Die Rache der Zwerge
zurück. Du weißt, wie es sonst für dich enden wird.«
»Es wird doch auf alle Fälle schlecht für es enden, oder?«, raunte Ingrimmsch ihm besorgt zu. Das Scheusal schüttelte das schreckliche Haupt. »Geht weg«, sagte es noch einmal und machte einen Schritt nach vorn.
Boindil bleckte die Zähne und senkte den Kopf, die Haare fielen verwegen in seine Stirn. »Wie früher, Gelehrter?«
»Wie früher, Ingrimmsch.« Tungdil attackierte ansatzlos die rechte Hüfte und drehte sich dabei in den Feind hinein, im Rücken folgte ihm sein Freund.
Boindil löste sich ein Blinzeln vor Tungdils Schlag von ihm, ging in die Hocke und griff den rechten Unterschenkel an. Beide Angriffe konnte es nicht parieren - und vor allem: womit?
Die Bewegung, mit der ihr Gegner auswich, kam zu überraschend und zu schnell für die Zwerge. Das Wesen drückte sich vom Boden ab, sprang schräg gegen die Seitenwand des Tunnels und schnellte von dort über Goda hinweg. Ihr hastiger Hieb ging fehl, und der Räuber entkam in den Quergang dahinter. »Ho, der hopst ja wie ein Grünfrosch!«, erboste sich Boindil. »Komm zurück, Fröschi!« Er rannte an Goda vorbei. »Schlechter Schlag, Goda«, rügte er sie. »Dafür wirst du erneut Holzbalken schleppen müssen.« Sie eilte ihm nach, den Blick beschämt zu Boden gerichtet.
Gemeinsam nahmen sie die Verfolgung auf.
Das Scheusal hatte im Ganggewirr des Stollens die Orientierung verloren, wie Tungdil bald feststellte, denn es lief in Richtung Küche. Von dort gab es keine Möglichkeit zu entkommen.
Sie stürmten in den Raum und stellten es, als es versuchte, sich durch den Kamin zu zwängen. Seine Schultern waren zu breit, es würde nicht durch den Schlot gelangen.
Als es die Gegner hörte, zog es sich aus dem Kamin zurück und starrte sie an. Ein kurzes Schütteln der Arme genügte, und die Ketten glitten klirrend von den runengeschmückten Schonern. Die Fäuste schlössen sich um die hinteren Enden.
»Passt auf. Es wird die Ketten wie Peitschen einsetzen«, vermutete Tungdil angespannt. »Boindil und ich greifen gleichzeitig an, Goda bewacht den Ausgang.«
Die Zwerge setzten dem Monstrum von zwei Seiten zu, erkannten aber, dass es sich trotz der Größe um einen tückischen, verflucht flinken Gegner handelte.
Ingrimmsch tauchte unter der heranzuckenden Kette hinweg, steckte dafür einen Tritt gegen seinen Oberkörper ein und wurde rücklings in den Schrank mit den Töpfen und Pfannen befördert. Das Holz gab unter dem heftigen Aufprall nach, Regalböden fielen herab und begruben Boindil mit all ihrer Last unter sich. Tungdil hatte zunächst mehr Glück. Auch er zog den Kopf ein, entging der Kette und holte mit beiden Händen aus, um die Feuerklinge in die Leibesmitte des Feindes zu hacken; da schnellte die andere Klaue der Kreatur nach vorn und packte den Stiel.
Etwas Merkwürdiges geschah.
Der Axtkopf glühte auf, die Intarsien flammten auf, und die Diamanten erstrahlten wie kleine Sonnen, sodass Tungdil geblendet die Augen schloss.
Das Monstrum heulte wütend und erschrocken auf. Es hatte die Feuerklinge losgelassen und stapfte wohl rückwärts, wie der Zwerg an den Geräuschen erkannte. Der Geruch von verbranntem Fleisch stieg ihm in die Nase.
Kaum erkannte Tungdil den Gegner als Schatten, schlug er zu.
Die Feuerklinge hielt, einen feurigen Schweif hinter sich her ziehend, auf die Hüfte des Monstrums zu und wurde plötzlich ruckartig zur Seite gezogen. Beinahe hätte er sie losgelassen.
Leuchtende Kettenglieder wickelten sich um den Axtkopf und hielten ihn auf. Zischend rang die Magie beider Waffen miteinander, grüne und rote Funken schössen durch die Küche und versengten das Holz oder schwärzten den Stein. Was noch schlimmer war: Knisternd brannten sie Löcher in Tungdils Bart. Langsam, aber sicher erhitzte sich der Stiel.
»Verflucht, was geht hier vor sich!?«, tobte Ingrimmsch und wühlte sich aus dem Berg aus Pfannen. Er hatte den Krähenschnabel in dem Haufen verloren. »Magie?« Er hob eine besonders schwere Kasserolle auf und warf sie nach dem Wesen. »Hör auf damit, Fröschi! Kämpf gefälligst wie ein echtes Ungeheuer!«
Die Kasserolle prallte gegen die breite Brust.
Grunzend fuhr das Monstrum herum und schaute zu dem Krieger, der den Stiel seiner Waffe entdeckte, ihn umfasste und aufhob. Es vollführte eine schwungvolle Bewegung mit dem linken Arm, und die zweite Kette schnellte schlangengleich heran. Dieses Mal glühte sie dunkelgrün und machte keinen Hehl aus den magischen
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