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Die Rache der Zwerge

Die Rache der Zwerge

Titel: Die Rache der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Dinge kamen ihm seltsam vor: Zum einen gab es keinen Grund, weswegen sie sich hier aufhalten müssten, weder Unterkünfte noch eingestürzte Tunnel; zum anderen grüßte ihn kein Einziger der Vorbeigehenden, obwohl er ihnen zugenickt hatte.
Malbalor gehört nicht zu den Herrschern, die unbedingt sehen wollten, wie sämtliche Köpfe sich vor ihnen neigten, aber ein gewisses Maß an Respekt verlangte er schon. Er blieb stehen und wandte sich um. »He, ihr da! Einen Augenblick.«
Sie gingen weiter.
Jetzt erwachte sein Misstrauen.
Er schloss zu dem Letzten der Gruppe auf, packte ihn an der Schulter und drehte ihn um. Ganz aus der Nähe betrachtet, konnte er mit der Gestaltung des Helms nichts anfangen, die Form wich von allem Bekannten ab. Der Nasenschutz war länger und reichte bis zum Kinn, strahlenförmig verlaufende Eisendrähte ergaben ein engmaschiges Gitter, hinter dem die Augen verborgen waren.
»Ich rede mit euch!«, sagte der König streng und riss ihm das Tuch herab. Erschrocken machte er einen Schritt zurück. Zum ersten Mal in seinem Leben sah er einen erwachsenen bartlosen Zwerg! Die schwarzen Locken, die unter dem Tuch hervorgeschaut hatten, waren an dem Stoff angeklebt worden, um andere zu täuschen. Bei ihm hatte es bis eben funktioniert. »Bei Vraccas, was hat...« Seine Hand fuhr an den Griff seiner Keule. Der Zwerg schlug ihm ansatzlos die flache Seite der Schaufel gegen den Kopf, sodass Malbalor gegen die Wand taumelte und halb ohnmächtig zu Boden sank.
»Verräter!«, rief er so laut er konnte, dann wurden seine Lider zu schwer, und sie fielen ihm zu. Als er sie bald darauf wieder öffnete, sah er Ginsgars besorgtes rotbärtiges Gesicht vor sich schweben. Zu seiner Verwunderung lag er nicht mehr im Gang, sondern in seinem Bett. Die Ohnmacht hatte wohl länger angehalten. »Er ist wach«, rief er über die Schulter. »So, König. Wir haben Neuigkeiten, die dich an der glanzvollen Rechtschaffenheit deiner Leute zweifeln lassen werden«, sagte er genüsslich, ehe er zurücktrat und einem anderen Zwerg Platz machte.
Malbalor kannte ihn. Diemo Todkling aus dem Clan der Todklingen befehligte die Krieger, die den Durchgang ins Geborgene Land und der Schatzkammer bewachten. Ihn zu sehen und eine Neuigkeit aus seinem Mund zu erfahren, machte den König schon vorab unruhig.
»König Malbalor, ein Überfall«, gestand er zerknirscht. »Wir sind Opfer eines heimtückischen Überfalls aus den eigenen Reihen.«
Malbalor setzte sich und stieg aus dem Bett. »Sag nichts: Es waren etwa zwanzig, sie sahen aus wie Arbeiter«, erriet er ohne Anstrengung. »Jedenfalls hat mich einer von ihnen zu Boden geschickt.«
»Ja. Die Wärter vor der Schatzkammer sahen sie und dachten, sie hätten sich verlaufen. Als sie die Täuschung bemerkten, war es zu spät. Sie wurden mit Schaufeln niedergeschlagen und ...«
»Niedergeschlagen oder getötet?«
»Niedergeschlagen. Es gab leichte Verletzungen, Platzwunden in erster Linie und brummende Schädel«, sagte Diemo. »Wie bei dir, König.«
Malbalor freute sich natürlich, am Leben zu sein, wunderte sich aber über die plötzliche Zurückhaltung der Dritten, wenn es um das Leben von Zwergen ging, die nicht zu ihrem Stamm gehörten. »Es war niemand von den Dritten«, sagte er mit fester Stimme und unmittelbar zu Ginsgar. »Ich habe einem von ihnen das Tuch heruntergerissen. Keiner von uns verzichtet auf seinen Bart.«
»Ein bartloser Zwerg?«, entfuhr es Ginsgar. »Dann kann es ebenso ein Ausgestoßener gewesen sein. Wir bei den Ersten haben es immer so gehandhabt: Wer gegen die Gesetze verstößt, wird geschoren und muss das Reich verlassen, bis ihm ein neuer Bart gewachsen ist.« Er legte die Hände an den Gürtel. »Ein listiger Dritter oder Räuber aus den Städten der Freien?«
»Was sollten die Freien mit...« Malbalor sah zu Diemo. »Was ist eigentlich gestohlen worden?« Die Kiefer des Kriegers mahlten. »Nur der Diamant, König.«
»Welcher Diamant? Wir...« Er verstummte, als er die Tragweite der Worte verstand. »Dieser Diamant? Das Geschenk Gandogars?« Seine Falten wurden noch tiefer, er glaubte zu spüren, wie sie sich in sein Fleisch gruben.
Ginsgar trat vor. »Dein Hinweis war sehr wichtig, König. Ich schlage vor, dass wir dem Großkönig eine Nachricht zukommen lassen. Ich bleibe dabei, wenn es um die Schuldigen geht: die Dritten oder die Freien.« »Aus welchem Grund, Ginsgar?«, fragte Malbalor hart und entfernte den Ersten in Gedanken von der Liste seiner

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