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Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
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die der Rollstuhl gefahren werden konnte.
    Der Fernseher lief leise, sie fuhr voran, schaltete ihn aus und deutete zum Esstisch.
    »Es ist spät.«
    »Verzeihen Sie, wenn ich störe.«
    »Ich schlafe eh nicht viel. Worum geht es?«
    Er nahm Platz, legte das Klassenfoto auf den Tisch und deutete auf das Kind in der Reihe vorne links.
    »Kennen Sie dieses Mädchen?«
    Vera Feil strich sich das Haar zurück.
    Trojan erkannte an ihren verkürzten Ohren, dass er es mit der richtigen Person zu tun hatte.
    Sie fuhr dichter an den Tisch heran und beugte sich vor.
    »Das ist Josephin.«
    Endlich ein Erfolg, dachte er.
    »Das Bild muss in der vierten Klasse aufgenommen worden sein. Ja, damals waren wir ein wenig befreundet.« Sie lachte verbittert auf, es klang mehr wie ein Schluchzen. »Vielleicht hab ich mir die Freundschaft auch nur eingebildet, ich hab Josephin immer bewundert. Sie war so klug und hübsch.«
    Ihr Blick schweifte unruhig im Zimmer umher.
    »Außerdem stammt sie aus besseren Verhältnissen, so nennt man das wohl. Nach der Vierten ist sie abgegangen, um eine höhere Schule zu besuchen, während ich –.«
    Mit einem Ruck löste sie die Bremsen ihres Rollstuhls und setzte ein Stück zurück.
    Sie ließ den Kopf sinken.
    »Ich Idiotin hatte meinen Unfall. Wenn ich nur etwas vorsichtiger gewesen wäre, könnte ich jetzt noch laufen. Das verzeihe ich mir bis heute nicht.«
    Trojan wartete ab.
    »Mutter musste mit mir in dieses schreckliche Viertel ziehen, weil es hier Wohnungen für Behinderte gibt, wir lebten nur drei Aufgänge weiter. Und jetzt bin ich hier, allein.«
    »Was war das für ein Unfall?«
    Sie verzog den Mund.
    Nach einer Pause sagte sie leise: »Es ist im Schwimmbad passiert, ein Mutsprung vom Turm, ich schlug am Beckenrand auf, aber lassen Sie uns bitte darüber nicht sprechen.«
    »Es tut mir sehr leid.«
    Ihr Lächeln war dünn.
    »Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Bitte keine Umstände, sagte Trojan, »es ist furchtbar eilig, weil –.«
    »Ist Josephin etwas zugestoßen?«
    Er nickte schwach. »Sie ist verschleppt worden.«
    »Oh nein, wie furchtbar.«
    »Wann hatten sie das letzte Mal Kontakt zu ihr?«
    Sie dachte kurz nach. »Warten Sie. Das muss zwei Jahre nach meinem Unfall gewesen sein. Wir waren beide vierzehn. Sie wohnte noch in Charlottenburg, ging dort aufs Gymnasium. Ich hab sie zu mir nach Hause eingeladen. Sie wusste nicht, dass ich mittlerweile im Rollstuhl sitze. Hat sich ihr Entsetzen darüber kaum anmerken lassen, die Gute, war ganz tapfer und ausgesprochen nett zu mir. Aber ich glaube, sie war froh, als der Nachmittag vorüber war. Seitdem hab ich sie nie wieder gesehen.«
    Trojan legte wortlos das andere Bild auf den Tisch. Es zeigte das schüchtern lächelnde Mädchen im Rollstuhl vor dem Van.
    »Das bin ja ich!«
    Er versuchte ihren Blick zu deuten.
    »Erinnern sie sich an einen Mann namens Karl Junker?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Bitte denken Sie genau nach.«
    Ihre Schultern krümmten sich.
    »Er hat dieses Foto aufgenommen«, sagte Trojan, »und er fuhr den Van.«
    Sie schwieg.
    »Frau Veil, es geht um das Leben Ihrer Schulfreundin!«
    »Steht es so schlecht um sie?«
    »Wir müssen das Schlimmste befürchten.«
    »Was ist das nur für eine Welt.«
    Die Hände in ihrem Schoß waren zu Fäusten geballt.
    Mein Gott, durchfuhr es ihn, eigentlich ist sie eine recht attraktive Frau.
    »Bitte«, sagte er, »wir verlieren kostbare Zeit. Josephin Maurer ist in großer Gefahr.«
    »Wie war noch mal der Name?«
    »Karl Junker.«
    Ihre Stimme klang gepresst. »Das ist der Mann, der mich zur Schule gefahren und wieder abgeholt hat, es war sein Job. Ich war auf einer herkömmlichen Realschule, zusammen mit fröhlichen gesunden Menschen, und ich kam in das Alter, in dem man sich für Jungs interessiert, aber eine Querschnittslähmung ist für ein Mädchen nicht gerade kontaktfördernd, darum erinnere ich mich nicht gern an diese Zeit.«
    »Kennen Sie ihn genauer? Waren Sie einmal bei ihm zu Hause?«
    Die Antwort kam prompt. »Nein.«
    »Warum fotografiert er seine Fahrgäste vor seinem Haus?«
    Vera Feil rieb sich mit beiden Händen über die Schläfen.
    »Dieser Junker hat oft fiese Späße mit uns gemacht. Ich glaube, das Foto ist entstanden, als er mal gedroht hat, uns alle rauszusetzen. Stellen Sie sich das vor, wir waren eine Gruppe von Behinderten, und der Fahrer will sie einfach irgendwo im Regen hocken lassen.«
    Sie schaute wieder auf das Foto.
    »Ja, das war der Tag,

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