Die purpurnen Flüsse
sagen . Abe r eine s steh t fest : De r Man n wurd e nicht niedergeschlagen . Un d e r wa r währen d seine r Folterun g gefesselt un d be i Bewußtsein : Di e Abdrück e vo n Fessel n a n Arme n und Handgelenke n sin d eindeutig . Andererseit s – nachde m nicht s darauf hindeutet , da ß de r Man n geknebel t wurde , kan n ma n annehmen , daß sei n Mörde r nich t befürchte n mußte , jeman d könnt e di e Schreie hören. « Niéman s lehnt e sic h an s Fensterbrett.
»Wa s halte n Si e vo n de n Folterungen ? Sin d si e professionell?«
»Professionell?«
»Handel t e s sic h u m Kriegstechniken ? Bekannt e Methoden?«
»Ic h bi n zwa r kei n Experte , abe r da s glaub e ic h nicht . Ic h würde ehe r sagen , e s wa r di e Vorgehensweis e eine s … eine s Besessenen. Eine s Irren , de r Antworte n au s ih m herauspresse n wollte.«
»Waru m sage n Si e das?«
»De r Mörde r wollt e Cailloi s zu m Rede n bringen . Un d e r hat geredet.«
»Wohe r wisse n Si e das?«
Coste s deutet e ein e bescheiden e Verbeugun g an . Trot z de r Wärme i m Rau m hatt e e r seine n Park a nich t abgelegt . »Hätt e de r Mörder Rém y Cailloi s nu r au s reine m Vergnüge n gequält , s o hätt e e r ih n zu Tod e gefoltert . Abe r wi e gesagt , e r wurd e letztlic h au f ander e Weise umgebracht . Mi t eine m Drah t erwürgt.«
»Kei n Hinwei s au f sexuell e Mißhandlungen?«
»Nein . Nicht s dergleichen . Da s is t nich t sein e Welt . Überhaupt nicht.«
Niéman s gin g wiede r ei n paa r Schritt e durc h de n Raum . Er versuchte , sic h ei n Monstru m vorzustellen , da s fähi g war , einem andere n Mensche n derartig e Quale n zuzufügen . Versucht e sic h selbst al s Beobachte r de r Szen e z u sehen , abe r e r sa h nichts . Kei n Gesicht, kein e Gestalt . Dan n dacht e e r a n de n Hingerichteten , a n das , was desse n Auge n wahrnahmen , währen d e r gege n de n Tod , da s Leiden kämpfte . E r sa h wilde , verzweifelt e Gesten , Braun- , Rot- , Ockertöne, eine n unerträgliche n Hage l vo n Schlägen , sa h Flamme n un d Blut. Wa s mochte n sein e letzte n Gedanke n gewese n sein ? Langsa m und deutlic h fragt e er : »Wa s wa r mi t de n Augen?«
»De n Augen?«
Barne s hatt e dies e Frag e gestellt , un d vo r Überraschun g hatt e sich sein e Stimm e ein e Oktav e höhe r geschraubt . Herablassend antwortet e Niémans : »Ja , de n Augen . Da s is t mi r vorhi n i n der Klini k aufgefallen . De r Mörde r ha t seine m Opfe r di e Augen herausgetrennt . Di e Höhle n schiene n mi t Wasse r gefüll t …«
»S o is t es« , bestätigt e Costes.
»Fange n Si e vo n Anfan g an« , fordert e Niéman s ih n auf . Costes blättert e i n seine m Bericht . »De r Mörde r ho b da s Li d an , führt e eine Kling e ein , durchtrennt e de n Augenmuske l un d de n Sehner v und entfernt e dan n de n Augapfel . Anschließen d schabt e e r da s Inner e der Augenhöhle n sorgfälti g aus.«
»Wa r da s Opfe r be i diese r Operatio n bereit s tot?«
»Da s läß t sic h nich t mi t Sicherhei t sagen . Ic h hab e jedoch Blutunge n i n diese r Regio n festgestellt , di e vermute n lassen , daß Cailloi s z u de m Zeitpunk t noc h a m Lebe n war.«
Ei n bedrückte s Schweige n folgt e seine n Worten . Barne s war aschfahl , Joisnea u wi e erstarr t vo r Entsetzen . »Un d dann? « fragte Niémans , u m di e mi t jede r Sekund e wachsend e Beklemmung aufzubrechen.
»Später , al s da s Opfe r to t war , füllt e de r Mörde r di e Augenhöhlen mi t Wasse r – mi t Flußwasser , nehm e ic h a n – un d verschloß sorgfälti g di e Lider . Deshal b ware n si e geschlosse n un d gewölbt , als wäre n di e Auge n unversehrt.«
»Komme n wi r au f di e Verstümmelun g de r Auge n zurück . Besitzt de r Mörde r Ihre r Ansich t nac h chirurgisch e Kenntnisse?«
»Nein . Ode r nu r seh r vag e Vorstellungen . E r gib t sic h Mühe, würd e ic h sagen , wi e auc h be i de n Folterungen.«
»Wa s fü r Instrument e ha t e r dafü r benutzt ? Dieselben , di e auc h die Schnittwunde n a m Körpe r verursachten?«
»Si e stamme n jedenfall s au s derselbe n Familie.«
»Au s welche r Familie?«
»Industriell e Instrumente . Schneidewerkzeug e irgendeine r Art.« Niéman s tra t vo r de n Arz t hin . »Meh r könne n Si e un s nich t sagen? Keinerle i Hinweis ? Kein e Spur , di e irgendwohi n führt?«
»Leide r nein . De r Körpe r wurd e gründlic h gewaschen , eh e e r in de r Felsspalt e untergebrach t wurde .
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