Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)
aber nicht lange gehalten. Ich glaub, sie hat ihm den Laufpass gegeben.«
»Freunde, Bekannte, kam mal jemand auf ein Bier vorbei?«
»Kann sein, weiß nicht, Karl war mehr ein Einzelgänger.«
»Und das Grundstück? Wenn ich recht informiert bin, betrieb er mit seinem Van einen privaten Fahrdienst, das war doch ein Ein-Mann-Unternehmen. Wie konnte er sich eigentlich das Haus leisten?«
Abermals rieb sich Junker über den Mund. »Die Hütte gehörte meiner Mutter. Wir sind hier aufgewachsen. Als sie starb, wollte ich nicht mehr zurück. Karl hatte damals einen kleinen finanziellen Engpass, also ist er hier eingezogen. Ist nicht besonders komfortabel.«
»Aber jetzt ist es Ihnen gut genug, ja?«, fragte Stefanie.
Er sog die Luft ein und verengte die Augen zu Schlitzen. Offenbar hatte er etwas dagegen, von einer Frau verhört zu werden.
»Ich hätte es auch verkaufen können. Aber wegen dieser Geschichte damals –.« Er brach ab, zuckte mit den Schultern. Trojan bemerkte einen Fleck auf seiner Strickjacke, sah nach Kaffee aus. »Na ja, das hat sich herumgesprochen. Wer kauft schon gern ein Haus, in dem so ein Mädel, wie soll ich sagen – malträtiert wurde?«
Wieder dieses Grinsen.
Er machte eine einladende Geste zur Kellertür hin. »Hier entlang.« Schon klinkte er die Tür auf und knipste das Licht an.
Dahinter war eine schmale, steile Treppe. »Nach Ihnen«, sagte er zu Stefanie.
Sie sah ihn angewidert an.
Dann ging sie hinunter, gefolgt von Junker, Trojan blieb dicht bei ihm.
Als sie unten waren, wies er sie rechts den Gang entlang.
Trojans Nackenhaare stellten sich auf.
»Was machen Sie eigentlich beruflich?«
Seine Brillengläser blitzten unter einer Neonröhre auf. »Ich bin Museumsführer in meinem privaten Gruselkabinett.«
Stefanie blieb abrupt stehen. Er stieß ein meckerndes Lachen aus.
»Kleiner Scherz. Bin in der Telekommunikationsbranche tätig, Überwachung der DSL-Anschlüsse, Versorgung in den Häusern, der ganze Kram.« Er drückte sich an ihr vorbei. »Und bitte schön.«
Er öffnete eine Eisentür und schaltete die Deckenbeleuchtung ein.
»Hier lag die Kleine.«
Trojan und Stefanie warfen sich einen Blick zu.
Sie traten ein. Der Raum war nicht mehr als zehn Quadratmeter groß, keine Fenster, nur der Heizungskessel und der blanke Estrich. Als Trojan in der hinteren Ecke die beiden in die Wand geschlagenen Eisenringe bemerkte, stockte ihm der Atem.
Junker schien seinen Blick bemerkt zu haben und grinste. »Ich hab nichts verändert.«
Trojan schluckte vor Wut.
»So, Herr Junker, nun schildern Sie uns mal genau, wie Sie damals Frau Maurer hier unten gefunden haben.«
»Hab ich alles schon tausendmal erzählt.«
»Dann erzählen sie es eben noch mal.«
Er holte tief Luft. »Es war am vierundzwanzigsten Juli letzten Jahres. Ich bekam einen Anruf aus der Klinik. Karl sei schwerverletzt, ein Autounfall. Der Idiot ist gegen einen Baum gebrettert, das war am Adlergestell, er muss mehr als hundert Sachen draufgehabt haben, hatte wohl ordentlich Promille im Blut. Ich hab ihn besucht, er war aber nicht mehr ansprechbar. Ich bin dann hierher, um Sachen für ihn zu holen.«
»Was für Sachen?«
»Zahnbürste, Pyjama, das Übliche.« Er lachte leise auf. »Dabei war Karl eigentlich nicht mehr in der Lage dazu, sich die Zähne zu putzen.«
Er setzte eine Pause.
»Egal, was tut man nicht alles für seinen Bruder. Ich war gerade oben, als ich dieses komische Hämmern hörte. Immerzu. So ein Kloing, Kloing. Das Mädel hat mit dem Fuß den Heizungskessel beackert. Die hatte ganz schön Panik.«
Trojan sah zu Stefanie hin, auch sie war um Beherrschung bemüht.
»Ich gehe also runter, und da sehe ich sie. Es war, na ja, wie soll ich sagen, ein grotesker Anblick, sie war ganz nackt und überall diese Kabel an ihrem Körper. Augen und Mund zugeklebt und die Beine eingesprüht mit PU-Schaum.«
Trojan trat unwillkürlich einen Schritt auf ihn zu.
»Sie haben also gleich gewusst, dass es PU-Schaum war?«
»Was sollte es denn sonst gewesen sein? Wer einmal mit dem Zeug hantiert hat, erkennt es sofort.«
Stefanies Stimme war schneidend: »Hantieren Sie öfter mit PU-Schaum, Herr Junker?«
»Nun mal langsam, junge Frau, Sie platzen hier einfach herein, haben Sie eigentlich eine Vorladung oder wie das heißt?«
»Antworten Sie einfach auf unsere Fragen!«, unterbrach ihn Trojan scharf.
Junker sah ihn scheinheilig an.
»Wo waren wir?«
»Bauschaum.«
»Ja, dieses Material kenne
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