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Die Rache der Zwerge

Die Rache der Zwerge

Titel: Die Rache der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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schützen, welche das Geborgene Land aufbringen kann.« Königin Wey, eine Frau um die fünfzig Zyklen in einem bodenlangen dunklen Kleid, das mit unzähligen Diamanten besetzt war, erhob die Stimme und überraschte mit ihrem Vorschlag alle Anwesenden. Sie gehörte nicht zu dem Kreis, den man als militärisch bewandert einstufte. »Anscheinend sind die einzelnen Völker nicht in der Lage, die Steine vor den Räubern zu bewahren. Warum sollen nicht alle ihren Beitrag dazu leisten? Stecken wir sie hinter die Mauern der größten Festung, umgeben wir sie mit Kriegsmaschinen und Tausenden Soldaten. Dann kann es keinem gelingen, sie zu stehlen. Einzeln sind sie leichte Beute.«
Nate nickte sofort. »Ein hervorragender Vorschlag, Königin Wey!«
»In der Tat«, lobte Isika. »Wir hätten gleich darauf kommen können, geschätzte Schwester.« Ihre Anrede verwunderte niemanden. Die äußerlich völlig unterschiedlichen Königinnen redeten sich als Geschwister an, um ihren Zusammenhalt zu zeigen. Sie hob die Hand. »Ich bin dafür.«
Alle Königinnen und Könige schlössen sich ihr an.
Glaimbli und die beiden Elben rührten sich dagegen nicht. »Wartet auf Gandogar«, grummelte der Zwerg lediglich.
Tiwalün und Vilanoll versprachen, ihren Fürsten zu unterrichten und seine Entscheidung kundzutun. »Bis Gandogar eingetroffen ist, wird sich auch Liütasil entschieden haben«, sagte Tiwalün. »Nun würde ich sehr gern den Fortschritt an Eurem Palast sehen. Haben Eure Baumeister unsere Hinweise gut verwenden können, König Bruron?«
Mallen ging an ihnen vorbei und eilte zu seinem Pferd. Er rätselte. Noch immer hatte sich keine Elbendelegation bei ihm blicken lassen, die mit ihm über den Austausch von Wissen verhandeln wollte. Bruron dagegen profitierte offensichtlich bereits von den Errungenschaften Älandurs. Er bezweifelte, dass Idoslän nach dem Streit mit Rejalin überhaupt ein Aspirant war. Umso überraschter war er, als er bei seiner Rückkehr in seine Unterkunft ein Schreiben von Liütasil vorfand, in dem der Fürst eine Abordnung ankündigte.
Mallen war sich indes nicht sicher, ob er sie in seinem Königreich haben wollte.

VII

    Das Geborgene Land, Königreich Idoslän, 6241. Sonnenzyklus, Frühsommer.
    Tungdil lag neben Balyndis und starrte an die Decke. Letztlich starrte er ins Dunkel und wusste, dass sich über ihm die Decke befand. Es machte keinen Unterschied. Er hätte auch in ein Feuer, in die Sonne oder einen Abgrund starren können.
Er dachte nach. Unentwegt und so sehr, dass er trotz der Ermattung, die in seinem Körper steckte, nicht zu schlafen vermochte.
Etwas stimmte nicht.
Die Freude über das Wiedersehen mit Balyndis hielt an, auch die gegenseitigen Beteuerungen ihrer Gefühle und die Zärtlichkeiten, die sie nach langer Zeit wieder ausgetauscht hatten, empfand er als echt. Dennoch besaß alles, was er tat und sagte, einen Beigeschmack. Es war wie ein unvollkommener Frühling ohne Blüten. Es grünte, aber die Farbenpracht und der Duft fehlten.
Und weil er sich so absurd unzufrieden und unausgefüllt fühlte, hasste er sich. Er war dabei, die neue Idylle von ihm und Balyndis völlig grundlos zu zerstören. In den vergangenen Zyklen hatte er dieses Gefühl für Schuld am Tod seines Sohnes gehalten. Es war nicht so.
Behutsam, um die Zwergin nicht zu wecken, stand er auf, streifte sich sein Nachtgewand über und verließ das Schlafzimmer.
Er schlenderte durch den Stollen, und sogar hier wollte sich das Gefühl nicht einstellen, zu Hause zu sein. Die Gänge und Kammern boten ihm keine Geborgenheit mehr.
Tungdil ging in die Küche, kochte sich einen Tee aus Schafgarbe, Nieswurz und Fenchel. Genüsslich schlürfte er ihn und wartete, dass er sich beruhigte und sein Verstand das Grübeln aufgab.
Gerade, als seine Lider schwer wurden und er mit dem Kopf auf den Tisch sank, hörte er ein dumpfes Krachen aus dem vorderen Teil des Stollens. Ein morsch gewordener Balken, der unter dem Gewicht einer Querstrebe einbrach, hätte anders geklungen. Jemand machte sich mit Wucht am Eingangstor zu schaffen, und Tungdil ahnte das Schlimmste. Schon war es mit der Ruhe vorbei, sämtliche Sinne erwachten. Er rannte zurück ins Zimmer, schlüpfte ins Kettenhemd und die Stiefel, dann nahm er die Feuerklinge.
»Was ist los?« Balyndis richtete sich auf.
»Wir bekommen Besuch«, erwiderte er gehetzt. »Ingrimmsch!«, brüllte er laut. »Steh auf. Es gibt Beschäftigung für deinen Krähenschnabel.« Er zurrte sein Wehrgehänge

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