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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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log Ruppertus ungerührt und spottete innerlich über den Mann, dessen übertriebener Adelsstolz ihm in die Karten spielte.
    Nun legte er seinen Köder aus. »Ich kannte einst den Sohn des Schankwirts Adler und seine Hure!«
    »Ihr kennt die beiden? Also stimmen die Gerüchte, die über Hohenstein und sein Weib im Umlauf sind.« Voller Abscheu spie der Graf aus und drohte mit geballter Faust in die Richtung, in der Michels Quartier lag.
    »Ja, ich kenne sie«, bekannte Ruppertus und wechselte abrupt das Thema. »Seine Heiligkeit hat mich nach Nürnberg geschickt, damit ich mir ein Bild von der Lage im Land machen kann. Er ist erzürnt über Sigismunds Zögern, ernsthaft gegen die vermaledeiten Hussiten vorzugehen. Im Vertrauen gesagt, hält Papst Martin V. den König für einen Weichling und Zauderer, der sich lieber kindischen Spielen hingibt wie dem, das wir eben erlebt haben, und der mehr Interesse an den Röcken des Reiches zeigt als am Reich selbst.«
    »Ihr meint, Seine Heiligkeit vertraut meinem Vetter nicht mehr? Dann wird er ihn auch nicht zum Kaiser machen.«
    Hettenheim klang so, als würde er Sigismund diese Niederlage gönnen, dachte Ruppertus zufrieden. Er legte dem Edelmann den Arm um die Schulter und zog ihn näher zu sich heran, damit niemand anders seine Worte hörte.
    »Seine Heiligkeit hegt Befürchtungen bezüglich Eures Vetters. Ist Sigismund erst einmal Kaiser, kann er herrschen, wie er will, ohne Rücksicht auf die Kirche zu nehmen, notfalls auch ohne deren Segen. Wir haben dann keine Möglichkeit mehr, ihn von verderblichen Taten abzuhalten.«
    »Es wäre Sigismund zuzutrauen, sich gegen Seine Heiligkeit zu stellen«, antwortete Hettenheim nachdenklich.
    Ruppertus’ Stimme nahm einen beschwörenden Ton an. »Dabei würde Euer Vetter sich vor allem auf Ritter wie diesen Michel Adler stützen und nicht auf hohe Herren wie Euch, die dieser Ehre viel eher würdig sind! Der Papst braucht einen Herrn über das Heilige Römische Reich, der ihm ergeben ist. Diesen würde er nicht jahrelang mit der Kaiserkrönung hinhalten, wie er es bei Sigismund tut.«
    Hettenheims ganzer Körper spannte sich wie eine Bogensehne. »Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Als Nachkomme Heinrichs  VII . habt Ihr ebenso viel Recht auf die Krone wie Euer Vetter Sigismund!« Nun war die Falle gestellt, dachte Ruppertus. Entweder ging Falko von Hettenheim auf dieses vage Angebot ein, oder er würde sich dieses Mannes entledigen müssen. Während er mit der Rechten den Edelmann festhielt, griff er mit der linken Hand unter seine Kutte. Dort trug er einen Dolch, dessen Spitze vergiftet war. Wenn es sein musste, brauchte er Hettenheim nur die Haut zu ritzen, um ihm zu einem baldigen Ableben zu verhelfen.
    Hettenheim nahm das verräterische Mienenspiel des Inquisitors nicht wahr, denn er stellte seine eigenen Überlegungen an. Zwar hatte er sich schon mehrmals über seinen Vetter geärgert, der ihn nicht, wie er es erhofft hatte, mit Titeln und Würden auszeichnete, doch bisher war es ihm nie in den Sinn gekommen, nach dessen Thron zu greifen. Nun aber schien sich ihm die Möglichkeit zu bieten, selbst König und sogar Kaiser zu werden.
    Ein Sturz durch päpstlichen Bannspruch wäre die richtige Strafe für seinen Verwandten, der ihn nicht nur bei der Vergabe reicher Lehen übergangen, sondern ihm auch noch diesen Michel Adler aufgenötigt und damit seine Ehre als Edelmann beschmutzt hatte. Schon diese letzte Zumutung war Grund genug, Sigismund die Treue aufzukündigen. Er besaß jedoch nicht die Hausmacht, die es ihm gestattete, sich offen gegen seinen königlichen Vetter zu stellen. Sigismunds Gefolgsleuten, allen voran Männern wie Michel Adler, war zuzutrauen, dass sie jeden, den sie als Feind des Königs ansahen, über die Klinge springen ließen.
    »Wie meint Ihr das?«, fragte er den Inquisitor vorsichtig.
    In dem Augenblick wusste Ruppertus, dass Hettenheim seinen Köder geschluckt hatte. Jetzt galt es nur noch, den Edelmann so zu lenken, wie es seinen eigenen Zielen am besten dienlich war. Mit dieser Absicht setzte er das Gespräch leise, aber eindringlich fort.
    »Wenn Sigismund gegen die Hussiten versagt, wird Seiner Heiligkeit Papst Martin nichts anderes übrigbleiben, als einen neuen Verteidiger des Glaubens zu benennen. Sollte der Papst den jetzigen Herrscher exkommunizieren, fallen dessen Anhänger und auch die Reichsfürsten von ihm ab und wenden sich dem Mann zu, dem der Papst seinen Segen erteilt und die

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