Die Rache der Zwerge
ergaben sie sich dem Liebesspiel, bis sie erschöpft in die Überreste der Matratze sanken und sich mit dem, was von der Decke übrig geblieben war, gegen die Kühle schützten. Rodarios Gedanken schweiften nach der wundervollen Ablenkung wieder zu seinem verschollenen Freund und den Abenteuern des heutigen Umlaufs. »Man hat versucht, uns zu töten, brave Menschen sind gestorben, und ein Mann wurde entführt«, sagte er nachdenklich. »Und irgendwie dreht sich alles um Furgas.« Tassia nahm das dunkelgelbe Kleid an sich und schlüpfte hinein. »Weswegen? Und was will nur jemand mit dem Schmied?«
»Lambus ist ein begabter Feinschmied, wie man ihn selten findet. Er hat Neider.« Er stieg in seine Kleider und bedauerte es sehr, die Frau nicht mehr in verführerischer Blöße zu sehen. »Steckt Furgas vielleicht selbst dahinter?«, grübelte er. »Lambus wollte die Stadt nicht verlassen, sagte er uns. Was kann so dringend sein, dass Furgas ihn deswegen entführen lässt?« Er verwarf den Gedanken. Ein solches Verhalten passte nicht zu seinem Freund.
»Hattest du nicht gesagt, er hätte seine Gefährtin und seine Kinder verloren?«, fragte sie, stand auf und lehnte sich an die Tür. »Er hat wohl eine neue Liebe gefunden.«
»Ach, wegen des Kindes, das ihn begleitete?« Rodario fing an, das Durcheinander in seinem Wohnwagen zu ordnen. »Ich verstehe es nicht. Er liebte Narmora über alles.«
»Gefühle können sich ändern.«
»Sicher. Bei jedem anderen«, nickte er. »Aber nicht bei Furgas. Du kennst ihn nicht, sonst würdest du anders denken und dich ebenso wundern wie ich. Er müsste zu einem gänzlich anderen Menschen geworden sein.« »Mh.« Sie legte die Hand auf die Klinke. »Und wenn es nicht sein Kind ist? Vielleicht hat er es zu sich genommen?« Tassia lächelte ihm zu. »Ich störe dich nicht weiter beim Aufräumen und Nachdenken. Du wirst deine Ruhe haben wollen.«
»Sehr nett, wie du dich aus dem Staub machst.«
Sie lachte hinreißend. »Die Königin weiß, wann sie zu gehen hat.« Mit diesen Worten trat sie hinaus. »Tassia!«
»Ja?«
Rodario deutete auf ihren Hals. »Die Kette.«
»Oh.« Sie streichelte über den Schmuck, der die Sonnenstrahlen reflektierte und atemberaubend strahlte. »Sie fühlt sich so gut auf meiner Haut an.«
»Zieh sie nicht an, solange wir in Mifurdania sind«, bat er sie, und sie legte die Kette ab, um sie in dem bewährten Versteck zu verbergen. »Aber später wird sie ein wichtiges Requisit bei unseren Aufführungen sein.« Sie hauchte ihm eine Kusshand zu und lief hinaus. Ihm blieb die unleidige Aufgabe, in seinem kleinen Reich Ordnung zu schaffen.
Nach getaner Arbeit setzte er sich im Schein der Lampe vor seinen Wagen auf die schmalen Stiegen und schrieb an dem neuen Stück weiter.
Es ging ihm leicht von der Hand; Tassia und die heutigen Ereignisse beflügelten ihn. Alles, was sie erlebt hatten, wurde von ihm eingebracht - ein Stück voller Leidenschaft, Abenteuer und Geheimnisse.
Wie es endete, stand noch nicht fest. Dazu musste er Furgas erst finden.
Er schenkte sich Wein aus der einzigen heil gebliebenen Flasche ein, als er das Lachen von Tassia hörte. Es war ein ganz bestimmtes Lachen.
Eifersucht loderte in ihm auf. Er stellte das Glas ab und ging zum Wagen, in dem Reimar lebte. Vorsichtig stellte er sich auf die Zehenspitzen und schaute durch das kleine Fenster. Das Lachen hatte ihm einen schrecklichen Verdacht beschert, und was er sah, brachte die Gewissheit: Die Königin ging fremd. Offenbar stand ihr der Sinn heute noch nach weiteren Vergnügungen. Und Reimar, der Bär von einem Mann, tat ihr den nicht eben selbstlosen Gefallen.
Rodario kehrte zu den schmalen Stufen zurück, nahm das Glas in die Hand. Und lachte. Er lachte und lachte, bis ihm die Luft ausging und sich die ersten neugierigen Köpfe in den Fenstern der kleinen Wagen zeigten; sogar Reimar schaute, ein Tuch um die Hüften gebunden, aus der Tür. Der Schauspieler deutete auf den Mann und lachte von neuem los, kippte nach hinten und rang nach Luft.
»Schon gut, ihr lieben Leute«, winkte er den Schaulustigen zu. »Es ist nur der tägliche Abendwahn, der mich befällt, wenn ich anderen beim Liebesakt mit meiner Gemahlin zuhören muss.«
Reimar bekam einen hochroten Kopf und verschwand blitzartig, und Rodario wurde von einem weiteren Lachkrampf geschüttelt.
Er blickte zu den Sternen, vor denen dünne Wolken vorüberzogen und sie in Milch tauchten. »Oh, ihr Götter! Da habt ihr mir eine Frau geschickt«,
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