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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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nur ansatzweise zu
lesen. Ihre Unterstellungen machten ihn wütend. Seine Augen glühten blutrot
auf, allerdings kochte seine Wut niemals auf heißer Flamme. Sie war immer
eiskalt und berechnend. Etwas anderes konnte er sich in seiner Position kaum
leisten. Er trug keine tierischen Kräfte in sich, seine Fähigkeiten waren
mentaler Natur und erforderten ein hohes Maß an Selbstbeherrschung bis hin zur
Selbstverleugnung.
    Das Zimmer um sie herum wurde von einem Strudel
ergriffen und alle Farben und Formen verschmolzen miteinander. Die Tri’Ora
würde jegliche Orientierung verlieren, während ihre Sinne von ihm beeinflusst
wurden. Plötzlich standen sie inmitten eines Waldes, durch dessen Blätterdach
helle Sonnenstrahlen auf sie herab schienen. Wie die echte Sonne würde dieses
Licht die Fähigkeiten der Frau mildern. Sie würde jedenfalls diesen Eindruck
haben und nicht dagegen angehen können.
Es ging nicht um Angabe oder die Vorführung seiner Stärke, er wollte nur
verhindern, dass sie das Zimmer verließ, also hatte er eine Umgebung
geschaffen, die sie kannte. Es fiel ihm nicht schwer, sekundenschnell in die
Tiefen des Unterbewusstseins einer anderen Person vorzudringen. Nur sehr wenige
konnten ihm in diesem Punkt widerstehen.
     
    Tiponis ganzer Körper stellte sich auf Angriff ein,
als die Welt um sie herum schwand und sie sich plötzlich in einer Umgebung
wiederfanden, die zwar aussah wie ein sonnendurchfluteter Wald, aber ganz
bestimmt keiner war. Sie legte den Kopf schief und wagte nicht einmal mehr zu
blinzeln, damit ihr nicht die geringste Regung des Kriegers entging. Sie
wünschte sich, bewaffnet zu sein. Mit irgendetwas. Sein Gehabe gefiel ihr
nicht. Sie wäre nicht gegangen. Sie hielt sich an die Regeln. Im Gegensatz zu
ihm. Es war nicht nötig, die eigenen Fähigkeiten zu demonstrieren. Sie spielte
ihre ja auch nicht einfach aus. Wobei sie ihm natürlich haushoch unterlegen
war. Er wollte wohl, dass sie sich in einer ihr bekannten Umgebung wohlfühlte,
dabei jagte er ihr damit einen unheimlichen Schauer nach dem anderen über den
Rücken, was ihm wohl sehr gefallen mochte. Er zeigte ihr ganz bewusst, wer hier
das Sagen hatte. Dazu hatte sie ihn ja wohl indirekt aufgefordert und nun trieb
er sie damit in die Enge. Sie wusste nicht mehr, wo sie war und nur ihr wacher
Verstand hielt sie davon ab, zu glauben, er hätte sie und sich selbst irgendwo
hin aus dem Zimmer materialisiert. Sie waren immer noch an derselben Stelle wie
vorhin. Auch wenn in den Baumkronen nun das Zwitschern von Vögeln erklang und
sich das Licht der Sonne, das sie schwächte, im grünbelaubten Geäst brach.
     
    „Es gibt ganz klar festgelegte Regeln, was den Umgang
mit der Tri’Ora angeht, wehrte Tiponi! Also stehe ich eindeutig in Eurer
Schuld! Sie wird auch sorgfältig beglichen werden. So sind die Regeln und ich
werde sie nicht brechen. Es ist mir eine ehrenvolle Verpflichtung! Ihr habt das
Leben zweier Krieger gerettet. Ich meine meinen Dank aufrichtig. Ich werde Euch
gerne jeden Wunsch erfüllen, den Ihr als Gegenleistung für diese Tat äußern
werdet“, sagte Ron mit ruhiger Stimme, da nicht einmal sein Puls schneller
schlug. Nicht einmal der Anblick, den die umwerfend schöne Frau in ihrem
gerechten Zorn bot, konnte ihn aus der Ruhe bringen. Wäre er so schwach, den
Verlockungen des Fleisches so leicht zu erliegen, dann wären sie wohl alle
verloren.
Ron spazierte lässig zwischen den tanzenden Sonnenstrahlen auf die Frau zu, die
von unterdrückter Angriffslust zu beben schien. Sie war bestimmt gut darin,
jeden anderen zu täuschen.
    Tiponi sagte nichts, als er von Begleichung seiner
Schuld sprach. Sie würde mit Freuden auf seinen Dank verzichten, wenn er sie
freigab und sie hatte ganz sicher keine Wünsche. Ihr Leben war gut so, wie es
war. Es gab nichts, was er ihr bieten konnte. Außer Freiheit natürlich, aber
darum würde sie nicht groß bitten müssen. Der Wald war eine Illusion, aus der
er sie bald schon entlassen würde. Sie durfte nur nicht nachgeben und ihre
Angst vor ihm zeigen. Wenn er ihr weh tun wollte, hätte er es längst getan.
Als er auf sie zukam, wünschte sie sich dennoch irgendeine Waffe, nach der sie
greifen konnte und sei es nur zu dem unnützen Zweck, ihn auf Abstand halten zu
wollen. Er war zu selbstgefällig, zu genau in seiner Aufgabe. Zu bestimmt in
seinen Ansagen. Anführer durch und durch.
     
    „Ich kann nicht beurteilen, wie stark die Bande
zwischen euch waren! Wir alle hielten Abstand

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