Die Quellen Des Bösen
Schreibunterlage, Büchern und Folianten, trat ein, um seine Last auf Leconucs Tisch abzuladen.
Der Vorsitzende deutete müde auf die ausgebreiteten Papiere. »Einsortieren, wie immer«, befahl er. »Und danach geh nach Hause.«
Der Mann verbeugte sich und kam der Aufforderung nach. So schnell, wie er gekommen war, verschwand er wieder. Pashtak meinte aus seinem Versteck heraus gesehen zu haben, wie beim Anblick der Nachricht aus Ulsar ein erleichtertes Lächeln über das Gesicht des Sekretärs gegangen war.
Daraus ergab sich eine abgeänderte Variante seiner Verschwörungstheorie. Um sie zu bestätigen, musste er sich allerdings an die Verfolgung des Sekretärs machen.
Dem Vorsitzenden fielen die Augen zu, ein seliges Lächeln stand in seinem Antlitz, leise summte er ein Lied und raunte Frauennamen.
Pashtak atmete tief ein. So leise wie es ihm möglich war, öffnete er den Schrank, kroch über den Boden, um sich im Schutz des Tisches in Richtung des Ausgangs vorzuarbeiten, durch den der andere Tzulani verschwunden war. Beinahe hatte er sein Ziel erreicht.
»Pashtak? Wohin willst du?«
»Oh! Wer? Ich?!« Wie angewurzelt blieb der Inquisitor stehen. »Ich bin gar nicht hier. Ich bin nur eine Einbildung, Leconuc«, sagte er in beschwörendem Tonfall und schob die Klinke nach unten. »Die Ausgeburt deines Rausches.« Schnell glitt er hinaus und drückte die Tür ins Schloss, ehe Leconuc nachhakte.
»Ach so«, murmelte der Vorsitzende träge. Das ist mir schon öfter passiert. Ich sollte damit aufhören …
Der Inquisitor aber folgte der Geruchsspur des Mannes, sein Jagdinstinkt trieb ihn vorwärts. Er gelangte in das nächsthöhere Stockwerk, wo er das Gewand des Sekretärs in einem Durchgang verschwinden sah, der ins Archiv der Versammlung führte. Leise schlich er sich an. Hinter einem Regal hervor beobachtete er den Mann, der gewissenhaft den Schriftverkehr zu den Akten legte.
Nur die neueste Nachricht behielt er in der Hand. Er setzte sich an einen Tisch und fertigte eine Abschrift an, die er nach einer halben Stunde Arbeit ebenfalls in einen dicken Ordner legte, bevor er sich anschickte zu gehen.
Nun begann eine Verfolgungsjagd quer durch Ammtára, bei der Pashtak schnell begriff, dass der Tzulani keineswegs nach Hause ging. Der Inquisitor nutzte jede Gebäudeecke und jedes bisschen Schatten, um sich vor einer zufälligen Entdeckung zu schützen. Schließlich betrat der Sekretär ein kleines Häuschen.
Das wird dir auch nichts bringen. Pashtak erklomm die Außenwand, die erfreulicherweise aus groben Steinen bestand und seinen kräftigen Krallenhänden genügend Halt boten.
Vorsichtig robbte er auf dem Reetdach entlang zu dem Schornstein und presste sein Ohr an die Öffnung.Mehrere Stimmen drangen zu ihm hinauf, eine davon gehörte Leconucs Sekretär.
»Es wurde allmählich Zeit, dass sie sich melden«, ertönte eine ungehaltene Stimme. »Ich dachte schon, sie vergessen uns, nachdem die Kathedrale neu errichtet wird.«
»Dabei würde sich das Zentrum von Tzulans Gläubigen in Ammtára viel besser machen als in Ulsar, das außer der Kathedrale wenig mit dem Gebrannten Gott zu tun hat«, fügte eine Frau säuerlich hinzu. »Wir sollten endlich die Macht übernehmen und diese lächerliche Versammlung absetzen. Unsere gemäßigten Mitgläubigen rauben mir mit ihrer Anbiederung an die Ungeheuer und ihrer Kompromissbereitschaft noch den letzten Nerv.«
»Am besten gleich opfern«, verbesserte ein Dritter lachend, und die anderen stimmten mit ein.
»Ich hab’s«, verkündete der Sekretär. »Aber es wird euch nicht gefallen.«
»Lies vor«, drängte eine männliche Stimme.
»’Tzulan, der sich immer mehr am Himmel zeigt, hat uns ein Zeichen gesandt. Der Gebrannte Gott deutete uns, dass beim Gleichstand der Monde alle Niederen in unserem engeren Kreis vom Höchsten in einer nächtlichen Tempelzeremonie Tzulan selbst geopfert werden sollen. Ihr erweist dem Gebrannten damit die höchste Ehre, indem ihr euer Leben für ihn gebt. Handelt, denn davon hängt der Erfolg unserer Sache ab. Wir sind bereit.«
Es herrschte betretenes Schweigen.
Ja, da staunt ihr, was? , freute sich Pashtak auf dem Dach und lachte lautlos. Menschen umzubringen mag einfach sein, aber das eigene Leben für Tzulan zu geben, da wird es eng, ihr feigen Mörder.
»Tja«, meinte einer der Männer nachdenklich. »Ich weiß nicht … aber der Wortlaut der Nachricht klingt nicht so, wie ich ihn von anderen Botschaften her
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