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Die Rache der Zwerge

Die Rache der Zwerge

Titel: Die Rache der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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der Fünften geworden wäre?, fragte er sich, während er die leeren Ränge betrachtete. Besser oder schlechter?
Heute gab es keine Abstimmung. Stattdessen warteten die Clan anführer auf sie, um gemeinsam mit ihnen zu speisen. Sie saßen an einer langen Tafel im Mittelpunkt der untersten Ebene, auf der sich die Köstlichkeiten nach Rezepten aus allen Zwergenreichen türmten. Als die drei eintraten, verstummten die leisen Unterhaltungen, und die Anwesenden erhoben sich alle von ihren Stühlen. Die Knie wurden gebeugt, Waffen gezogen und empor gehalten, Häupter gesenkt. Es war das stumme Versprechen, Leib und Leben für den Großkönig zu geben.
»Erhebt euch und esst«, sagte Gandogar und ging zu seinem Platz am oberen Ende der langen Tafel. »Wir werden es uns schmecken lassen. Die Wanderung hat mich hungrig und sehr durstig gemacht. Wir reden später.« Tungdil setzte sich zu seiner Linken, Gla'imbar zu seiner Rechten. Das Mahl begann, Musikanten spielten dazu auf.
Tungdil freute sich und nahm sich von den Leckereien, die seinem Gaumen entgegenkamen: würziges Wurzelgelee, Ziegenfleisch, Kimpa-Pilze, Sauerkäse mit Kräutern und dampfende Klöße aus dem Mehl von Steinknollen. Das Mahl bedeutete eine außergewöhnliche Abwechslung zu seinem Essen im Stollen, denn zum einen beherrschten weder er noch Balyndis die hohe Kochkunst; zum anderen mochte er das Menschenessen, sie dagegen liebte es traditioneller. Die Kompromisse schmeckten meistens mäßig.
Er wischte sich die Finger am dreckigen Bart ab. In seiner Begeisterung für den Schmaus bemerkte er die entsetzten Mienen der Clanführer nicht. Sein heruntergekommener Anblick traf sie schwer. Gandogar reichte ihm einen Krug Bier. »Koste es. So etwas hast du bei dir nicht, oder?«
Es war sicher nicht unfreundlich gemeint gewesen, aber es traf die dünne Stelle in Tungdils Gemütspanzer. Seine Miene verschloss sich. »Ich bin zufrieden mit dem, was ich bekomme.« Er nahm sich vom Braten, schlug die Zähne ins Ziegenfleisch; die braunrötliche Soße rann ihm blutgleich in die langen, verfilzten Gesichtshaare. Sein unwirsches Verhalten strafte seine Worte Lügen.
»Habt ihr schon Nachwuchs?«, erkundigte sich Gla'imbar, ohne zu ahnen, dass er die nächste Kerbe traf. »Wer weiß, wann wir die nächsten Helden benötigen, und wenn es eure Kinder ...«
Tungdil warf das Stück Fleisch kraftvoll zurück auf den Teller, wischte sich den Mund mit dem Ärmel des Kettenhemdes ab und stürzte sein Bier hinunter. Gleich darauf winkte er einen Zwerg herbei, damit dieser ihm nachschenkte. »Wenn es recht ist, erzähle mir, weshalb du mich hast rufen lassen, Großkönig Gandogar«, sagte er und wechselte damit den Gegenstand der Unterhaltung so nachdrücklich, dass es selbst der Begriffsstutzigste verstand.
Glaimbar und der Großkönig wechselten rasche Blicke. »Wie ich vorhin schon erwähnte, ist es sehr ruhig hier geworden, Tungdil«, sagte der König und aß weiter. »Das macht mich stutzig.«
»Zu Recht«, fügte Gandogar an. »Wir haben im Braunen Gebirge seit einem Sonnenzyklus einen regen Ansturm von Orks, die mit aller Macht über die Pässe drängen, als sei die Macht des Guten hinter ihnen her.« Er bekam die Süßspeise gereicht. »Aber am Steinernen Torweg ist es still wie in einer Grabkammer.« »Wir könnten die Tore seit vier Zyklen offen stehen lassen, es würde nichts geschehen«, setzte Glaimbar hinzu. Tungdil erkannte die Nachspeise sogleich und orderte sie für sich selbst. Es war eine süße, helle Creme, wie er sie bei den Freien in der Stadt Goldhort gegessen hatte. Im Haus der Zwergin Myr, die Verrat begangen und mit dem Leben bezahlt hatte. Die er geliebt hatte.
Die Wahl war ein Fehler gewesen. Der erste Löffel brachte die Erinnerung zurück, die bitter schmeckte und ihm den Genuss auf der Zunge verdarb. Wieder langte er nach dem Bier.
»Das ist in der Tat ungewöhnlich«, raunte er mehr, als dass er sprach. Er hüstelte und würgte die Bilder aus der Vergangenheit hinunter. Man benötigte viel Bier, um solche Bilder zu schlucken, und noch mehr, um sie am Aufsteigen zu hindern. »Habt ihr Späher ausgesandt?«
»Nein«, antwortete Glaimbar . »Wir wollten keine schlafenden Oger wecken, solange wir die Befestigungsanlagen hier und auf der anderen Seite nicht instand gesetzt und weiter ausgebaut haben.« »Deswegen bist du hier. Wir dachten an eine kleine Einheit und an dich, Tungdil Goldhand«, übernahm Gandogar. »Du warst schon einmal im Jenseitigen

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