Abstraktes beschrieben, etwas, das es intellektuell zu erfassen gilt. Und immer haben wir spirituelles Bewußtsein als etwas dargestellt, das von einzelnen entwickelt werden mußte, um das Eintreffen von Unglück zu verhindern, nicht um etwas Gutes oder gar Wunderbares zu bewerkstelligen und zu erreichen.
Das Manuskript beschreibt die Inspiration, die aus der wahren Liebe zu anderen und der Evolution unserer Existenz entstehen wird.«
»Evolution! Evolution! Hör dich doch an, Pater!
Du, der du immer gegen den Einfluß der Evolution gekämpft hast. Was ist mit dir geschehen?«
Sanchez sammelte sich ein wenig. »Ja, es stimmt.
Ich habe mich gegen die Ideen der Evolution gewandt, sobald sie als Ersatz für Gott herangezogen wurden, als Versuc h, das Universum gottlos zu machen. Doch jetzt sehe ich, daß die Wahrheit in einer Synthese aus Religion und Wissenschaft liegt. Die Wahrheit ist, daß Gott die Evolution geschaffen hat und noch dabei ist, sie zu schaffen.«
»Es gibt keine Evolution«, protestierte Kardinal Sebastian. »Gott hat diese Welt geschaffen, und damit Schluß.«
Sanchez warf mir einen schnellen Blick zu, doch hatte ich keinerlei zündende Ideen beizusteuern.
»Sebastian«, fuhr er fort, »das Manuskript beschreibt die Abfolge der Generationen als eine Evolution des Geistes, eine Entwicklung hin zu höherer Spiritualität und höherer molekularer Schwingung.
Jede Generation erzeugt eine höhere Form der Energie und vereint mehr Wahrheit in sich als die voraus-gegangene, und sie gibt diesen Status an die Menschen der nächsten Generation weiter, welche diese Dinge ihrerseits wieder weiterentwickelt.«
»Barer Unsinn«, sagte der Kardinal. »Es existiert nur ein Weg zu einer höheren Spiritualität, und der besteht in der Befolgung der Gebote.«
»Exakt!« rief Sanchez aus. »Doch wo sind die Bei-spiele hierfür? Ist die Geschichte der Gebote nicht die Geschichte eines Volkes,
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