Die Quellen Des Bösen
als Inquisitor gebracht hat.« Er nahm ein zweites Glas aus dem Schreibtisch und füllte es mit Wasser, das er seinem Besucher reichte. »Und wenn sie wer auch immer ›sie‹ sein mögen dich eines Tages erwischen, weiß sonst niemand, was eigentlich in Ammtára vorgeht.« Leconuc legte den Kopf ein wenig schief. »Ein neuer Inquisitor, neue Ermittlungen, neue Tote und vermutlich bald wieder ein toter Inquisitor.«
Pashtak witterte, so unauffällig es ihm möglich war, in Richtung des Vorsitzenden. Aber Aufregung und Nervosität suchte er vergebens, Leconuc machte einen entspannten Eindruck. Es schien ihn auch nicht zu überraschen, dass er, Pashtak, nach dem Anschlag einiger unbekannter Tzulani im Kanal noch lebte.
»Sagen wir, es dauert nicht mehr lange«, zog er sich diplomatisch aus der Schlinge. Um den Vorsitzenden abzulenken streckte er ihm die Hand mit der Lederrolle hin. »Das ist mir bei meinen Ermittlungen in die Hände gefallen. Ich entdeckte einen toten Botenreiter am Wegesrand, den wohl einige meiner Artgenossen tranchiert haben.« Als er den entsetzten Blick des Mannes sah, musste er grinsen, und die spitzen Zahnreihen in seinem kräftigen Kiefer wurden sichtbar. »Nein, nein, Leconuc. Meinen Untersuchungen nach sind Ross und Reiter gestürzt. Genickbruch. Meine Verwandten haben die Gelegenheit genutzt, mehr nicht.«
»Solange sie sich mit Aas begnügen«, meinte der Tzulani etwas erleichtert und stutzte, als er das erbrochene Siegel am Behälter bemerkte.
»Der Sturz«, erklärte der Inquisitor und musste sich zusammennehmen, dass er keine verräterischen Laute ausstieß, die ihn seiner Lüge überführten. »Er muss sich aus vollem Galopp überschlagen haben.«
Leconuc nahm den Brief heraus, las die Zeilen und legte das Papier auf einen Stapel weiterer Blätter. »Nichts Wichtiges«, sagte er, nachdem er den Blick des Inquisitors bemerkte. »Nur der Ausdruck der Freude eines Glaubensfreundes aus Ulsar. Die Kathedrale muss immense Fortschritte machen.«
»Aber nichts im Vergleich zu dem, was wir geleistet haben.« Pashtak erhob sich und gab sich geschäftig. »Entschuldige mich, Leconuc, aber die Pflicht ruft. Wenn alles so verläuft, erstatte ich der Versammlung schon bald Bericht.«
»Oder du bist bald tot«, meinte der Vorsitzende besorgt. »Teile dich uns mit, schon für deinen eigenen Schutz, Pashtak. Tot nutzt du den Bewohnern von Ammtára gar nichts.« Er erhob sich ebenfalls und trat zu einer zweiten Tür. »Bis bald.«
Der Inquisitor tat so, als würde er den Saal ebenfalls verlassen, verzögerte aber das Hinausgehen so lange, bis Leconuc verschwunden war.
Flugs hastete er zu einem der großen Schränke und drückte seine gedrungene Gestalt hinein. Durch einen schmalen Spalt lugte er hinaus und wartete ab, was sich ereignen würde. Unschöne Erinnerungen an den Keller in Braunfeld stiegen auf.
Eine Weile darauf kehrte der Tzulani zurück und entzündete am helllichten Tag eine Kerze.
Ha! , dachte Pashtak triumphierend und fühlte seinen vagen Verdacht bestätigt. Dennoch hätte er den seiner Ansicht nach eher gemäßigten Anhänger des Gebrannten Gottes lieber auf seiner Seite gewusst.
Der Vorsitzende nahm den Stapel mit Briefen, Aufzeichnungen und Unterlagen zur Hand und ordnete ihn säuberlich. Gelegentlich behielt er ein Papier länger in der Hand, blieb an dem Geschriebenen hängen, murmelte etwas oder grinste manchmal. Schließlich suchte er sich die Nachricht heraus, die ihm Pashtak überbracht hatte.
Doch anstelle das Blatt über die Kerze zu halten, legte er es vor sich und kramte in einer Schublade herum. Er pellte einen winzigen quadratischen Gegenstand aus einem Wachstuch, nahm ein hauchdünnes Messer und legte den Gegenstand mit einer feierlichen Geste auf die Klinge, die er über die Flamme hielt. Nach wenigen Lidschlägen stieg ein Rauchfaden von der Substanz auf, harziger Geruch verbreitete sich.
Leconuc beugte sich schnell nach vorne und inhalierte die Dämpfe ausgiebig, bis der letzte Rest der köchelnden Masse zu einem unansehnlichen schwarzen Fleck austrocknete.
Der Vorsitzende lächelte verklärt, lehnte sich mit einem zufriedenen Seufzen zurück und genoss die einsetzende Wirkung des berauschenden Mittels.
Das darf ja wohl nicht wahr sein! Pashtak fühlte Fassungslosigkeit in sich aufsteigen. Er verleiht seinem Verstand schon am Nachmittag Schwingen. Diese Nackthäute.
Die Tür schwang auf, und ein unscheinbarer Sekretär, beladen mit einer
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