Die Rache der Zwerge
Oberfläche eingebrannt. Nichts half dagegen, weder Wasser noch Seife, noch kräftiges Reiben oder die Behandlung mit Duftwasser. »Es sieht nicht gut aus«, sagte er und warf den Lappen in die Schüssel; Wasser schwappte über den Rand. »Der Stein ist beleidigt, weil ihn ein anderes Wesen als ein Elb angefasst hat«, schätzte er.
»Was meinst du: Beichten wir es Tiwalün, oder machen wir uns aus dem Staub?«
Er überlegte. Wären die Elben freundlicher und ehrlicher gewesen, hätte er ohne Zögern das Gespräch mit Tiwalün gesucht und um eine milde Bestrafung für Boindil gebeten; aber die Gastgeber benahmen sich äußerst merkwürdig. Außerdem musste er rasch zu seinem Diamanten. Eile war geboten.
Er tauchte die Seife ins Wasser und rieb sie zwischen den Händen, bis sich ein dicker, fester Schaum gebildet hatte. Vorsichtig schabte er die weiche, obere Schicht des Seifenstückes mit seiner Dolchklinge ab und schmierte sie auf die dunklen Abdrücke.
Es funktionierte. »Du bist einfach der schlaueste Zwerg, den ich kenne«, jubelte Ingrimmsch. Nachdem Tungdil drei dünne Lagen aufgebracht hatte, waren die unansehnlichen Stellen übertüncht. Ein oberflächlicher Betrachter würde nicht bemerken, dass es sich um einen Betrug handelte.
»So, das müsste genügen«, atmete Tungdil erleichtert auf. »Sobald wir Älandur verlassen haben, sende ich Fürst Liütasil ein Schreiben mit einer Entschuldigung. Du wirst dann persönlich vor ihm erscheinen und um Nachsicht bitten«, entschied er. Sein Freund nickte. »Also, zu den Ponys.«
Die beiden Zwerge fanden ohne Schwierigkeiten zu ihrer Unterkunft. Von dort ging es zu den Stallungen und schnurstracks auf den Pfad in Richtung Stollen. Erst als sie im Morgengrauen die Grenze Älandurs überschritten und die Hufe der Ponys Gauragar betraten, fiel die Anspannung von ihnen ab.
Niemand war ihnen gefolgt.
Das Geborgene Land, Königinnenreich Weyurn, Mifurdania 6241. Sonnenzyklus, Spätfrühling.
Nachdem sich Rodario und Tassia in der Stadt noch ein wenig nach Furgas umgehört hatten, kehrten sie zu dem Rest der Truppe zurück. Gesa lief ihnen Arme schwenkend entgegen, so dass beide an ein aufgescheuchtes Huhn denken mussten. Ihr beleibter Körper befand sich in Wallung, alles unter ihrem Kleid hüpfte und sprang auf und ab; dagegen half auch das Mieder nicht.
»Herr Rodario! Endlich seid Ihr da!« Sie nahm ihn bei der Hand. »Kommt schnell. Es waren Männer da, die Euren Wohnwagen zerschlagen und den armen Reimar verprügelt haben. Wir haben die Hunde auf sie gehetzt, und da sind sie endlich verschwunden.«
»Es ist gut, Gesa. Beruhige dich.« Er tätschelte ihre Wange. Rodario hatte so etwas schon vermutet und blieb daher gelassen.
Doch der Anblick seines zerstörten Heimes traf ihn tief. Das kleine Haus auf Rädern hatte unter der rücksichtslosen Suche nach dem Schmuck ordentlich gelitten; nichts stand mehr an derselben Stelle, das Meiste war zu Bruch gegangen. Wenn er den Schlägern von Noliks Vater noch einmal begegnete, würde er ihnen zur Wiedergutmachung alles abnehmen, was sie am Leib trugen. Sogar die Unterwäsche, nur um sie ordentlich zu demütigen.
»Oh, Palandiell!«, jammerte Gesa, die am Aufgang des Wagen stehen geblieben war. »Wie schade!« Seufzend legte Rodario sich auf die zerschlitzte Matratze. »Danke, Gesa. Es ist gut. Ich werde später aufräumen.« Sie nickte und ging.
Tassia schloss die Tür und nahm die Kette aus ihrem Versteck unter den Dielen. »Sie sind zu dämlich zum Suchen«, lachte sie erleichtert und legte den Schmuck an.
»Und sie glauben, dass wir dieses Kleinod in Mifurdania verscheuert hätten«, fügte er hinzu und streckte die Arme nach ihr aus. »Komm zu mir, Königin der Schauspielerinnen, und gewähre dem Kaiser deine Gunst. Zeige dich mir in aller Pracht, bekleidet mit Gold und Edelsteinen um deinen Hals.«
Sie ließ das von der Wäscheleine erbeutete Kleid von ihren Schultern rutschten und legte sich neben ihn, streichelte sein Gesicht. »Und, Kaiser der Wolllust? Wollen wir an deinem Theaterstück arbeiten?« »Oh, wie gewagt! Du möchtest einen Liebesakt auf der Bühne zeigen?«, grinste er dreckig, und sein aristokratisches Gesicht nahm ordinäre Züge an. »Damit wäre uns ein Aufenthalt im Kerker sicher. Wegen unzüchtigem Verhalten.«
Sie lächelte und kitzelte sein Bärtchen mit einer Strähne ihres blonden Haars. »Wir führen den Akt dennoch auf. Jetzt gleich und nur für uns.«
Er küsste sie in den Nacken, bald darauf
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