Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
Vom Netzwerk:
Kerl aus dem Auto, die Stimme klang so sonderbar.
    »Ich hab –, ich weiß nicht, von wem Sie reden.«
    »Du weißt es genau.«
    »Sie, sie ist –.«
    »Antworte Karli, nun mach schon.«
    »Bitte, ich –, ich tu alles, was Sie wollen, aber bitte nicht mehr wehtun, ja? Bitte nicht.«
    Mit einem Mal war es still.
    Milan lauschte angestrengt.
    Der andere kicherte leise. Kurz darauf wurde etwas über den Boden gerollt.
    Es klang metallisch.
    Und dann folgte das Zischen.
    Er schrie, spürte den Schaum, kalt quoll er ihm über das nackte Geschlecht.
    »Wirst du sie jetzt noch immer ficken?«
    Er wimmerte.
    Das Zeug bedeckte ihn in immer dichteren Schichten. Der andere lachte.
    »Wirst du es wieder tun?«
    Er schüttelte stöhnend den Kopf.
    »Sag es Karli. Sag schon!«
    »Nein, nein!«
    Mit einem Mal verstummte das Zischen.
    »Und wirst du sie dir noch einmal anschauen?«
    Er wollte um Hilfe flehen, aber er brachte keinen Ton hervor.
    »Gib Karli eine Antwort, na los. Wirst du noch einmal einen Blick auf sie werfen?«
    Er erschrak vor dem stechenden Schmerz. Ratschend verschwand das Klebeband aus seinem Gesicht. Doch er konnte nichts sehen, seine Augen mussten sich erst an die Helligkeit gewöhnen.
    Er riss sie weit auf.
    Schon erkannte er die Dose, sie war dicht vor ihm. Da war eine Hand in Latex und hielt sie fest.
    Entsetzt wandte er den Kopf ab, doch schon wurde er gepackt, eine zweite Latexhand presste sich auf seine Stirn.
    »Angucken?«, fragte die Stimme. »Mit dem linken Auge?«
    Er dachte an Josie, wollte bei ihr sein. Wenn er sie doch nur um Verzeihung bitten könnte für seinen nächtlichen Übergriff. Mein Gott, er hatte ihr Angst eingejagt. Sie hatte seinetwegen geweint.
    Für einen Moment dachte er auch an die grausamen Bilder auf seinem Rechner. Als er sie auf dieser Website entdeckt hatte, war er zunächst entsetzt gewesen. Sie erinnerten ihn an die Qualen, die Josie durchlitten, von denen sie ihm immer wieder erzählt hatte. Und doch war es wie ein Zwang, die Bilder abzuspeichern, sie anzuschauen, immerzu. Aus seinem Entsetzen wurde Verwirrung, aus der Verwirrung Neugier, dann setzte die Erregung ein, gefolgt von Reue und Scham.
    Er hätte sich diese Bilder niemals herunterladen dürfen.
    Die Dose näherte sich. Er war machtlos. Die Latexfinger schoben die Lider hoch. Das Zeug traf die Iris. Der Schmerz raubte ihm den Atem. Er heulte auf.
    »Und mit dem rechten Auge?«
    »Nein«, brüllte er, »nein!«
    Fauchend stieß der Schaum aus der Düse hervor, und alles verschwamm.
     
    Auf der Fahrt nach Rudow warf er Stefanie einen kurzen Seitenblick zu. Ob er ihr etwas von der Sitzung erzählen könnte?
    Jana hatte einmal versucht, bei ihm selbst eine Hypnose durchzuführen, aber sie mussten abbrechen, weil er plötzlich Panik bekommen hatte.
    In Trance hatte er sich dabei beobachtet, wie er einen Plastikball, der vor ihm im Rinnstein lag, mit Fußtritten bearbeitete, immer und immer wieder.
    Der Ball war ein Geschenk von Susanna Halm gewesen, kurz vor ihrer Ermordung hatte sie ihn aus dem Fenster geworfen, hinunter zu dem kleinen Jungen, der auf dem kümmerlichen Rasenstück vor ihrem Haus spielte: »Da, nimm, Nils, der ist für dich!«
    Sein Vater hatte gesagt, er dürfe keine Geschenke von Fremden annehmen. Also musste dieser kleiner Ball mit den roten und weißen Karos unbedingt zerstört werden.
    All das sah er während der Hypnose überdeutlich vor sich: Den Ball im Rinnstein, seine Tritte, die Schuhe, seine Hosenbeine, das zerknautschte Plastik im Rinnstein, er hörte sogar sein zorniges Schnaufen dabei.
    Und es machte ihm Angst.
    Damit ihn Jana endlich wieder zurückholte, hob er die Hand und rief das vereinbarte Wort.
    »Stopp!«, schrie Stefanie.
    Trojan zuckte zusammen.
    Erkannte die rote Ampel, die Fußgänger vor ihm auf der Kreuzung, heftig trat er aufs Bremspedal. Die Reifen quietschten.
    »Entschuldigung.«
    »Mann, Nils, was ist los?«
    »War in Gedanken, tut mir leid.«
    Stefanie atmete tief durch.
    »Soll ich lieber fahren?«
    »Nein, nein, ist schon okay.«
    Damals hatte er Jana verschwiegen, was er gesehen hatte.
    Susanna Halm.
    Er müsste endlich seinen Vater anrufen, mit ihm über die Ermordete reden, Licht ins Dunkel seiner Kindheit bringen.
    Die Ampel sprang auf Grün, und er fuhr weiter.
    Kurz vorm Hafen Rudow-West bog er in die Kanalstraße ein. Einfamilienhäuser, die an Schuhschachteln erinnerten, säumten die rechte Seite, auf der linken befanden sich Gewerbehöfe, die bis an

Weitere Kostenlose Bücher