Die Rache Der Nibelungen
bei meinem Leben schwören«, sagte Liv mit hoffnungsvollem Ernst.
Sigurd drehte sich von ihr weg, der Anblick war zu viel für den Moment.
»Ich komme nicht, um Geld zu fordern«, sprach die junge Schankmagd schnell. »Bitte, das musst du mir glauben. Ich kam, weil du es wissen sollst. Weil er doch dein ist, wie er mein ist.«
Der Ton in ihrer Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass sie aufrichtig war. Was immer Sigurd in der ersten Nacht im Stall gedacht haben mochte – ihre Worte beschämten ihn. An das reine Herz als Hure gedacht zu haben in der Zeit ...
»Mein Sohn«, sagte er leise. »Wie ist sein Name?«
Liv war sichtlich froh, dass er ohne Groll zu ihr sprach. »Hättest du deine Rückkehr versprochen, ich hätte gewartet mit der Taufe. Doch so blieb mir nichts, als ihm den Namen seines Vaters zu geben – Sig.«
Sigurd nahm ihr das Kind aus dem Arm, und im Mondlicht strichen seine Finger über das Gesicht des Jungen, der friedlich schlief, als würde sich nicht gerade seine Zukunft entscheiden. »Was hast du mit ihm vor?«
Liv hob die Schultern. »Ein alter Bauer hat mich aufgenommen, denn in der Taverne konnte ich nicht bleiben. Es ist harte Arbeit, doch abends kann ich mich um das Kind kümmern. Wer weiß, in ein paar Jahren ...«
»Geh mit mir nach Island«, unterbrach Sigurd die junge Frau. »Das Schiff legt gleich ab, und wenn dich hier nichts hält, soll der Junge seinen Vater haben.«
Liv schlug die Augen nieder. »Du brauchst keine Wohltat tun an mir oder meinem Kind.«
Sigurd hob sachte ihr Kinn. »Keine Wohltat, aber was recht ist. Ich schäme mich, dir vor einem Jahr kein Ohr gegeben zu haben. Mein Schicksal lockte mich fort. Doch heute sind wir wieder hier, und zweimal will ich nicht den gleichen Fehler machen.«
»Auch wenn ich nicht dein Schicksal bin?«, fragte Liv vorsichtig.
»Gerade weil du nicht mein Schicksal bist«, sagte Sigurd. »Ich kann dir weder Liebe noch den Mann versprechen, den du suchst ...«
»... doch ein Heim und ein Vater für das Kind wäre mehr, als ich mir erhoffen dürfte«, vollendete Liv und nahm ihm das leise schmatzende Kind ab. »Er will gefüttert werden.«
Sigurd nahm das Horn des Dryk von seinem Hals und legte es dem Jungen zwischen die kleinen Finger. »Dann komm«, sagte er und bot Liv die Hand. »Island wartet.«
Sie nahm mit seiner Hand das neue Leben.
»Was treibt dich eigentlich zur Insel?«, fragte sie noch, denn sie wusste so wenig über ihn. »Was ist dein Beruf?«
»Das werden wir sehen, wenn wir anlegen«, antwortete Sigurd. »Zuerst einmal gilt es, alte Freunde zu finden.«
Seinen Blick hatte er schon auf dem silbernen Fluss, den das Mondlicht auf das Meer strahlte und der den Weg nach Island wies.
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