Die Rache des stolzen Millionärs (German Edition)
ihr auf. Sie sah sich in Damiens Armen in genau diesem Haus, sah, wie er sie auf den Hals küsste, dann ihren Mund.
Wohl wissend, dass ihre Wangen glühten, zog sie ihre Hand weg. „Wenn du hier fertig bist, ich habe noch zu arbeiten.“
Er nickte finster. „Ich bin fertig.“ Dann ging er an ihr vorbei den Weg hinunter.
Plötzlich fiel ihr etwas auf. „Hey, wie bist du hierhergekommen? Ich sehe kein Auto.“
„Zu Fuß“, gab er ihr mit einem kurzen Blick über die Schulter zur Antwort.
Ohne es zu wollen, hörte sie sich sagen: „Möchtest du zurück gefahren werden? Es ist ganz schön weit.“
Entschieden schüttelte er den Kopf. „Nein. Es ist gerade weit genug.“
Und schon verschwand er so schnell auf der Straße in die Dunkelheit, dass sie keine Chance hatte, ihn zu fragen, was er damit gemeint hatte.
Damien kam hungrig und völlig durchgefroren zu Hause an. Doch alles in allem hatte ihm der Spaziergang gutgetan. So hatte er Zeit gehabt, sich über einige Dinge klar zu werden, neue Pläne zu schmieden und die Lungen mit frischer Luft zu füllen. In Los Angeles konnte man das nicht.
Als er hereinkam, fing Olin ihn an der Eingangstür ab. „Sir?“
„Sie sehen sehr beunruhigt aus, Olin.“
Der Butler nahm Damiens Mantel und legte ihn sorgfältig über seinen Arm. „Mrs. Roth ist hier. Und sie hat Mr. Kaplan mitgebracht.“
Damien schaute auf die Uhr. „Es ist acht.“
„Ich sagte ihnen, dass es zu spät sei. Doch sie bestanden darauf zu warten.“ Der Butler beugte sich vor und flüsterte mit vorgehaltener Hand: „Mrs. Roth bezeichnete Mr. Kaplan als Erschließungsunternehmer.“
Damien lachte in sich hinein. „Ja, ich weiß, wer er ist. Wie lange sind sie schon hier?“
„Zwanzig Minuten.“ Olin richtete sich wieder auf. „Ich gehe zurück und sage ihnen, dass Sie nicht gestört werden wollen …“
„Nein. Ich habe Irene gesagt, dass sie jederzeit kommen kann.“ Er hätte präziser sein und ihr erklären sollen, dass er jederzeit während des Tages meinte. Aber hier handelte es sich um besondere Umstände, um einen Teil seines Plans, und er konnte es sich nicht leisten, so übermäßig anspruchsvoll wie sonst zu sein. „Sagen Sie ihnen, dass ich gleich bei ihnen bin.“
„Ja, Sir.“
„Wo sind sie?“
„Im Arbeitszimmer.“
„Schön.“ Er war gerade im Begriff, die Treppe hochzugehen.
„Sir?“
Damien drehte sich um. „Ja, Olin?“
„Ich weiß, es steht mir nicht zu, Sie zu fragen, doch wenn Sie die Absicht haben, das Haus zu verkaufen, wäre ich Ihnen dankbar für einen Hinweis …“
„Ich verkaufe nicht.“
„Oh.“
„Jedenfalls nicht dieses Haus.“
Es gab Zeiten, da glaubte Tess York, dass sie nichts mehr fühlen konnte … dass die Abscheulichkeit und Scham über ihre Vergangenheit sie empfindungslos gemacht hatten. Dann, aus heiterem Himmel, spürte sie den Anflug einer Welle von Emotionen. Normalerweise gingen sie mit einer Reihe von Erinnerungen einher, keinen guten, aber dennoch riefen sie ihr ins Gedächtnis, dass sie am Leben war und etwas fühlen konnte. Und sie musste das als etwas Positives verstehen.
An diesem Abend saß Tess auf ihrem neuen Bett und rieb sich Öl auf die schuppige Haut der Innenseite ihres Oberschenkels. Gerade jetzt rief ihr die massive Verletzung, die Henry ihr am Tag, als sie ihn verlassen wollte, zugefügt hatte, eine Flut von Erinnerungen ins Bewusstsein und auch die damit verbundenen Gefühle. Es war eine merkwürdige Sache, auch weil sie die Narbe immer spürte, fühlte, wie ihre Jeans daran scheuerte oder das Duschwasser dagegenschlug.
An diesem Abend jedoch brannte sie regelrecht.
Ihr drängte sich der Gedanke auf, dass es mit Damiens Wiederauftauchen in ihrem Leben zu tun hatte. Die Ahnung, dass, wenn sie ihn gewählt hätte, ihr Leben möglicherweise ganz anders verlaufen wäre … dass diese Narbe nie existiert hätte. Doch wer konnte das schon so genau wissen? Auf seine Art hatte sich Damien auch in ein Monster verwandelt.
Draußen hatte es angefangen zu schneien. Am nächsten Tag sollte die wirkliche Renovierung beginnen.
Tess legte die Salbe beiseite, kroch unter die Bettdecke und schloss die Augen.
4. KAPITEL
Eine passende Wandfarbe auszusuchen war keine leichte Aufgabe. Normalerweise konnte Tess solche kleinen Hürden innerhalb von gut fünfzehn Minuten überwinden. In den fünf Jahren, in denen sie diese Arbeit machte, hatte sie für mehr als hundert Wände die Farbe ausgesucht, doch an diesem
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