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Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
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ich bin vierzehn oder fünfzehn, mir geht es sehr schlecht. Meine Mama ist –.« Sie schlug die Augen nieder. »Meine Mama war Alkoholikerin, und sie hat –. Ich konnte ihr doch nicht helfen, musste mit ansehen, wie sie sich langsam zu Tode soff.« Sie ruckte mit dem Kopf. »Junker sagt jedenfalls zu uns, wir sollen nicht so laut im Auto sein, und dann hält er plötzlich an, steigt aus, öffnet die Hintertür und sagt: ›Jetzt ist Feierabend.‹ Er geht in sein Haus, ich nehme an, um dort einen Schnaps zu trinken oder dergleichen. Danach scheint es ihm leidgetan zu haben, vielleicht hatte er auch Angst um seine Lizenz, jedenfalls kommt er wieder raus und führt uns ganz stolz seine neue Kamera vor, eine digitale, das war damals noch was ganz Besonderes, er sagt, ›na los, Leute, nun lächelt mal‹, und er macht dieses Foto. Er verfrachtete uns wieder auf unsere Plätze und fährt weiter. Er war halt sehr verschroben, ein eigenartiger Mensch.«
    »Und sie hatten keinen näheren Kontakt zu ihm?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Kennen Sie jemanden, der mal bei ihm war, ihn vielleicht regelmäßig besuchte, möglicherweise ein anderer Fahrgast von ihm?«
    »Nein.«
    »Ihre Mutter? Was ist mit Ihrem Vater?«
    »Mein Erzeuger ist unbekannt«, entgegnete sie hart. »Und Mama war meines Wissens nie in diesem Haus. Warum sollte sie auch.«
    »Haben Sie Geschwister?«
    »Ich war immer allein.«
    »Freunde aus der Zeit?«
    »Ich sagte doch: immer allein.«
    Sie schob die beiden Fotos mit einer energischen Geste über den Tisch.
    »Sollten Sie Josephin Maurer wiederfinden, richten Sie ihr von mir aus, dass ich sie sehr gern mochte.«
    Trojan versuchte in ihren Augen zu lesen. Wenn das alles war, was sie wusste, war er wieder am Nullpunkt angelangt. Es erschien ihm hoffnungslos.
    Er stand auf und verabschiedete sich von ihr.
    Auf seiner Uhr war es dreizehn Minuten nach Mitternacht.

SIEBENUNDZWANZIG
    D er Chablis war zu warm.
    Jana ging in die Küche, nahm den Behälter aus dem Gefrierschrank und brach zwei Eiswürfel heraus. Da sie vergessen hatte, das Glas mitzunehmen, musste sie sie in der hohlen Hand ins Wohnzimmer bringen.
    Sie setzte sich, stieß versehentlich das Glas um und fluchte leise. Stand wieder auf, holte ein Geschirrtuch aus der Küche und tupfte die Weinlache auf. Dann lehnte sie sich zurück und legte sich die angeschmolzenen Eiswürfel auf die Stirn. Das Wasser rann ihr übers Gesicht, das Kinn und über den Hals hinunter in den Ausschnitt ihrer Bluse. Die kurze Abkühlung ließ sie aufatmen.
    Sie hatte alle Fenster ihrer Wohnung geöffnet, sich den Gedanken an Fassadenkletterer verboten, dafür zum wiederholten Male kontrolliert, ob die Eingangstür richtig verschlossen war.
    Die Samstagnacht war stickig und schwül. Gelächter drang von den Kneipen in der Akazienstraße zu ihr herauf. Eigentlich sollte sie jetzt mit einer Freundin in einem Biergarten sitzen und ebenfalls versuchen zu lachen, aber sie hatte abgesagt.
    Ihren psychologischen Supervisor konnte sie nicht erreichen, er schien am Wochenende nicht ans Telefon zu gehen.
    Diese Hypnose heute Vormittag hatte sie erschüttert. Als sich die Augen der jungen Frau nach der Sitzung wieder geöffnet hatten, waren sie wie ein Spiegel für sie gewesen.
    Ein Spiegel ihrer eigenen Angst.
    Früher hatte sie geglaubt, völlig frei davon zu sein.
    Bis der Federmann kam.
    Sie schenkte sich nach, fühlte sich zu schwach aufzustehen, um neue Eiswürfel zu holen, also trank sie den Wein warm.
    Sie schaltete auf einen anderen Fernsehkanal um, wo ein Dokumentarfilm über Tiere lief, da tummelten sich Fische in einem Ozean, da waren Korallen, ein Taucher, ein Wirbel von Luftblasen, und eine sonore Stimme erzählte von einer versunkenen Welt. Sie nickte für einen Moment ein.
    Abrupt hob sie den Kopf. Hatte da jemand zu ihr gesprochen?
    KOMM HER ZU KARLI.
    Sie lauschte.
    Nein. Nicht möglich.
    Sie musste geträumt haben.
    Um sich abzulenken, richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Meerestiere. Ein Clownfisch schwamm durchs Bild, sie kannte die Art aus einem Animationsfilm, den sie mal auf DVD gesehen hatte, auch an so einem traurigen, einsamen Abend.
    Du musst mehr ausgehen, Jana, ermahnte sie sich in Gedanken selbst, hättest die Verabredung nicht absagen sollen.
    Sie nahm einen großen Schluck.
    Ertappte sich dabei, wie sie an Trojan dachte, sich seine wachen braunen Augen vorstellte, die angegrauten Schläfen, seine große Statur, den dynamischen Gang, vor

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