Die purpurnen Flüsse
blo ß di e Ohre n vollgequatscht . De r erste sagte , de r Begrif f de s Böse n se i ein e rei n bürgerliche Wertvorstellung , di e ma n au s soziale r un d ehe r marxistische r Sicht überprüfe n müsse . Wi r sin d nich t weite r au f ih n eingegangen . Der zweit e ha t wa s vo n Grenzüberschreitunge n gefaselt . Allerding s unter Hinwei s darauf , da ß di e Grenz e i n un s selbe r is t … daß unser Gewisse n ständi g mi t eine m übergeordnete n Zenso r verhandel t … Wi r habe n jedenfall s nicht s kapiert . De r dritt e ha t un s wa s vom Absolute n un d de r Such e nac h de m Unmögliche n erzähl t … vorn mystische n Erlebnis , das , al s Verlangen , i m Gute n wi e i m Bösen zustand e komme n könne . Als o … un s is t da s z u hoch , offen gestanden …«
Niéman s fin g a n z u lachen . »Ic h hab’ s di r j a gesagt« , schnaubt e er, a n Joisnea u gewandt . »Tra u keine m Intellektuellen. « Z u dem verdutzte n Kripobeamte n sagt e er : »Mache n Si e nu r weiter . Suchen Si e nac h de n Schlüsselbegriffe n ›Böses‹ , ›Gewalt ‹ un d ›Riten‹ , und gebe n Si e außerde m di e Begriff e ›Wasser‹ , ›Augen ‹ un d ›Läuterung‹ ode r ›Reinheit ‹ i n de n Compute r ein . Mache n Si e mi r ein e List e der Studenten , di e solch e Büche r ausgeliehe n un d sic h mi t diesen Theme n beschäftig t haben , beispielsweis e i m Zusammenhan g mit eine r Diplom - ode r Doktorarbeit . We r is t hie r der Computerspezialist?«
»Ich , Her r Kommissar! « Ei n vierschrötige r Bursch e tra t vo r und lie ß di e Schulter n kreisen.
»Wa s habe n Si e sons t noc h i n Caillois ’ Dateie n gefunden?«
»Di e Liste n beschädigte r Bücher , Bestellunge n un d s o weiter . Die Name n de r Studenten , di e sic h Büche r i m Lesesaa l ausgeliehen haben , un d ihre n Plat z i m Saal.«
»Ihren Platz?«
»Jawohl . Cailloi s hatt e unte r andere m di e Aufgabe , jedem Studente n eine n eigene n Plat z zuzuweise n … « Mi t einer Kopfbewegun g deutet e e r au f di e verglaste n Abteile . »I n diesen Boxe n da . E r hatt e jede n Name n sam t Platznumme r gespeichert.«
»Sein e eigen e Dissertatio n habe n Si e nich t gefunden , oder?«
»Doch . Ei n tausendseitige r Schinke n übe r di e Antik e un d … « – er war f eine n Blic k au f ei n vollgekritzelte s Notizblat t – » … übe r die olympisch e Idee . Dari n geh t e s u m di e allererste n Olympischen Spiel e un d u m di e heilige n Riten , di e dami t verbunde n ware n … Ein gewaltige s Ding , da s kan n ic h Ihne n sagen.«
»Mache n Si e eine n Ausdruc k davo n un d lese n Sie’s.«
»Wi e bitte?«
»Kursorisc h natürlich« , fügt e Niéman s mi t spöttische m Unterton hinzu.
De r Man n schie n leich t au s de r Fassung . Eh e e r protestieren konnte , fuh r Niéman s fort : »Sons t ha t e r nicht s i n seine r Kiste? Irgendwelch e Videospiele ? Ein e Mailbox? « De r Kripobeamte schüttelt e de n Kopf . Niéman s fan d dies e Auskunf t nich t weiter verwunderlich . E r hatt e scho n geahnt , da ß Cailloi s allei n fü r seine Büche r un d sein e Berg e geleb t hatte . Ei n rigorose r Charakter , privat wi e beruflich , de r sic h keinerle i Ablenkun g vo n seine n Aufgaben gestattete : de r Fertigstellun g seine r Dissertation . Wa s hätt e ei n derart strenge r Aske t woh l z u gestehen ? Niéman s dreht e sic h z u Joisneau um . »Kom m ma l mit« , sagt e e r un d zo g ih n z u de n Bücherregalen.
»Wi e wei t bis t d u inzwische n mi t deine n Ermittlungen?«
Si e trate n i n eine n schmale n Gan g zwische n Regalen . A m anderen End e stan d ei n uniformierte r Polizist , di e Mütz e i n de n Nacken geschoben , un d blättert e eifri g i n eine m Buch . Be i seine m Anblick hatt e de r Kommissa r einig e Mühe , seine n Erns t z u wahren.
De r Leutnan t schlu g sei n Notizbuc h auf . »Ic h hab e mehrere Universitätsmitarbeite r befragt , außerde m di e beide n Bibliothekare, di e Caillois ’ Kollege n waren . E r wa r nich t sonderlic h beliebt , aber immerhi n wurd e e r respektiert.«
»Wa s hatte n si e ih m vorzuwerfen?«
»Nicht s Bestimmtes . Ic h hab e ehe r de n Eindruck , da ß e r be i allen ei n gewisse s Unbehage n verursachte . E r wa r ei n zurückhaltender Typ , geradez u verschlossen , legt e nich t de n geringste n Wer t auf sozial e Kontakt e un d sagt e nu r da s Allernötigste . I n gewisse r Weise paß t da s j a z u seine r Arbeit. « Joisnea u war f eine
Weitere Kostenlose Bücher