Die Qualen der Sophora
weit persönlicher geworden und
hätte nicht als Anführer der Warrior gesprochen.
Sie sollte für ihre ehemalige Weggefährtin einfach glücklich sein. Awendela
hatten den ihr bestimmten Platz gefunden. Beim Orden wäre sie niemals glücklich
geworden. Diesen Weg wählte man kaum aus Spaß an der Freude. Jede der
Schwestern hatte ein mehr oder weniger großes Päckchen zu tragen und Theron
hütete sich, das ihre heraus zu finden. Das ging ihn nichts an, und er wollte
es auch gar nicht wissen.
Seine Sorge galt nicht ihr. Sie war ihm als starke Persönlichkeit entgegengetreten
und hätte einige Dinge nicht sagen sollen, wenn sie das Echo nicht vertrug. Er
spielte seine Stärke nicht. Sie war kein Schild, das unter ihrem lächerlichen
Ansturm zerbersten würde.
"Natürlich, das tue ich immer!", gab Ron
trocken zurück und verbeugte sich leicht vor der Tri'Ora, bevor er ihr Zimmer
verließ, um selbst noch einmal bei Damon vorbei zu sehen, der nun sauber und
gut versorgt unter der Decke lag.
King versicherte ihnen, dass er die Aufgabe der
Krankenwache allein bewältigen konnte, damit Bone und Jackie ihn nach unten
begleiten konnten. Das war sehr umsichtig von dem Asiaten, da er zu verstehen
schien, dass die Krieger ihrem Bruder gern geschlossen Geleit geben wollten,
wenn schon Damon wegen seiner Dummheit ausfiel. Der Breed-Mann gehörte zu der
neuen Riege, aber seine Bande waren noch sehr frisch, so dass Wendy und Ash ihn
nicht zu sehr vermissen würden.
Unten fanden sie schon eine gelöstere Stimmung vor,
was Theron erleichterte. Die Sorgen würden früh genug wieder kommen, davon
sollte das Ehepaar vorerst nicht betroffen sein.
Theron tauschte einen fragenden Blick mit seinem
Bruder aus, als er mit Romana aus einer der Nischen trat, die durch schwere
Vorhänge geschützt waren.
Läuteten da etwa auch schon Hochzeitsglocken? Romana sah ganz danach aus, wenn
er ihren strahlenden Blick und das Rosa ihrer Wangen in Betracht zog, doch
Chryses machte einen weniger glücklichen Eindruck. Er sah eher aus, als hätte
man ihm einen Korb erteilt.
Nun ja, es würden noch jede Menge Vollmondnächte kommen. Rys hatte die Zeit auf
seiner Seite, wenn er es schaffte, sich noch eine Weile lang in Geduld zu üben.
Im Morgengrauen
Es war nicht das Licht des nun untergehenden Mondes,
das Catalina in dieser Nacht wach hielt. Nicht einmal ihre Sorgen um Nico hatten
sie von Nathan fern halten können, die Affectio brannte in ihrem Körper
lichterloh, sie konnte sich ihr noch nicht willentlich entziehen. Dazu hatte
sie zu wenig Erfahrung damit. Ihm gerade so intensiv nah zu sein, war
wundervoll und schmerzhaft zugleich. All die Gefühle, die in ihr brodelten
wurden um das Hundertfache verstärkt.
Die Begegnung mit einem Mann wie Astyanax brachte alte
Erinnerungen zurück. Wenn sie die Augen schloss, dann sah sie vor sich das
majestätische Gebäude, das beinahe zwanzig Jahre lang ihr Zuhause gewesen war.
Es ragte trotzig aus den Karpaten hinauf in den Himmel, eine uneinnehmbare
Festung, die die Familie Tatarescu im 15. Jahrhundert Vlad III. Draculea
abgenommen hatte. Es war eine selbstständige und verschworene Gemeinde, die
dort lebte. Für Touristen mochte es eine Attraktion sein, doch keiner von ihnen
würde jemals einen Fuß auf den Boden hinter den Toren setzen. Valeriu hatte
noch zu ihrer Zeit einen Hochsicherheitszaun um das Grundstück ziehen lassen,
das der Familie seit langem gehörte. Und das hatte er noch zu Ceauşescus*
Zeiten durchgeboxt.
(*Anm.: Von 1965 bis 1989 der neostalinistische Diktator der Sozialistischen
Republik Rumänien.)
Cats Lider flatterten unruhig in dem leichten Schlaf,
in den sie wegen völliger Erschöpfung geglitten war. Ihre Nasenflügel bebten,
als würde sie ein bekanntes Aroma tief in sich aufnehmen, das sie an bessere
Zeiten erinnerte, doch in der Bástya Tatarescu * hatte es für sie
eigentlich nie bessere Zeiten gegeben. Nur weniger schlimme…
(*rum. Schloss Tatarescu)
° ° °
Sonnenuntergang. Catalina stand in voller Montur an
einer der Wehrmauern des Schlosses und genoss den Ausblick, den sie von hier
aus hatte. Unter dem schweren, knielangen Ledermantel trug sie ihren
Waffengürtel und die beiden Schulterholster, in denen die großkalibrigen Waffen
steckten, die sie zur Jagd benutzte. Über dem Mantel hing die Armbrust aus
Edelstahl quer über ihrem Rücken, die sie später nach vorne holen würde, weil
sie damit am liebsten schoss. Sie konnte damit mehr Schaden anrichten als
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