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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Mal lag er im
Dreck, Awendelas Ehemann halbtot auf ihm und eine Horde Ghouls, die auf ein
zweites Abendessen aus waren, direkt daneben.“
    Tiponi richtete sich ganz auf, nachdem Jackie das
Zimmer verlassen hatte, blieb aber auf dem Rand des Bettes sitzen, weil sie
noch mehr vom Plasma brauchte, bis sie wieder selbstständig gehen konnte. Sie
war noch schwach auf den Beinen, aber den Teufel würde sie tun und ihr
Gegenüber, der sowieso schon viel zu viel mitbekam, eine Gelegenheit geben, sie
länger als nötig an ihr Krankenlager zu fesseln.
    „Die beiden wären beinahe nicht mehr aus Green Point
zurückgekehrt. Sowohl Ashur als auch Damon hatten ihr Bewusstsein verloren und
waren nicht mehr dazu in der Lage, allein nach Hause zurückzukehren. Ich habe
Damon wenige Tropfen von meinem Blut gegeben, nachdem Rowtag und ich die Feinde
töteten. An Ashur habe ich mich nicht herangetraut. In ihm schlummert ein
wildes Tier, das wohl nur Awendela zu zähmen vermag.“
    Tiponi lächelte wieder, ohne Theron anzusehen und ihre
Gedanken schienen in weite Ferne zu schweifen. Wohin wusste nur sie selbst und
es dauerte nur einen winzigen Augenblick, bevor sie wieder zu ihm aufsah und
den Kopf schüttelte.
„Das klang schon wieder anmaßend, nicht wahr? Dabei bin ich alles andere als das.
Ich habe ihnen geholfen, ohne etwas dafür zu erwarten. Ich habe Damons
Erinnerungen manipuliert, nachdem er kräftig genug war, um es mit seinem Bruder
nach Hause zu schaffen. Ash hat ihn vor der Explosion gerettet, aber das wisst
Ihr ja alles schon. Ihr habt eure Computer, eure digitalen Auswertungen.
Hightech. Da können die Tri’Ora nicht mithalten.“
    Mit jedem Tropfen des künstlichen Blutes, das in ihren
Körper floss, ging es ihr besser. Rowtag hatte sich mittlerweile wieder auf
allen Vieren niedergelassen. Die Augen geschlossen und scheinbar schlafend, die
Ohren aber immer noch befehlsbereit gespitzt.
    „Ich wusste, dass Awendela eines Tages zu Höherem
bestimmt sein würde, Krieger. Meine Spende, die ihr Leben einhauchte, mag mit
der Eures Kriegers vor hundert Jahren ausgeglichen oder aufgehoben worden sein,
aber ich dachte, ich wäre ihr ebenfalls so wichtig, wie sie mir wichtig
geworden ist. Immerhin haben wir zehn Dekaden unseres Lebens geteilt. Sie war
meine rechte Hand, meine wichtigste Vertraute. Wie würdet Ihr reagieren,
Theron, wenn man Euch Chryses oder Orsen nehmen würde und es dann über Dritte
erfahrt?“
    Es war keine richtige Frage, sondern einfach nur eine
indirekte Feststellung, dass Theron wahrscheinlich getobt und nicht um
irgendetwas wie beispielsweise eine Einladung zur Hochzeit gebeten hätte.
„Richtig, Ihr wärt nicht begeistert gewesen.“, antwortete sie für ihn und riss
mit einem Ruck die Infusion heraus, die in ihrer Armbeuge steckte. Sie benetzte
den Einstich mit der angeleckten Spitze ihres rechten Zeigefingers, sodass er
sich automatisch schloss. Den abgerissenen Schlauch hing sie zurück an den
Ständer, der den Beutel hielt und drehte die Zufuhrregelung dicht, damit kein
weiteres Blut irgendwo hinlaufen konnte.
    „Aber mir macht ihr einen gedanklichen Vorwurf der
Überheblichkeit, weil ich es wage, hier aufzutauchen.“
    Tiponi erhob sich vom Bett, sicher das ihre Beine sie
nun tragen würden. Unter dem schwarzen Umhang, den sie bei ihrem Einzug in den
Saal angehabt hatte, trug sie ein schlichtes wollweißes Wickelkleid aus
Kaschmir, das nun durch Damons und ihrem Blut ruiniert und nicht mehr zu retten
war. Die schweren Stiefel hatte sie gegen weiche, bestickte Mokassins
ausgetauscht, die vor dem Bett lagen und in die sie nun wieder barfuß hineinschlüpfte,
weil sie nach Damon sehen wollte, dessen Leben bei weitem wichtiger war als ihr
eigenes. Die langen schwarzen Haare fielen von einer Spange mit indianischem
Muster am Hinterkopf schlicht gebändigt bis weit über die Mitte des schmalen
Rückens der jung aussehenden Frau, die ebenfalls schon annähernd dreihundert
Jahre gelebt hatte.
    „Warum sagt Ihr mir nicht einfach, dass ich Euch
belästige und Eure Feierlichkeiten störe?“ Tiponi war schon ein paar Schritte
in Richtung Tür voraus gegangen, als sie Theron über die Schulter hinweg einen
weiteren rotglühenden Blick zuwarf.
„Ein Wort von Euch genügt und die Tri’Ora wird gehen.“
     
    Theron blieb nach außen hin völlig ruhig, während die
Tri’Ora ihre ziemlich spitzen und in seinen Ohren vorlauten Bemerkungen fallen ließ.
Sie war in keinem Fall in der Lage, seine Gedanken auch

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