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Die Rache der Zwerge

Die Rache der Zwerge

Titel: Die Rache der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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erleuchtetes Gebäude zu, das Tungdil und Boindil bereits kannten. Hier hatten sie zusammen mit Andökai den Elbenfürsten zum ersten Mal um Beistand gegen Nöd'onn gebeten. Mächtige Bäume bildeten wuchtige, lebende Pfeiler für das dichte Dach aus Laubkronen in zweihundert Schritt Höhe.
Doch die natürliche Halle selbst hatte sich gegenüber dem ersten Besuch radikal verändert. Die kunstvollen Mosaiken aus hauchdünnen Gold- und Palandiumplättchen zwischen den Stämmen, durch die einst die Sterne gefunkelt hatten, fehlten. Sie waren einfachen, doch riesigen Gemälden gewichen, die nichts als verschiedene Abstufungen von Weiß zeigten; hier und da schimmerten Diamanten im Licht der Fackeln auf, die wie willkürlich darauf gestreut wirkten. Aus dem Prunk und der Zuschaustellung der überlegenen Handwerkskunst war eine ungewohnte, seltsame Schlichtheit geworden, welche die Zwerge wegen ihrer Monumentalität nicht weniger beeindruckte.
»Was habt ihr denn mit dem ganzen Zeug gemacht?«, ließ sich Boindil zu einer Bemerkung hinreißen. »Ist ein Volk gezwungen, seine künstlerische Begabung in stets gleich bleibender Form zum Ausdruck zu bringen?«, gab Tiwalün zurück. »Da wir bislang keine oder wenig Besucher in unseren Wäldern hatten, wurden die wechselnden Vorlieben in unserer Kunst nicht bemerkt. Und es sei Euch versichert, Boindil Zweiklinge, wir haben schon viele Dinge ausprobiert. Ähnlich wie bei Eurem Volk bedeuten uns ein- oder zweihundert Zyklen nicht viel.«
Er bog nach links und versuchte, sie aus der Halle der Bäume zu lotsen, da deutete der Ingrimmsch auf einen weißen, dreikantigen Monolithen, der an der Stelle aufragte, an dem sich damals der Thron Liütails befunden hatte. Aus dieser Entfernung geschätzt, betrug seine Höhe gewiss fünfzehn Schritte und der Umfang sieben Schritte. »Kann ich das näher betrachten, Freund Elb?«
»Das ist kaum von Bedeutung«, spielte Tiwalün die Bedeutung der Entdeckung herunter. »Das Mahl wartet...« Boindil hatte Tungdils Mahnung, sich tagsüber den Anweisungen der Gastgeber zum Schein zu fügen, nicht in Erinnerung behalten. Unerschrocken marschierte er an Tiwalün vorbei und lief zu dem dreieckigen Monolithen. »Hier ist das Auge eines Steinkenners gefragt«, verkündete er. »Mein Stamm ist bekannt für seine herausragenden Steinmetzkünste.«
Der Elb setzte ihm nach und lief dann rückwärts vor ihm her. »Nein, Boindil Zweiklinge. Ich bitte Euch, von Eurem Vorhaben abzusehen. Es ist eine Art Heiligtum, das nur von Elben berührt werden darf.« Er blieb stehen und hoffte, den Zwerg damit aufzuhalten. »Eine Missachtung durch Euch darf ich nicht ohne Folgen lassen. Eigentlich hättet Ihr es nicht einmal ansehen dürfen!«
Ingrimmsch schaute an den Beinen des Elben entlang, über den Oberkörper hinauf bis zum Gesicht Tiwalüns. »Das ist sehr unhöflich!«, beschwerte er sich. »Eure Abordnung gelangt in jeden Winkel unseres Reiches, aber ich darf mir nicht einmal einen Stein anschauen?«
»Es ist ein Heiligtum, du hast es doch gehört, Boindil«, griff Tungdil rettend ein.
»Und warum hat er dann zuerst gesagt, es wäre kaum von Bedeutung?«
»Für Euch ist es kaum von Bedeutung«, lächelte Tiwalün. Ein Schweißtropfen rann von seiner Stirn über die glatte, faltenlose Haut, die gewiss in einhundert Zyklen noch straff und jugendlich sein würde. »Bitte, kehrt um.« »Elben und heilige Steine«, grinste der Krieger. »Unser Volk besitzt doch mehr Übereinstimmungen, als ich annahm. Sehen wir mal von den Vorlieben beim Essen ab.« Friedlich schwenkte er herum und zeigte auf den Durchgang, durch den Tiwalün vorher hatte gehen wollen. »Da lang?«
»Da lang«, sagte Tiwalün erleichtert und lief los, bevor es sich der störrische Zwerg noch anders überlegte. »Ich bedanke mich für Euer Verständnis, Boindil Zweiklinge.«
»Das ist doch selbstverständlich«, grinste Ingrimmsch breit und zwinkerte Tungdil zu.
Der späte Abend hielt eine Überraschung für Elben und Zwerge bereit.
Sie saßen zusammen mit Vilanoil und Tiwalün beim letzten Gang des üppigen, doch keinesfalls schweren Essens, als ein Bote eintrat und dem Elben einen Brief überreichte. Er las ihn und sah zu den beiden Zwergen. »Äußert beunruhigende Nachrichten«, sagte er sorgenvoll. »Drei der Diamanten wurden gestohlen, sowohl der von König Nate als auch der von König Ortger und König Malbalor. Die Rede ist von schrecklichen Kreaturen und Zwergen, welche die Überfälle

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