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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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füreinander haben.«
    Eliav war niedergeschlagen, weil es ihm nicht gelungen war, Tabari für die schwierigen Aufgaben zu gewinnen, die ihm bevorstanden. So nahm er Abschied vom Tell Makor und von der Ausgrabung und fuhr nach Osten, über die uralte Straße nach Damaskus in Richtung Zefat, um dort einige Stunden mit dem Wodscher Rebbe zu verbringen; er wollte mit ihm eine Reihe juristischer Streitfragen besprechen, so den Fall der Zippora Zederbaum, wobei er annehmen zu dürfen glaubte, den alten Mann zu einer liberaleren Auffassung des Judentums bewegen zu können. Aber der Rebbe, jetzt nur noch der dahinsiechende Schatten eines Menschen, mit einem Bart, noch länger und weißer als zuvor, war wie eh und je grimmig entschlossen, sich gegen jeden Eingriff in das Gesetz zur Wehr zu setzen. Darum lenkte Eliav ab und brachte das Gespräch auf die heroischen Zeiten Ilanas, Bar-Els und Bagdadis.
    »Sie sind alle gestorben, nicht wahr?« fragte der kleine Rabbi auf Jiddisch. »Ja. Aber ihre Idee hat gesiegt.«
    »Und Sie haben einen anderen Namen angenommen.«
    »Ja. Ich bin jetzt ein Teil von Erez Israel.«
    »Und alles ist so geworden, wie ich es vorausgesagt habe, nicht wahr?«
    »Mit geringen Einschränkungen.«
    »Und Sie sollen nun unser Minister für gerade die Fragen werden, die wir so oft diskutiert haben?«
    »Ja. Und ich hoffe, Sie werden mir helfen, einen gewissen Ausgleich zu finden.«
    Das Gesicht des Rebbe verdunkelte sich. Seine Hände krampften sich um seinen Bart. »Einen Ausgleich wird es niemals geben«, sagte er. »Israel hat keine Daseinsberechtigung, wenn es kein religiöser Staat sein kann.« Als Eliav sich um eine Heiratsgenehmigung für Zippora Zederbaum bemühte, lehnte es der Rebbe ab, auch nur zuzuhören. »Es ist Gesetz«, sagte er eigensinnig. Mehr war aus ihm nicht herauszubringen. Dann aber ergriff er Eliavs Hände und sagte beschwichtigend: »Kommen Sie mit in die Synagoge. Bleiben Sie diese Nacht an meiner Seite, und Sie werden entdecken, was Israel eigentlich ist.« Eliav wehrte ab, da er noch nach Tiberias weiterfahren müsse, doch der Rebbe ließ es nicht zu. »Ihr Leben steht auf dem Spiel«, sagte er und zwang Eliav, ihn in die Synagoge zu begleiten. Die Andacht war so bewegend wie immer, nur daß dieses Mal mehr als sechzig Männer statt nur siebzehn anwesend waren und lärmend das Lecha Dodi in etwa zwei Dutzend verschiedenen Tonarten sangen.
    Nach der Abendandacht kehrte der Alte nach Hause zurück, wollte aber nichts essen und gestattete es auch Eliav nicht. Eine Viertelstunde vor Mitternacht wünschten die beiden der Rebbezin eine gute Nacht und wanderten durch die bezaubernden winkligen Gassen von Zefat, bis sie einen nüchternen Saal erreichten, in dem über hundert Juden in feiertäglicher Kleidung warteten: hochgewachsene, schlanke Männer in Pelzkappen, kleine, untersetzte Geschäftsleute im langen Kaftan und zahlreiche junge Männer in weißen Gebetsmänteln. Es waren die Chassidim von Zefat, bedingungslos ihrer Liebe zu Gott ergebene Männer. Schweigend gruppierten sie sich um einen U-förmigen Tisch, während ihr geliebter Rebbe seinen Ehrenplatz einnahm. Er saß dort allein, wie ein König. Nur er hatte bei diesem Festtagsmahl einen Teller vor sich. Es sah aus, als solle nur er essen.
    Um Mitternacht brachte ihm ein Synagogendiener, der die Rolle des Kellners übernommen hatte, eine Schüssel Suppe. Da bei diesem Ritual Löffel oder Gabeln nicht erlaubt waren, hob der Rebbe die Schale an seine bärtigen Lippen, trank ein wenig von der Suppe und schob sie dann feierlich von sich. Kaum hatte er es getan, als die Chassidim schweigend von ihren Sitzen aufsprangen und hundert Hände zugleich wild nach der Schüssel langten. Mit den Fingern wurde die geheiligte Brühe geschöpft und zum Munde geführt, bis die Schüssel leer war. Jetzt brachte der Synagogendiener einen Fisch. Wieder nahm der Rebbe nur einen Bissen zu sich, und wieder stürzten sich hundert wartende Hände auf den Rest, bis außer ein paar Gräten nichts mehr auf dem Teller lag. Es galt in Zefat als ein Privileg, wenn man von sich sagen konnte: »Ich habe vom Fisch des Rebbe gegessen.« Jetzt kam eine Schale mit verschiedenen Gemüsen in der altüberlieferten Zusammenstellung, wie schon König David sie mit den Fingern gegessen hatte, als er sich von Jerusalem nach Galilaea begab. Wieder kostete der Rebbe, wie das Ritual es vorschrieb, und wieder erhob sich das wirre Raffen nach einer Bohne oder einem

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