Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
Vom Netzwerk:
allem aber seine Art sie anzulächeln, verschmitzt, beinahe jungenhaft, und dann dieses Verborgene in ihm, seine Angst, die Selbstzweifel, etwas schier Unergründliches, ein Geheimnis, das zu entschlüsseln sie sich zur Aufgabe gemacht hatte.
    Wie hatte sie nur ihre professionelle Distanz aufgeben können und sich von ihm küssen lassen! Auf diese Weise war es unmöglich, die Therapie fortzusetzen.
    Sie verlor sich in Träumereien, spulte die Szene des Kusses vor ihrem inneren Auge immer wieder ab. Hatte sie sich das womöglich eingebildet? Im Nachhinein erschien es ihr so unwirklich. Sie war doch ein Profi. So etwas durfte ihr doch nicht passieren.
    Und was wäre nun, wenn sie für immer nachgäbe?
    Sie schüttete sich nach, trank.
    Und wieder hörte sie diese Stimme.
    KOMM. NUN MACH SCHON.
    Das arme Mädchen war regelrecht davon besessen gewesen.
    Wie könnte man ihr nur helfen?
    Kurzentschlossen griff sie zum Telefon, suchte eine Nummer im Verzeichnis und drückte die grüne Taste.
     
    Trojan steckte gerade den Schlüssel ins Zündschloss, als das Handy in seiner Hosentasche vibrierte.
    Als er den Namen auf dem Display las, machte sein Herz einen Sprung. Er hob ab.
    »Ja?«
    »Ich bin es.«
    Mehrere Empfindungen stürmten gleichzeitig auf ihn ein, einerseits seine Angst um Josephin, die sinkende Hoffnung, andererseits dieses merkwürdige Kribbeln, das Janas Stimme bei ihm auslöste. Als hätte sie die Fähigkeit, ihn in einen anderen Modus zu versetzen, nur allein dadurch, dass sie zu ihm sprach.
    »Hallo?«
    »Ja, ich bin noch da.«
    »Ich störe, nicht wahr? Sie sind im Einsatz.«
    Sein Atem beruhigte sich.
    Einzig und allein die Tatsache, dass sie ihn, unbewusst oder nicht, wieder zu siezen begann, irritierte ihn.
    »Schon gut. Ich bin –, ich freue mich doch immer, wenn du anrufst.«
    »Sie müssen entschuldigen, ich bin ein wenig beschwipst.«
    »Gut so. Es ist Samstagnacht, es ist Sommer, du hast ein Recht darauf.«
    Und er wünschte, er könnte jetzt bei ihr sein und den Rausch mit ihr teilen.
    »Wissen Sie, es ist so, dass ich die ganze Zeit an heute Vormittag denken muss, ich war anfangs etwas streng zu Ihnen, und dafür wollte ich mich entschuldigen.«
    »Entschuldigung angenommen.«
    »Aber dann kam es zu diesem Vorfall zwischen uns –.«
    »Nicht doch, Jana, ich sehe das ganz gelassen.«
    »Gelassen? Also hör mal, du bist mein Patient.«
    »Na und?«
    »Das sind Grenzverletzungen.«
    »Mir egal.«
    »So kommen wir nicht weiter.«
    »Sind wir nicht längst weitergekommen, Jana?«
    Sie atmete in den Hörer.
    »Und natürlich muss ich immerzu an diese junge Frau denken, sie wirkte so verzweifelt, und es tut mir so leid, was sie durchmachen musste.«
    Er schwieg. Sein Nacken verkrampfte sich. Er blickte die Straße hinunter, Motten taumelten im fahlen Laternenlicht.
    »Hat Ihnen denn die Hypnose bei Ihren Ermittlungen weitergeholfen?«
    Er zerrte am Kragen seines T-Shirts, als könnte er sich so etwas Luft verschaffen.
    »Ja«, sagte er kaum hörbar.
    »Das klingt aber nicht überzeugend.«
    »Ich bin dran, ich hab –, ich werde –, ich kann –.«
    »Sie müssen sich doch nicht vor mir rechtfertigen.«
    Schließlich brach es aus ihm heraus: »Wir haben alles für sie getan, ihr einen Funkwagen abgestellt, zwei Mann, die sie rund um die Uhr bewacht haben, ich war selbst einmal zum Schutz eine ganze Nacht bei ihr, wir haben wirklich alles in unserer Macht stehende unternommen. Aber es werden auch Fehler gemacht, es gibt menschliches Versagen.«
    Er drehte den Zündschlüssel herum und fuhr los, er wusste zwar nicht, wohin, am besten zurück zum Kommissariat, Landsberg von der Vernehmung berichten, die Kollegen befragen, vielleicht hatten sie ja etwas in Erfahrung gebracht, aber er wusste ja, je länger ein Opfer in den Händen des Täters war, desto geringer wurde die Wahrscheinlichkeit, es lebend wiederzufinden.
    Er hörte Jana leise aufschreien.
    »Hallo?«
    Sie sagte nichts.
    »Was ist da los? Bist du noch dran?«
    Endlich vernahm er wieder ihre Stimme.
    »Ja, es ist nur –, ich hab gerade einen furchtbaren Schreck bekommen. Da war etwas am Fenster.«
    »Was?«
    Es entstand eine längere Pause.
    »Nichts. Es ist nichts. Nur ein Windstoß. Der Ast von einem Baum. Vielleicht zieht ein Gewitter auf. Verzeihen Sie, ich bin so schreckhaft heute.«
    Er drückte das Gaspedal durch, der Motor heulte auf.
    »Sagen Sie mir die Wahrheit, was ist passiert?«
    »Sie ist verschwunden. Der Kerl hat sie

Weitere Kostenlose Bücher