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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Partnerschaft, in der man unsere Begabungen respektiert. Wir wollen eure Einsicht, daß in diesem Land eine fruchtbare Gemeinschaft von Gleichen möglich ist. Eure Intellektuellen müssen endlich aufhören, auf uns herabzusehen wie auf schwachsinnige Kinder. Eure Geschäftsleute sollen uns als Menschen gelten lassen, die ebenfalls rechnen können und genauso ehrlich sind wie sie selbst. Eliav, wir wollen das Gefühl haben, als Araber in eurer Gesellschaftsordnung wirklich zu Hause zu sein.«
    »Hat nicht das Versprechen alles dessen schon in dem gelegen, was ich diesen Sommer getan habe?«
    »Es gibt noch einen anderen Grund, warum ich deinen Vorschlag nicht akzeptieren kann.«
    »Und zwar?« fragte Eliav.
    »Ich glaube, du kannst ihn raten. Während der langen Diskussion mit Cullinane über die Frage der moralischen Berechtigung zur Regierung über ein Land habe ich festgestellt, daß es ein Thema gab, das er oft zur Sprache bringen wollte, vor dem er aber immer wieder zurückgeschreckt ist. Den Amerikanern wird beigebracht, die Gefühle anderer Menschen stets mit Samthandschuhen anzufassen. Trotzdem. es handelt sich hier um ein Problem, das wirklich die moralischen Grundlagen des Judentums auf die Probe stellt.«
    »Du meinst die arabischen Flüchtlinge?«
    »Ja. Cullinane mußte ständig an die Flüchtlinge auf der anderen Seite der Grenze denken, wenn er plötzlich während unserer Diskussionen schwieg. Ich denke auch an sie.«
    »Was hätten wir aber tun sollen?« fragte Eliav, ehrlich verwundert. »Im Jahre 1948 haben gegen alle flehentlichen Bitten der Juden über sechshunderttausend Araber das Land verlassen. Sie haben es getan, weil sie von ihren Politikern dazu genötigt wurden. Man hatte ihnen versprochen, binnen zwei Wochen würden sie als Sieger zurückkehren. Der gesamte jüdische Besitz sollte in ihre Hände übergehen, und mit den jüdischen Frauen könnten sie tun, was sie wollten. Seitdem sind sechzehn Jahre vergangen, und man sagt uns, daß die Zahl der Flüchtlinge auf eine Million angewachsen ist. Die arabischen Regierungen haben ihnen in den arabischen Ländern keine neue Heimat geschaffen. Und inzwischen ist auch hier einiges passiert. Jetzt, nach so langer Zeit, können sie in ihre alten Häuser nicht mehr zurück. Was also, meinst du, sollen wir tun?«
    »Eliav, ich werde mit dir von dem Tage an zusammenarbeiten, an dem Israel eine anständige Wiedergutmachung leistet für.«
    »Wir haben uns bereit erklärt, das zu tun. In meiner ersten Rede werde ich ankündigen, daß Israel gewillt ist, vor den Schranken der Menschheit und der Weltmeinung über eine Wiedergutmachung für jeden Flüchtling zu sprechen, der nachweislich das alte Palästina verlassen hat, sofern eine solche Regelung als Bestandteil eines endgültigen und vollständigen Friedensvertrages anerkannt wird. Ich werde durch die ganze Welt ziehen und die Juden aller Länder bitten, uns zu helfen, dieser Verpflichtung nachzukommen, die wir uns selbst auferlegt haben. Ich werde hier in Israel Steuern beantragen, höher, als wir sie je erlebt haben. Tabari! Laß uns zusammenarbeiten für diese ehrliche Lösung.«
    »Und wie steht es mit der Rückkehr in die Heimat?«
    Eliav gab keine Antwort. Unsicher geworden, wanderte er auf dem Tell hin und her. Aus einiger Entfernung sagte er: »Nachdem wir Zefat eingenommen hatten, bin ich selbst hinausgefahren. in einem erbeuteten englischen LandRover. und habe die flüchtenden Araber von Zefat gebeten umzukehren, zurückzugehen in ihre Häuser. Zweimal bin ich dabei beschossen worden. Trotzdem habe ich weitergemacht, weil ich wußte, daß wir diese Araber brauchten und sie uns. Aber sie wollten mich nicht anhören. >Wir werden mit einer Armee wiederkommenc, haben sie geprahlt. >Alles werden wir uns nehmen. Unsere Häuser. Eure Häuser. Das ganze Land.< Und dann sind sie über die Berge nach Syrien gezogen. Zwei Abende später, genau da, wo ich jetzt stehe, haben andere Araber meine Frau erschossen. Trotzdem habe ich am nächsten Morgen nach der großen Schlacht in Akko. als ich dir zum ersten Male begegnete.« Über den Tell blickte er auf Tabari und fragte mit verhaltener Stimme: »Was habe ich an jenem Morgen getan, Dschemail?«
    Der Araber schwieg. Mit einem jähen Sprung war Eliav bei ihm, packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn. »Was habe ich da getan?« schrie er. »Antworte mir. sofort.«
    Mit sanfter Stimme, so sanft, daß sie sich kaum über das Rascheln des Novemberwindes

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