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Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
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lassen.«
    Sie setzte sich, öffnete die Schatulle und durchwühlte einen Stapel Fotos.
    Nach einer Weile reichte sie ihm eines davon.
    »Hier, ein Griff, und ich hab es, bei mir herrscht Ordnung. Ich hab noch ein paar andere an dem Tag geschossen. Viele Menschen sind ja nicht gekommen, eigentlich war ich fast allein, da war noch sein älterer Bruder, der Pfarrer natürlich und –.« Sie blickte auf ein anderes Foto. »Ach ja, und dieser junge Mann.«
    Trojan nahm ihr das Bild aus der Hand und betrachtete es.
    »Wer ist das?«
    Sie lehnte sich vor. Ihre Wangen glühten vor Aufregung über den nächtlichen Besuch. Er konnte ihren Wodkaatem riechen, hätte sich doch ein Glas davon genehmigen sollen.
    »Hab ich beinahe vergessen, ja, der ist auch gekommen. Und wissen Sie was, ich hab ein gutes Personengedächtnis, ich bin mir ziemlich sicher, dass das derjenige ist, den ich mal in Junkers Garten gesehen hab.«
    »Wann war das?«
    »Etliche Jahre zuvor, da war er noch ein Jugendlicher. Ich hab manchmal durch die Hecke hinübergelinst, hat mich doch interessiert, was der Junker drüben so treibt, und da steht dieser Junge mitten auf der Wiese, und ich rufe zu ihm rüber, sage hallo oder so etwas Ähnliches. Er blickt mich nur ganz scheu an, und weg ist er.«
    »Haben Sie ihn danach noch einmal gesehen?«
    Sie legte die Stirn in Falten.
    »Kann sein, dass er noch mal im Garten war. Ich glaube, er ist immer von hinten reingegangen. Da gab es bei uns in der Kanalstraße hinter den Fliederbüschen eine Möglichkeit, von der nächsten Querstraße aus das Grundstück zu betreten. Ich hab mich ja immer vor Einbrechern gefürchtet und zu meinem Schwiegersohn gesagt, er soll mal was dagegen unternehmen, damit nicht –.«
    »Wissen Sie, wer dieser Mann ist«, unterbrach er sie, »haben Sie vielleicht mal seinen Namen aufgeschnappt? Bitte erinnern Sie sich.«
    Er verspürte dieses Kribbeln in den Fingern, wie so oft, wenn er sich einem wichtigen Punkt genähert hatte.
    Gertrude Pranowski sah ihn an, ihre Augen waren mit einem Mal glasig geworden, sie schien den Faden verloren zu haben.
    Trojan wollte schon etwas sagen, als sie seinen Arm berührte und ihm zuraunte: »Sie haben mir wohl nicht richtig zugehört, ich sagte doch, er war ein-, zweimal im Nachbargarten, da hab ich ihn gesehen, rief hallo, aber woher soll ich den Namen wissen? Meinen Sie, der war ihm auf die Stirn geschrieben?«
    »Schon gut.«
    Er war so aufgeregt, dass er aufstehen und ein paar Schritte durch das Zimmer laufen musste. Dabei sah er auf das Foto in seiner Hand. Das Grab war schmucklos, keine Blumen, kein Kranz, nicht einmal eine Trauerschleife. Er erkannte Friedhelm Junker in der Bildmitte, etwa drei Meter entfernt von ihm stand ein junger Mann, nicht allzu groß, die Schultern eingezogen, seine Miene war verschlossen.
    »Brauchen Sie eine Lupe?«, fragte Gertrude Pranowski. »Sie sind doch Detektiv.« Sie lachte. »Und ein Detektiv braucht eine Lupe.«
    Er spürte, wie ihm der Schweiß den Rücken hinunter rann. Sein Nacken war so verspannt, dass er Mühe hatte, den Kopf gerade zu halten. Er nickte der alten Frau zu, sie öffnete eine Schublade unter dem Tisch und kramte darin.
    »Ich brauche so etwas manchmal, wenn es in den Illustrierten gewisse Details zu betrachten gibt. Die Muskelpakete von hübschen Burschen zum Beispiel.«
    Mit einem breiten Lächeln reichte sie ihm das Vergrößerungsglas.
    Trojan hielt es über das Foto. Das dunkle Haar des jungen Mannes reichte nicht bis über die Ohren.
    Und an den Ohren fehlte etwas. Für einen Moment war er wie gelähmt.
    »Darf ich das Bild behalten?«, fragte er heiser.
    »Oh, ich fürchte, das geht nicht, es gehört doch zu meiner Sammlung.«
    »Ich bringe es Ihnen zurück, versprochen.«
    Er legte die Lupe auf den Tisch.
    »Danke, Frau Pranowski, Sie haben mir sehr geholfen!«
    Dann stürmte er aus dem Zimmer.

NEUNUNDZWANZIG
    V era Feil trank keinen Alkohol, das negative Vorbild ihrer Mutter hielt sie davon ab. In dieser Nacht aber sehnte sie sich nach Betäubung und Trost und wünschte, sie könnte ihre verdammte Enthaltsamkeit einfach in den Wind schreiben und sich bis zur Besinnungslosigkeit besaufen.
    Aufgewühlt von den Erinnerungen an die Zeit vor ihrem Unfall fuhr sie im Rollstuhl in der Wohnung hin und her.
    Immer wieder sah sie Josephin Maurer vor ihrem geistigen Auge und zählte sich auf, was sie alles an ihr geliebt hatte, ihren verträumten Blick, die Art, wie sie gedankenversunken im

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