Die Rache der Zwerge
aus.
Behutsam setzte er sich neben sie. In Gedanken formulierte er seine Sätze, die er sich bereitgelegt hatte, dann streckte er die Linke aus, um sie sanft an der Schulter zu berühren.
»Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, es ist ein Traum«, flüsterte sie. »Da kommt ein stattlicher Zwerg in mein Gemach.« Sie hob ihre Rechte, öffnete die Augen, und fasste seine Hand. »Du siehst gut aus, Tungdil Goldhand. Es ist lange her, dass ich dich so gesehen habe. Was bedeutet dein verändertes Aussehen?« »Es ist nicht nur äußerlich.« Er küsste ihre Finger. »Ich bin ein Narr gewesen. Boindil habe ich es zu verdanken, dass der Verstand zu mir zurückkehrte und ich dem Branntwein entsagte«, sagte er gedämpft und schaute in ihre braunen Augen. »Ich habe dich unter meinem Schmerz und meinen Schuldgefühlen leiden lassen und mich benommen wie ein ...« Er musste schlucken.
»... wie ein sturer, blinder, trunksüchtiger, in sich gekehrter, uneinsichtiger und von seinem Gewissen zerfressener Mann«, vollendete sie erbarmungslos. »Du möchtest mir sagen, dass du auf einer Reise warst, dich mit Ingrimmsch unterhalten und dich geändert hast?« Sie wirkte verwundert und ungläubig. »Du willst dich in wenigen Umläufen gewandelt haben?«
Tungdil nickte.
»Wie ist das geschehen? Sag es mir, damit ich deinen Worten Glauben schenken kann.«
Er berichtete von den Geschehnissen am Abgrund und wie ihn der Krieger vor die Wahl gestellt hatte. »Die Mauer um meinen Verstand zerbrach, ich sah die Dinge klar wie in den letzten vier Zyklen nicht mehr. Ich kann dich nur um Verzeihung bitten«, sagte er leise. »Glaubst du mir meinen Wandel?«
Als sie die Arme um ihn schlang, weinte Tungdil. Er umarmte sie ebenfalls, drückte sie an sich und schloss die Augen. Er roch an ihren Haaren, spürte den dünnen Bartflaum an seiner Nase und ihre Wärme auf seiner Haut. Sie saßen sehr lange einfach da und hielten sich fest, genossen die Nähe des anderen, die sie endlich wieder teilten. Von ganzem Herzen teilten.
»Dass wir uns entzweit haben, ist nicht allein deine Schuld. Ich habe mich zu sehr zurückgezogen und dich allein gelassen«, gestand sie. »Es wird nicht wieder geschehen.«
»Nie wieder.«
Sie umarmte ihn, betrachtete sein Gesicht lange. »Gib mir Zeit, mich an den neuen alten Tungdil zu gewöhnen. Es ist noch zu schön, um wahr zu sein.«
»Aber es ist wahr, Balyndis«, lächelte er, dann legte sich ein Schatten auf sein Antlitz. »Du siehst krank aus«, sagte er besorgt.
»Die letzten Reste einer Erkältung«, winkte sie ab. »Es geht mir schon viel besser.« Sie küsste ihn auf die Stirn. »Ihr habt Goda schon getroffen?«
»Sie hat uns sehr überrascht. Und vor allem den armen Ingrimmsch.«
Sie grinste. »Es wird ihm nichts schaden, sich näher mit einer Zwergin beschäftigen zu müssen.« Tungdil machte große Augen. »Du wusstest von ihrem Unterfangen?«
»Ich habe ihr dazu geraten.«
»Was?«
Balyndis schmunzelte und setzte sich weiter nach hinten, um die Kissen als Stütze im Kreuz zu haben. »Als sie beim mir erschien und um eine Unterkunft bat, wusste ich nicht, wen ich vor mir hatte. Wir unterhielten uns an jenem ersten Abend lange, und ich erfuhr, dass sie bereits im Blauen Gebirge gewesen war. Sie hatte gehofft, dich hier zu finden, damit du ihr sagen kannst, wo sich Boindil aufhält. Die Zweiten wollten es ihr nicht verraten.«
»Du hast ihm ein Kind auf den Hals gehetzt und keine Zwergin.«
»Sie ist vierundvierzig Zyklen alt. Man sieht schon allein an ihrer Statur, dass sie kein Kind mehr ist«, widersprach Balyndis belustigt. »Ingrimmsch wird ihre weiblichen Reize bald entdecken.« »Es ist eine Verwandte der Zwergin, die er erschlagen hat. So etwas wie Romantik wird sich zwischen den beiden sicherlich nicht einfinden«, hielt Tungdil dagegen. »Was für ein Vorhaben verfolgte sie zuerst, bevor du ihr deinen Plan schmackhaft machtest?«
»Sie wollte Boindil töten.«
Tungdil stand auf, öffnete die Schnallen seines Kettenhemdes und ließ es zu Boden gleiten. Sorgsam hing er es auf den Ständer neben der Tür. »Es wäre ihr nicht geglückt. Das kann sich ändern, wenn er mit ihrer Ausbildung fertig ist.« Er streifte das Ledergewand ab und stand in Hemd, Lederhose und Stiefeln vor ihr. »Sie ist eine Dritte, Balyndis. Sie wird das Kriegerhandwerk bald besser beherrschen als er. Willst du seinen Tod?« Sie faltete die Hände und legte sie auf die Decke. »So weit wird es nicht kommen.«
»Und
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