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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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gewesen war. Die selbstgerechte Art, mit
der Theron über sie verfügte, tat ihr weh. Doch sie ließ es sich nach außen hin
nicht anmerken. Wenn er in ihr las, würde ihn ihr innerer Aufruhr nur genauso
köstlich amüsieren wie die Tatsache, dass er ihr befehlen konnte und durfte,
wie es ihm beliebte.
    Ein weiteres Zittern, das von unterdrückter Wut
herrührte, durchlief ihren Körper. Mit zusammengebissenen Zähnen presste sie
eine Entschuldigung hervor, sich einfach so über ihn hinweg gesetzt zu haben,
indem sie Damon beeinflusste und Theron nicht sofort von ihrer Hilfe in Green
Point unterrichtet hatte.
So war es das Gesetz bei den Immaculates. Egal, wie mächtig die Tri’Ora auch
sein mochten, ein Krieger stand immer noch über ihr. Dennoch wusste sie, warum
ihr Schweigen besser gewesen war, als mit ihrer Rettung hausieren zu gehen.
    „Glaubt mir, ich werde nie wieder etwas vor Euch
verschweigen, Warrior!“ Obwohl sie sich Mühe gab, ihre Stimme gleichfalls fest
und bestimmt klingen zu lassen, schwang ein leises Zittern darin mit, das
hoffentlich nur sie allein bemerkte und von ihrer Wut auf ihn gut kaschiert
wurde.
     
    „Master Theron?“, flüsterte eine unsichere Stimme, die
durch das Unterholz zu ihnen zu dringen schien. Ron schnippte mit den Fingern
und sofort löste sich die Illusion auf und sie standen wieder in dem
Gästezimmer, in dem man die Heilerin untergebracht hatte.
    „Tritt ruhig ein, Dovie!“, forderte er Salamas Zofe
zum Eintreten auf, die das Zimmer zuvor nicht hatte betreten können, da sie von
einem starken Energieschild davon abgehalten worden war. Sie trug einen Stapel
Kleidung bei sich, den sie auf dem Bett ablegte und mit einem scheinbar
unschuldigen Lächeln zwischen den beiden Kontrahenten hin und her sah.
Therons rechter Mundwinkel zuckte kurz nach oben, weil er ihre schnippische
(aber gedachte) Bemerkung durchaus verstanden hatte. Die Kindfrau hatte ihre
eigenen Vorstellungen, wie man Gäste unter dem Dach der ehrenwerten Salama zu
behandeln hatte.
    „Vielen Dank, Dovie! Auf deine Hilfe ist immer
Verlass!“, bedankte sich Ron artig und neigte sogar den Kopf in ihre Richtung,
als sie sich mit einem angedeuteten Knicks verabschiedete.
    „Selbst wenn ich mich durch Eure Anwesenheit belästigt
fühlen würde… Und ich versichere Euch, dass ich weit davon entfernt bin… Würde
ich mir niemals anmaßen, Euch in diesem Haus nicht mit dem nötigen Respekt zu
begegnen. Awendela wäre mehr als enttäuscht, wenn ihr großer Tag mit einem
solchen Eklat ausklingen würde. Dovie hat Ihnen Kleidung zum Wechseln gebracht…
Kann ich den anderen mitteilen, dass Ihr euch uns wieder anschließen werdet,
sobald Ihr Zustand es zulässt?“, fragte Theron mit unverbindlich höflichem
Tonfall, als hätte es die Unterhaltung zuvor gar nicht gegeben.
     
    Zu Tiponis Glück wurde die traute Idylle, die er
erschaffen hatte, gestört. Eine Angestellte des Hauses. Tiponi hätte ihr vor
Erleichterung um den Hals fallen können. Die Illusion schwand und die Tri’Ora
fand sich mit dem Rücken zu einem antiken Schrank wieder, auf den sie beim
Rückwärtslaufen gestoßen war.
Das Mädchen, das dem unendlichen Wissen in seinen Augen nach zu urteilen keines
mehr war, brachte neue Kleidung für sie. Eine nette Geste. Auch Tiponi bedankte
sich, allerdings ehrlich, nachdem in Therons Dank schon wieder diese leicht
selbstgefällige Art mitschwang, die einen unbestimmten Würgereiz in ihr
auslöste.
Sie berührte die saubere Kleidung auf dem Bett mit den Fingerspitzen. Es war
selten, das man wirklichen Wert auf die Gesellschaft der Tri’Ora legte und
wieder war es Theron, der sie an eben dies erinnerte.
    „Tut, was Ihr nicht lassen könnt.“, murmelte sie
verbissen am Rande ihrer Selbstbeherrschung angelangt, ohne den Blick vom
Kleiderstapel zu lassen. Seine geheuchelte Höflichkeit konnte er sich sparen.
Es war seine Erziehung, die ihm verbat, ehrlich seine Meinung über ihr Dasein
zu sagen. Wäre es nach ihm gegangen, dann hätte er den Schlüssel zu ihrer
Zimmertür herumgedreht, um sie einzusperren und diesen dann in irgendeinem
Brunnen hinter dem Haus versenkt.
     
    Theron war keine Regung und kein Gedanke der Tri'Ora
entgangen. Er musste sich nicht einmal große Mühe geben. Morgen würde Vollmond
sein und ihre Wut und Aufgewühltheit wurden dadurch nur verstärkt. Er musste
ihr unterstellen, ihn absichtlich falsch verstehen zu wollen. Es lag nicht in
seiner Absicht, sie zu verletzen. Dann wäre er

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