Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache der Zwerge

Die Rache der Zwerge

Titel: Die Rache der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
auszubilden.« Sie verneigte sich vor ihm.
Boindil hatte einen Angriff erwartet. Es dauerte, bis er begriff, was sie von ihm verlangte. »Ausbilden? In was denn, bei Vraccas? Kind, ich dachte...«
»Ich habe Wiedergutmachung gefordert, und du hast sie mir gewährt.«
»Das ist deine Wiedergutmachung?«, brach es aus ihm hervor. »Ich kann das nicht! Wieso soll ich ...« »Eine großartige Kriegerin ist durch dich in die Ewige Schmiede eingefahren. Du hast mir die Möglichkeit genommen, ihr Erbe anzutreten, also ist es nur rechtens, wenn derjenige, der Sanda bezwang, mich nun unterweist.« Goda blieb stur. »Ich nehme dich bei deinem Schwur.« Sie ging auf ihn zu und hielt ihm ihre Waffe hin. »Wir nennen sie Nachtstern, und ich beherrsche sie recht gut. Was mir fehlt, ist ein erfahrener Lehrmeister, der mich auf die Tücken des Kampfes vorbereitet.«
Tungdil grinste Ingrimmsch an. »Nun siehst du, wie es mir damals mit Bavragor erging. Er hat mich ähnlich hereingelegt«, sagte er. »Wir sehen uns drinnen.« Er verschwand im Stollen, um Balyn dis zu suchen. Er wollte sie begrüßen, in die Arme schließen und sie mit seinem neuen, gepflegten Anblick überraschen. Für lange Gespräche mit Goda blieb den ganzen Abend noch Zeit.
Boindil betrachtete die Zwergin und fühlte sich hilflos. Es stimmte, er hatte einen Schwur geleistet. »Gut«, seufzte er. »Ich zeige dir rasch ein paar ...«
»Nein«, sagte Goda. »Du wirst mich unterrichten und nicht eher aufhören, bis ich dir mindestens ebenbürtig bin, wie es auch meine Urgroßmuhme getan hätte. Und dann wollen wir in einem Kampf entscheiden, wie viel deine Unterweisungen taugen.« Sie hob den Nachtstern, die Waffen berührten sich mit leisem Schaben. »In einem echten Kampf, Meister.«
Er verdrehte die Augen, stellte den Krähenschnabel auf die Erde und stützte sich mit beiden Händen auf den Kopf der Waffe. »Goda, ich mag ein guter Krieger gewesen sein, aber meine Kunst ist eingerostet. Und nur weil ich guter Krieger war, bedeutet es nicht, dass ich ein guter Lehrer bin.«
»Du kannst sagen, was du willst, Meister. Ich weiche nicht mehr von deiner Seite, bis meine Ausbildung abgeschlossen ist.« Das Gesicht der Zwergin zeigte die bekannte Entschlossenheit ihres Volkes, zu der sich noch die berühmte Halsstarrigkeit der Frauen gesellte. »Wo du hingehst, werde ich sein.«
Tatsächlich hängte sie sich an seine Fersen, als er ins Innere des Stollens ging, und folgte ihm mit einer halben Armlänge Abstand. »Du wirst mich irgendwann in Ruhe lassen, oder?«, erkundigte er sich über die Schulter. »Wenn du dich erleichtern musst, Meister«, antwortete sie, zufrieden darüber, dass ihre List gelungen war. »Wann beginnen wir mit den Übungsstunden?«
Boindil blickte wieder nach vorn, und ein breites Grinsen stahl sich in sein faltiges Gesicht. Er würde sie so sehr quälen, dass sie ihn freiwillig verließe. Damit bräche er nicht einmal seinen Eid. »Deine Lehrzeit läuft ohne Unterbrechung.« Er entdeckte einen Stapel Ersatzstützbalken, den Tungdil sauber an einer Wand des Ganges aufgetürmt hatte. »Die wirst du einen nach dem anderen vorne zum Tor tragen und sie aufschichten«, befahl er mürrisch.
»Ja, Meister.« Goda fragte nicht einmal nach dem Sinn seiner Anweisung, sondern legte Schild und Waffe zur Seite, um mit dem Schleppen zu beginnen. Ingrimmsch nahm beides an sich. »Wie kommst du darauf, dass du dich davon trennen darfst?«, fragte er sie schneidend. »Ein Zwerg lässt seine Waffe nicht irgendwo liegen. Und schon gar nicht wirft er eine Waffe weg, wenn er nur eine besitzt.« Er nickte ihr zu. »Trag das Holz weg, danach kannst du mit der Suche im Stollen beginnen.«
Sie runzelte die Stirn. »Welche Suche?«
Boindil brachte die klingenbesetzten Kugeln zum Schwingen. »Danach. Ich werde sie verstecken, und du wirst dich nicht ins Bett legen, bevor du den Nachtstern gefunden hast.« Er schritt um die Ecke. Kaum befand er sich außer Sichtweite, gluckste er leise vor sich hin. Er hörte sie aufstöhnen, als sie den ersten Balken auf die Schulter wuchtete, und freute sich diebisch über seinen gemeinen Einfall, dem noch weitere folgen würden. Innerhalb von wenigen Umläufen wäre er das Kind los.
Tungdil schlich sich ins Schlafzimmer.
Balyndis lag unter einer dicken Decke, die Augen geschlossen und das Gesicht zur Hälfte in das Kissen vergraben. Ihre Züge wirkten durch die langen, dunkelbraunen Haare kalkig weiß, sie sah wirklich schwach und krank

Weitere Kostenlose Bücher