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Die Psychotherapie der Hildegard von Bingen

Die Psychotherapie der Hildegard von Bingen

Titel: Die Psychotherapie der Hildegard von Bingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wighard Strehlow
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Ungerechtigkeit sterben und von mehr als 20 000 Autoaggressionskrankheiten geplagt werden, sondern dass wir an der Transformation der ungerechten Zustände auf allen Gebieten des Lebens aktiv werden. Dann erleben wir den Himmel auf Erden und kosten mit allen Sinnen, was es heißt, im Reich Gottes schon im Hier und Jetzt zu leben. Die Transformation der Erde in die himmlische Freude ist das ultimative Ziel der Geschichte, alles andere wäre Verrat am Willen Gottes:
    »Ich habe Sonne, Mond und die ganze Schöpfung geschaffen und habe dich mit brennender Vernunft ausgerüstet. Damit sollst du mich erkennen und in der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes leben. Du sollst mir daher mit Freude und Heiterkeit begegnen und nicht gegen mich kämpfen. Wenn du die Hände nicht ausstreckst, kannst du von mir auch nicht das Außergewöhnliche empfangen … Ich habe dir dein Heil und deine Heimat gezeigt …«
    Destruktive Worte und Bild der Sinnlosigkeit
    Alle »Laster« gipfeln schließlich und endlich im gefährlichsten »Laster« – der Sinnlosigkeit. Der Mensch hat seine Erinnerungen an Gott verloren und seine himmlische Heimat vergessen. Er hat keine Freude mehr auf dieser Welt, weder an seinen Lieben noch an seinen Freunden oder an der Schöpfung.
    Die Melancholie ist eine furchtbare Krankheit, der traurige Mensch sitzt und weint und weiß schon gar nicht mehr, warum. Seine Heimat – die göttliche Welt – hat er aus den Augen verloren:
    »Ich kenne nichts, was da oder dort seine Heimat in Gott hat. In ihr sind alle Lebenskräfte bereits abgestorben. Sie sieht immer nur schwarz und spricht in ihrer Traurigkeit weder mit ihren Freunden, noch söhnt sie sich mit ihren Feinden aus. Sie frisst den Weltschmerz in sich hinein, verzieht sich wie eine Schnecke im Schneckenhaus und scheucht jeden, der ihr helfen will, davon. Sie trauert, als ob sie bereits gestorben wäre, und schaut nicht mehr zu ihrer himmlischen Heimat auf.«
    Hildegard sieht im Weltschmerz und der Sinnlosigkeit einen Mann in Frauengestalt, die zu einem Zerrbild geworden ist. In ihrer Dummheit umarmt sie trockene Zweige und verflucht die Tage ihres Lebens. Sie singt voller Schmerz wie Orpheus in der Unterwelt: »O wäre ich doch nie geboren!«
    »Wehe mir, dass ich geboren bin! Was für ein Leben! Wer wird mir helfen? Wer wird mich erfreuen? Wenn Gott mich kennte, würde er mich doch nicht in so eine Not schicken … Vieles habe ich von Philosophen gehört, die davon sprechen, wie gut Gott ist. Mir hat Gott bisher alles in allem nichts Gutes getan. Wenn Gott für mich ist, warum verbirgt er seine Gnade vor mir? Ich würde ihm ja vertrauen, wenn er mir etwas Gutes täte. Aber ich weiß ja noch nicht einmal, wer ich selbst bin. Zum Unglück bin ich geboren und zur Traurigkeit geschaffen, lebe ich doch ohne jeden Trost dahin. Ach, was nutzt das Leben ohne Freude, und warum bin ich geboren, wenn mir nichts Gutes in diesem Leben geschieht?«
    Heilende Worte und Bild der Lebensfreude
    Aber Hildegard horcht wieder in unser Herz und hört eine ganz andere Stimme, die Stimme der Lebensfreude und Lebenslust. Die Lebensfreude öffnet dem traurigen Menschen die Augen für die Lust am Leben, für die Schöpfung und die kosmische Schönheit von Sonne, Mond und Sternen. Sie sieht die blühenden Rosen, die duftenden Lilien, die grünende Lebensfrische und erkennt Gott in seinen Geschöpfen:
    »Oh, du bist blind und taub, du weißt ja nicht, was du sagst. Gott hat einen strahlenden Menschen geschaffen, aber wegen deiner negativen Einstellung führten dich deine Sorgen in den See des Elends. Doch schau nur auf Sonne, Mond und Sterne und alle überwältigende Pracht der grünenden Lebenskraft auf der Erde und bedenke, welches Glück Gott allen Menschen damit geschenkt hat … Du bist im Grunde genommen mit Blindheit geschlagen und ein Nichtstuer, rücksichtslos, verantwortungslos und ichsüchtig. Statt totales Vertrauen in Gott zu haben, hegst du nur Zweifel, weil du dich für deine göttliche Natur gar nicht interessierst. Wer gibt dir denn alltäglich die großartigen, guten Gaben, wenn nicht Gott? Wenn dir der Tag entgegeneilt, nennst du es Nacht, und wenn dir das Glück begegnet, nennst du es Unglück. Wenn es dir gutgeht, behauptest du, es ginge dir schlecht. Daher lebst du in der geistigen Umnachtung, an einem Ort der Finsternis und des menschlichen Schattendaseins.
    Ich aber habe hier schon den Himmel auf Erden, weil ich alles, was Gott geschaffen hat,

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