Die Rache der Zwerge
Freund zu einem lauten, erleichterten Ausatmen veranlasste. »Wir bringen Geschenke für Euren Fürsten Liütasil.«
»Unser Fürst wird sich sehr über den Esel freuen«, lachte der Elb glasklar und so rein, dass es unangenehm für die Zwergenohren wurde.
»Nein, natürlich ist nicht der Esel das Geschenk«, stimmte Tungdil in die Heiterkeit ein, schon allein, um die Stimme des Elben zu überlagern. »Er trägt nur die Kostbarkeiten.«
»Ich dachte es mir. Aber einen Esel hat er bislang noch nie geschenkt bekommen. Es wäre eine erfrischende Neuerung gewesen.« Er verneigte sich nochmals. »Ich bin Tiwalün, das ist Vilanoil. Wir sind euch als Führer durch Älandur zur Seite gestellt worden. All eure Fragen richtet ihr an mich oder Vilanoil. Wir werden eure Neugierde gern stillen.«
»Meinen Dank, Tiwalün.« Tungdil erkannte den Pfad, auf dem sie liefen, wieder. Er würde sie zu der Lichtung führen, wo er sich mit Fürst Liütasil getroffen und über die Eoil gesprochen hatte. Höflich erkundigte er sich nach dem Befinden des Herrschers.
»Unser Herr ist wohlauf, befindet sich jedoch im Südosten des Reiches, um Angelegenheiten zu regeln«, sagte Tiwalün und trat auf eine waldfreie Fläche, wo ein Zelt aufgebaut stand. »Sobald er diese zu seiner Zufriedenheit gelöst hat, wird er herkommen und mit euch sprechen. Nun wünsche ich euch eine gute Nacht.« Tungdil sah die Wände aus grünem Samt. »Es ist das Fürstenzelt«, sagte er zu Ingrimmsch. »Wir bedanken uns für die Ehre, die uns zuteil wird«, richtete er seine Worte an Tiwalün und fügte in der Sprache der Elben eine Zwergenweisheit hinzu: »Man erkennt seine Freunde an der Art, wie man bewirtet wird.«
Vilanoil zuckte zusammen, und Tiwalüns Antlitz verlor für die Dauer eines Blitzes seine stete Beherrschtheit. »Liütasil erwähnte, dass man Euch den Gelehrten nennt, aber dass es Euch gelang, unsere Sprache zu erlernen, hat er uns verschwiegen«, sagte Tiwalün dann anerkennend, verneigte sich und wandte sich ab, dann blieb er stehen. »Dürfte ich bitte das Schreiben haben, Boindil Zweiklinge? Ich möchte es dem Fürsten senden, damit er mit eigenen Augen liest, wie gut Eldrur von Euch gesprochen hat.«
»Gerne, Freund Elb«, grinste Ingrimmsch und fasste sich an den Gürtel. »Tausend tote Bestien! Ich habe es verloren!«, polterte er. »Es muss mir irgendwo auf dem Weg zum Zelt runtergefallen sein.« Er schickte sich an, umzukehren und zu suchen, doch der Elb hob die Hand. »Nicht nötig, Boindil Zweiklinge. In unseren Wäldern geht nichts verloren, so wenig, wie eine Goldmünze in einem eurer Gebirge verschwinden würde. Wir finden es, macht Euch keine Gedanken« Er verneigte sich wieder. »Wir sehen uns morgen. Sitalia sende euch angenehme Träume vom Himmel herab.« Mit diesen Worten verschwanden die beiden im Schatten der Bäume.
»Mich hätte beinahe der Hammer von Vraccas getroffen, als ich dich so seltsam sprechen hörte«, schnaufte Boindil. »Mir ist immer noch ganz schlecht. Ich dachte sogar schon, du wärst besessen. Seit wann kannst du es?« »Ich habe alte Bücher in Lot-Ionans Stollen gefunden. Darunter befand sich ein größtenteils zerstörtes Werk über das untergegangene Reich der Nordelben, Lesinteil. Der Verfasser gab Anleitungen zur Sprache, und mehr als ein paar Redewendungen kann ich nicht. Es ist zu kompliziert.« Tungdil hielt die Stoffbahn vor der Zeltöffnung für Ingrimmsch zur Seite. »Lass uns ausruhen.«
»Koche uns doch schon mal was Leckeres. Ich werde mich um die Ponys kümmern und bin gleich bei dir«, antwortete Boindil und ging zu den Tieren, die das saftige Gras auf der Lichtung mit Genuss verspeisten. Tungdil trat ein und fühlte sich auf der Stelle zu dem letzten Zusammentreffen mit dem Elbenfürsten zurückversetzt. Die mit Schnitzarbeiten verzierten Holzpfeiler, der angenehme Duft, das warme Licht der Öllampen, die von den oberen Stangen hingen, und die Wärme aus den beiden Öfen schufen eine erholsame Stimmung und ließen die Strapazen der Reise von ihm abfallen.
Er zog das Kettenhemd aus und warf es auf die Ankleide, wusch sich das Gesicht und schaute in die Mitte des Raumes, wo sich ein Tisch mit warmem Essen befand. Er musste nichts kochen.
Boindil stürmte herein, rümpfte die Nase, weil sich sein Freund der Rüstung entledigt hatte, und setzte sich an den gedeckten Tisch. »Ho, so lasse ich mir unsere Mission gefallen«, meinte er und zog die erste Schüssel zu sich heran. »Es riecht zwar ein
Weitere Kostenlose Bücher