Die Rache der Zwerge
Stellvertreter. »Was nutzt ihnen der Diamant ohne einen Magus?«
»Die Freien könnten eifersüchtig sein, weil sie keinen bekommen haben. Es sind Ausgestoßene. Verbrecher. Das dürfen wir niemals vergessen.«
»Du vergisst niemals etwas, Ginsgar. Weder die Vergangenheit der Dritten noch die der Freien«, erwiderte der König scharf.
»Im Gegensatz zu manch anderen«, gab er entschlossen zurück. »Die Dritten stehlen, um uns in tiefere Bedrängnis zu bringen. Zuerst bauen sie diese Maschine, dann rauben sie uns aus, um sich über uns lustig zu machen. Sie nehmen sich das Wertvollste des Geborgenen Landes.«
Malbalor schritt an ihm vorbei. »Das Wertvollste des Geborgenen Landes ist der Zusammenhalt seiner Bewohner. Unser Zusammenhalt.« Er schaute ihn an. »Du, Ginsgar Ungewalt aus dem Clan der Nagelschmieds vom Stamm des Ersten, wirst das Schwarze Gebirge morgen mitsamt deinem Clan verlassen. Stifte in deiner Heimat Unfrieden, aber nicht bei mir.« Er ließ ihn stehen und verließ das Zimmer.
Mit den Erklärungen des Zwerges konnte er sich ganz und gar nicht zufrieden geben, auch wenn es sicher einfacher gewesen wäre.
V
Das Geborgene Land, Elbenreich Älandur, 6241. Sonnenzyklus, Spätfrühling.
Tungdil betrachtete den Wald, durch den sie zogen, und fand, dass er sich seit seinem letzten Besuch bei Liütasil gehörig verändert hatte. Bäume, die auf dem Boden Älandurs gediehen, wuchsen offenbar schneller. Ingrimmsch, der wie sein Freund neben dem Pony herlief, folgte seinen Blicken. »Ich dachte schon, ich bilde es mir ein«, meinte er dann. »Das lange Gestrüpp ist gewachsen wie Unkraut.« Er zog den Krähenschnabel aus der Halterung der Satteltasche des Packponys und nahm ihn locker in die Linke. »Es ist wie immer: Ich komme mir anders nackt vor«, erklärte er Tungdil. »Ich mag den Wahn verloren haben, doch ich bleibe ein Krieger. Falls sich eine Ranke um mich schlängelt, will ich gewappnet sein.«
»Ich vertraue den Elben.«
»Ich auch, Gelehrter.« Ingrimmsch schulterte die Waffe. »Aber ihrem Gemüse nicht.«
Zwei Elben traten unversehens aus dem Schutz der Bäume. Sie trugen Gewänder aus fein gewirkten hellen Stoffen und kostbare Spangen aus Silber und Gold in den langen blonden Haaren; die elegante Kleidung fiel lose um die schlanken, hoch gewachsenen Körper.
»Willkommen in Älandur, Tungdil Goldhand und Boindil Zweiklinge«, sang der Rechte mehr als er sprach, und beide verneigten sich vor den Zwergen.
»Bei Vraccas, ihre Gesichter sind noch zerbrechlicher geworden«, raunte Ingrimmsch. »Oder liegt es an den Kleidern, die sie anhaben?«
Tungdil grinste. »Du bist der Anführer unserer Mission. Es liegt an dir, ihnen zu antworten«, flüsterte er zurück. »Ich?«
»Sicher, wer sonst?«
»Du bist der Gelehrte!«
»Aber Gandogar hat dich beauftragt. Du hast mich lediglich entführt.« Tungdil genoss es sichtlich, den Krieger ins Schwitzen zu bringen.
Boindil seufzte und verneigte sich ebenfalls, wenn auch lange nicht so tief wie die Elben vor ihren Besuchern. »Vraccas sei mit euch«, grüßte er stockend. »Wir sind von unserem Großkönig gesandt worden, um euch unsere Aufwartung zu machen.« Er deutete nach hinten auf den Packesel. »Das ist für Liütasil, und ...«, umständlich kramte er in seinen Taschen, bis er das zerknitterte Schreiben von Eldrur fand, »das ist unser Schreiben von eurer Delegation.« Er reckte es ihnen entgegen. »Wir... kommen in Frieden.« Danach schaute er zu Tungdil und verdrehte die Augen. »Ich kann das nicht«, wisperte er hilflos. »Bitte, mach du weiter, bevor ich noch einen Krieg auslöse!«
Die Elben studierten sorgfältig den Brief und lächelten wieder. »Es freut uns, dass sich die Kinder des Schmieds für unsere Kultur erwärmen. Wir werden euch sehr gern durch Älandur führen und euch zeigen, wie man bei uns lebt«, sagte der Sprecher, trat zur Seite und deutete mit ausgestreckter Hand auf den Weg. »Kommt. Wir haben bereits ein Quartier für euch hergerichtet.«
»Doch hoffentlich nicht zwischen irgendwelchen Wipfeln?«, entschlüpfte es Ingrimmsch, dabei streckte er die Finger nach dem Schreiben aus. Er erhielt es nach einem Zögern wieder. »Das Nisten dort oben überlasse ich den Vögeln.«
»Wir wissen um die Vorlieben eures Volkes«, antwortete ihm der Elb freundlich und ging voraus. »Ihr seid sehr nachsichtig«, bedankte sich Tungdil und ergriff nach der mittelschweren, doch sicherlich ungewollten Beleidigung endlich das Wort, was seinen
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