Die Rache der Zwerge
zu lösen. Das Loch in seiner Brust reichte nicht aus, sie setzte die Spitze unterhalb des Rippenbogens an, als er die Augen öffnete.
»Ich gebe ihn nicht her«, ächzte er, Blut troff aus seinem Mund, sickerte über die Zähne, die Lippen und das Kinn. »Ich bekomme meine Rache.« Er stieß sie mit dem Arm an, und Goda verlor das Gleichgewicht. Sie stürzte.
Tungdil stürmte in das Dunkel der Schlucht, vor dem sich das Licht fürchtete.
Vor ihm ragte eine Gestalt in die Höhe, die nicht einmal Tion hätte ersinnen können. Dazu bedurfte es der Götter, wie es sie im Geborgenen Land nicht gab.
Der Kordrion war riesige, turmhohe und Fleisch gewordene Furcht. Die Schwingen trug er eng am breiten, muskulösen Leib, weil er sie in der Schlucht nicht entfalten konnte. Vier hundeähnliche Läufe trugen das enorme Gewicht, wobei die vorderen beiden mehr an Arme erinnerten. Der restliche nackte Körper lag noch zu weit im Schatten.
Der Hals war vergleichsweise kurz, der Kopf ähnelte dem eines Drachen und war mit Dornen und Hörnen gespickt. Vier graue Augen saßen hinter der langen, knochigen Schnauze und zwei blaue darunter. Er hatte sich halb aufgerichtet und versuchte wieder, seine Klauen in den Fels zu schlagen und sich vorwärts zu ziehen. Eine Bestie mit drei Armen sprang brüllend auf Tungdil zu und öffnete ihr langes Maul. Eine dunkelrote Zunge zischte daraus hervor, die mit vielen kleinen Widerhaken besetzt war.
Der Zwerg hielt der Zunge einfach Blutdürster entgegen, die scharfe Schneide erledigte den Rest. Singend durchtrennte sie das Fleisch und brachte die Kreatur dazu, winselnd zurückzuspringen. Die blutenden Zungenstücke schnellten zurück in die Schnauze.
Aber Tungdil setzte nach und zerteilte das Ungeheuer der Länge nach, dann hob er Blutdürster gegen den Kordrion. »Kehre zurück in den Abgrund, aus dem du gekrochen bist«, befahl er. »Ich glaube nicht mehr an Unbesiegbarkeit, mögen meine Gegner aussehen wie du oder noch schlimmer.«
Die blauen Augen des Wesens richteten sich auf ihn, dann senkte es sich auf die Vorderbeine herab. Noch immer schwebte der Kopf zehn Schritte über dem Zwerg. Es öffnete sein gewaltiges Maul und brüllte Tungdil an. Jeder einzelne Zahn war so lang und breit wie zwei Ubariu übereinander.
Hinter ihm erklangen viele Schritte und Rasseln von Waffen und Rüstungen, dann stand Flagur mit seinen Ubariu und Untergründigen in seinem Rücken. Sie hatten die Bestien mit dem Beistand der Panzerwagen vernichtet und den Eingang abgeschottet. Dabei machte es ihnen der Kordrion einfach, da sich die übrigen Ungeheuer, die zweifellos noch in der Schlucht ausharrten, nicht an ihm vorbeiwagten.
»Ubar, hilf uns«, sprach Flagur ein Stoßgebet. »Was richten wir gegen ihn aus?«
»Ich verstehe nun, dass man für solche Wesen die Acronta benötigt.« Tungdil fühlte keine Furcht mehr. Der Griff von Blutdürster in seinen Händen gab ihm Sicherheit und Zuversicht, was den Trotz verstärkte. »Aber wenn wir nicht anfangen, werden wir niemals herausfinden, ob es auch ohne sie geht.« Er rannte nach vorn, zielte mit seiner Waffe auf die Klauen, die sich nun auf dem felsigen Untergrund befanden. »Solange er in der Spalte klemmt, haben wir den Vorteil. Schneidet ihm die Sehnen durch, hackt auf alles ein, was ihr erreichen könnt. Irgendwann bricht er ein!«
Flagur schaute dem Zwerg hinterher. »Er kennt überhaupt keine Angst«, murmelte er anerkennend und hob den langen Speer. Schaft und Stoff waren mittlerweile getränkt mit dem Blut der Scheusale, die er getötet hatte. »Vorwärts!«, rief er und verfiel in schnellen Trab. Sein Atem ging schnell und flach, die Pfeilwunde machte ihm schwer zu schaffen.
Seine Männer folgten ihm und eilten dem Kordrion mit gereckten Waffen entgegen - als sie den bekannten Schrei hörten. Es war jedoch nicht das titanische Wesen vor ihnen, das ihn ausgestoßen hatte. Flagurs Schritte wurden langsamer, das Blut gerann in seinen Adern. Die Ekstase des Kampfes verflog, wich der Furcht. »Tungdil! Komm zurück! Es sind zwei!«
Aber der Zwerg hörte nicht auf ihn.
Dann öffnete der Kordrion die Schnauze und überschüttete Flagurs Krieger mit einer Woge aus weißem Feuer. Goda gelang es geistesgegenwärtig, das linke Bein anzuwinkeln.
Sie schwang sich einmal um die Strebe herum, bekam die nächste zu fassen und zog sich schnaufend in die Höhe. Sie hätte sich niemals vorstellen können, dass sie zu solchen akrobatischen Leistungen fähig war. Die
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