Die Rache der Zwerge
sterben«, drohte der Mann neben ihm. Eine Hand packte sein Haar und zog ihm den Kopf zurück, bis seine Stirn den Unterboden des Wohnwagens berührte. »Und danach du, deine Truppe und der Magister!« Es stach wieder unangenehm in seinem Hals. Dieses Mal hatte das Messer tiefer geschnitten; warme Flüssigkeit sickerte über den Adamsapfel, und Rodario wurde übel. Ihm wollte nichts einfallen, wie er sich aus dieser misslichen Lage aus eigenen Kräften befreien könnte. Er war ganz auf den Großmut desjenigen angewiesen, der hinter ihm kauerte und ihm das Leben durch eine einfache Handbewegung nehmen konnte. »Ja«, krächzte er, weil die Angst und die Haltung ihm das Sprechen erschwerten.
»Sehr gut«, lachte der Unbekannte. »Denk daran: Wir beobachten dich, ja?« Die Hände ließen seinen Schopf los, und er bekam einen mächtigen Schlag gegen den Hinterkopf, vermutlich mit dem Griff der Waffe. Es genügte, um ihm den klaren Blick vorübergehend zu rauben. Dann hörte er, wie der Mann von ihm wegkroch, aufstand und davonrannte. Die Gefahr war gebannt.
Stöhnend kroch Rodario unter dem Wagen hervor, taumelte die Treppe hinauf in seinen Wagen und besah sich den Schnitt an seinem Hals im Spiegel.
Die rote Linie zog sich über die ganze vordere Hälfte seiner Kehle, der Schnitt blutete heftig und ging tief. Mit etwas mehr Druck wäre die Wunde schwer zu versorgen gewesen, aber so reichte es aus, dass er sich einen dicken Lappen mit einem langen Schal festband. Morgen würde er eine Heilerin aufsuchen. Nachdem sie aufgebrochen waren.
»Allmählich wird es etwas zu viel Abenteuer. Selbst für meinen Geschmack«, murmelte er, prüfte den Sitz des Verbandes und betrachtete seine Finger, an denen sein eigenes Blut klebte. Schwindel ergriff ihn, rasch setzte er sich. »Viel zu viel.«
Die Schmerzen betäubte er mit dem restlichen Rotwein aus der halbvollen Flasche. Nur gut, dass die Bogenschützin die Lampe und nicht die Flasche getroffen hatte.
VI
Das Geborgene Land, Königreich Idoslän, 6241. Sonnenzyklus, Frühsommer.
Galoppierende Ponys sah man im Geborgenen Land selten. Das Donnern der kleinen Hufe klang nicht wirklich bedrohlich, aber zusammen mit den grimmig blickenden Zwergen im Sattel, dem Klirren der Waffen und Rüstungen reichte es, dass die Wanderer auf den Straßen freiwillig Platz machten.
»Ist es noch weit?« Boindil vermisste die Tunnel und die rasche, einfache Art, unter dem Geborgenen Land hindurch zu reisen. Er war kein besonders guter Reiter, sein Rücken schmerzte von dem unentwegten Druck, der durch die Bewegungen des Tieres auf ihn weitergegeben wurden. Außerdem hatte er versehentlich schon etliche Fliegen verschluckt.
»Du wirst es aushalten.« Tungdil kannte kein Mitleid, weder für sich noch für die Ponys oder seinen Freund. Seine Eile war mehr als verständlich. Neben dem Leben seiner Gefährtin Balyndis stand ein Diamant auf dem Spiel. Ihm war klar, dass der Stein weitaus wertvoller war, als sein vollkommener Schliff vermuten ließ. »Höchstens noch einen halben Umlauf.«
Hufschlag näherte sich ihnen von hinten. Ein Pferd kam auf die gleiche Höhe ihrer Ponys - nur dass im eigenwillig geformten Sattel kein Mensch, sondern ein kräftiger Zwerg saß! Aus den Satteltaschen, die vor den Augen Tungdils auf und nieder sprangen, ragten die Griffe verschiedener Äxte, und es klirrte gelegentlich metallisch.
Der Zwerg trug schwarze Kleidung und eine dunkelbraune Lederrüstung sowie schwere Stiefel. Die Form seines Bartes war exzentrisch, rund um Mund und Kinn standen die blonden Haare, die ansonsten abrasiert waren. Lange, hellblonde Bartzöpfe wurden durch den Wind nach hinten gedrückt; auf dem Schopf saß ein schwarzes Kopftuch.
Tungdil erkannte ihn sofort. »Bramdal Meisterklinge!«
Der wesentlich ältere Zwerg wandte ihm das Gesicht zu. »Ich kenne dich«, sagte er laut, um das Klappern der Hufe zu übertönen. »Bergensstadt, nicht wahr? Du wurdest für mich gehalten.« Er riss die Zügel nach hinten und verlangsamte die Geschwindigkeit des Tieres. »Und du wolltest zu den Freien. Nach allem, was ich hörte, ist es dir gelungen.« Sie ritten im Trab nebeneinander her. »Wer hätte gedacht, dass aus dir ein Held wird?« Er lächelte und reichte ihm von oben herab die breite Hand. »Es freut mich, dich wieder zu sehen, Tungdil.« Zwiespältige Gefühle befielen Tungdil. Bramdal verdankte er es, dass er den Weg zu den Freien und in die Stadt Goldhort gefunden hatte. Er hatte ihm den Hinweis auf
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